3500 Stunden Arbeit stecken in der "Fanni": Wie ein Dorf sein eigenes Wirtshaus renoviert
Wie der "über uns" einen 90-minütigen Film drehen kann, sei ihm nicht klar gewesen, sagt Konrad Moll. Aber jetzt, da er ihn gesehen hat, ist er "sehr happy". Zu viel verraten möchte er aber noch nicht, "das können Sie dann ja selbst sehen".
Eigentlich verwundert es gar nicht, dass man über diese Geschichte eine 90-minütige Dokumentation drehen kann. Zunächst fing alles an, wie man es heute aus so vielen bayerischen Dörfern kennt: mit dem verwaisten Wirtshaus.

Dokumentarfilm "Fanni": "Wenn wir das nicht machen, dann macht es keiner"
Ganze 40 Jahre stand die "Fanni" leer – benannt nach ihrer letzten Besitzerin. Bis sich 2019 die Bürger in Pischelsdorf, einem Ortsteil der Gemeinde Reichertshausen (Kreis Pfaffenhofen an der Ilm), ans Werk machten und sie wiederbelebten.
Sein Nachbar habe gewusst, dass das Haus an fünf Kinder vererbt werde und dann womöglich verkauft würde, sagt Maler Konrad Moll, der seinen eigenen Baubetrieb hat. Da sei die Idee entstanden, dass man die Wirtschaft wiederbeleben könne, denn "wenn wir das nicht machen, dann macht es keiner".

Einen Architekten im Ruhestand konnten sie überzeugen, der sei gleich "Feuer und Flamme" gewesen, ebenso wie einen Bauleiter – und so gründete sich die Genossenschaft, die am Anfang aus 60 Menschen bestand und mittlerweile auf 154 Mitglieder angewachsen ist. Sie sind es auch, die die "Fanni" jetzt betreiben – jeden Freitag ist sie geöffnet und zu immer mehr Sonderveranstaltungen.
3500 Stunden arbeiteten sie an der "Fanni"
3500 Stunden Arbeit stecken in dem Wirtshaus. Um die 60 Leute waren beteiligt – all das organisiert über Doodle, eine Online-Plattform zur gemeinsamen Terminplanung. "Sonst hat man am Anfang 20 Leute da, von denen dann nur fünf wirklich arbeiten können", sagt Moll.
Es habe sich dann schnell herauskristallisiert, dass die Arbeit an der "Fanni" die Leute zu einer Gemeinschaft zusammenwachsen lasse. Auch Zugezogene, die man noch gar nicht gekannt habe, seien zum Arbeiten gekommen. Und mit der Zeit stellte sich heraus, dass man einen Spezialisten für alles im Dorf habe, sagt Moll. Bier und Brotzeit habe es übrigens immer erst am Feierabend gegeben.

So wurde die "Fanni" über drei Jahre hinweg liebevoll restauriert. Der Geist der Fanni, die vor Jahrzehnten gestorben ist, schwebte dabei über den Bauarbeiten. Denn auf ihrem Totenbett hatte sie gesagt, dass an der Wirtschaft nichts verändert werden dürfe.
Einen Kanalanschluss gibt es jetzt
Daran haben sich die Handwerker gehalten. Extra dünne Fenster wurden eingebaut, wie man sie in Schlössern verwendet, um den ursprünglichen Fenstern so nahe wie möglich zu kommen. Nur einen Kanalanschluss hat die "Fanni" nun – den hatte sie vorher nicht.

Der Filmemacher Hubert Neufeld hat den Bau begleitet. Er wuchs in Pischelsdorf auf – ein mittlerweile verstorbener Onkel und Initiator des Projekts, Walter Neufeld, hatte ihn auf die Idee gebracht. Interviewpartner sind unter anderem der Kabarettist Gerhard Polt und der Geschäftsführer des Landesvereins für Heimatpflege Rudolf Neumaier.
Infos: "Fanni - Oder: Wie rettet man ein Wirtshaus?", 92 Minuten, von Hubert Neufeld. Kinotour: München, Monopol, diesen Freitag um 18.30 Uhr. Allgemeiner Kinostart: 24. April
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