"Man muss ein Zeichen setzen": Wie am Tegernsee aus einem Bauernhof eine Luxus-Immobilie wird

Ein denkmalgeschütztes Gebäude in Gmund am Tegernsee wird gerade zu einem Top-Anwesen ausgebaut. Die Schutzgemeinschaft Tegernseer Tal ist entsetzt und klagt, denn: "Man muss ein Zeichen setzen."
Autorenprofilbild Natascha Probst
Natascha Probst
|
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
8  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Das Hauptgebäude mit dem denkmalgeschützten Bereich ist nur ein Teil des Projekts.
Das Hauptgebäude mit dem denkmalgeschützten Bereich ist nur ein Teil des Projekts. © privat

Gmund – Es ist eine ganz besondere Luxus-Immobilie, die hier in Gmund am Tegernsee aus einem alten Bauernhaus entstehen soll. Das im 18. Jahrhundert erbaute Bauernhaus "Weber in der Wies" wird gerade umgebaut und sucht einen neuen Besitzer unter dem Namen "Farmestate Tegernsee".

Die gesamte Wohnfläche erstreckt sich über 1266 Quadratmeter, hat sieben Schlaf- und sechs Badezimmer. Die Umbaumaßnahmen beinhalten Wellness- und Entertainmentbereiche, eine Tiefgarage mit Auto-Stellplätzen, Parkmöglichkeiten im Freien sowie einen Pool im Untergeschoss des Erweiterungsbaus.

Lesen Sie auch

Das Anwesen in Alleinlage wird im Exposé als "Liegenschaft mit schier grenzenlosen Möglichkeiten der Verwirklichung seiner eigenen Traumwelt" beworben. Hinter dem Umbau steckt die Prime Properties Gruppe, ein Bauunternehmen aus Kitzbühel. Die First Kitzbühel Immobilien GmbH vermarktet das Anwesen, einen Preis erhalten Interessierte nur auf Anfrage, die Rede ist jedoch von 25 Millionen Euro.

Bau am Tegernsee zufällig entdeckt – und wohl zu spät

Zufällig habe man den Bau entdeckt, sagt die Vorsitzende der Schutzgemeinschaft Tegernseer Tal (SGT) Angela Brogsitter-Finck. Eines ihrer Mitglieder sei bei einem Spaziergang auf einen Kran und das Projekt gestoßen. Vorgefunden habe man den alten, denkmalgeschützten Bauernhof "mit einem überdimensionierten Anbau" und "Unmengen an abgekipptem Beton".

Die Schutzgemeinschaft reichte Klage ein. Die SGT sieht Verstöße gegen den Schutz des Außenbereichs, die fehlende Erschließung sowie gegen das Denkmal- und Naturschutzrecht. Die Klage gegen die Baugenehmigung vom 8. Oktober 2021, erteilt vom Landratsamt Miesbach, wurde vergangene Woche vor dem Verwaltungsgericht verhandelt.

Schutzgemeinschaft Tegernseer Tal nimmt Klage zurück

Doch für die Klage gegen das Bauvorhaben war es zu spät. Nach Einschätzung des Gerichts sei der Baugenehmigung eine "Bestandskraft" erwachsen, sodass eine gerichtliche Überprüfung der Baugenehmigung ausschied. Ab einem gewissen Zeitpunkt haben Bauherren Rechtssicherheit über ihr Vorhaben.

Lesen Sie auch

Lesen Sie auch

Die Schutzgemeinschaft nahm daher die Klage zurück und geht nur noch gegen die Tekturgenehmigung aus dem Jahr 2023 vor – verhandelt wird dies zu einem späteren Zeitpunkt. Darin geht es vor allem um die Schaffung eines zweiten Untergeschosses, aber auch um Fassadenänderungen.

Streit um Denkmalschutz: Landratsamt sieht den Fall anders

Das Landratsamt Miesbach sieht den Fall anders. Man habe mit der Baugenehmigung denkmalfachliche Fehlentwicklungen der letzten Jahrzehnte korrigiert und in Übereinstimmung mit dem Bauplanungsrecht den Baukörper eines Einfirsthofes wiederhergestellt, teilt Pressesprecherin Sabine Kirchmair auf Anfrage mit.

Lesen Sie auch

Vorher sei der "Weber in der Wies" nur noch der Restbestand eines ehemaligen Bauernhofs gewesen, der von den ihn ehemals umgebenden Bauten verfremdet wurde. "Diese grundsätzliche städtebauliche und denkmalfachliche ,Rückentwicklung' ist in diesem Fall aus unserer Sicht eine deutliche Verbesserung im Vergleich zum Altbestand."

Natürlich komme die Luxus-Immobilie nicht mehr weg, sagt Brogsitter-Finck. Da habe sie sich keine Hoffnung gemacht. Aber: "Man muss ein Zeichen setzen. Diese Leute haben schon den nächsten Bauernhof im Visier." Für die Immobilienfirma sei die offene Klage gegen die Tekturgenehmigung jedenfalls "nicht so günstig".

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
8 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
  • Alter1 am 22.03.2025 19:49 Uhr / Bewertung:

    Ja am besten nur noch für Milliardäre,da verdient der Bay.Staat am meisten: wo bleiben die Leistungsbringer( Handwerker,Verkäufer,Erzieher,usw.)

  • Bongo am 19.03.2025 09:10 Uhr / Bewertung:

    Antworten Knitterface:
    Warum glauben Sie, ist Bayern im Laufe der Jahrzehnte vom Agrarstaat zu einem führenden Bundesland geworden? Mit Linken, SPD oder Grünen wäre das sicher nicht passiert!

  • Knitterface am 18.03.2025 11:30 Uhr / Bewertung:

    Farmestate Tegernsee hört sich doch gut an. Da springt doch der bayrische Denkmalschutz förmlich entgegen.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.