Weniger Wölfe in Bayern
In Bayern ist die Zahl der Wölfe wieder rückläufig. Nach den neusten Zahlen der Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes wurden im Monitoringjahr 2024/2025 (1. Mai 2024 bis 30. April 2025) im Freistaat sechs Rudel mit zusammen 19 Welpen nachgewiesen, zudem vier Paare ohne Nachwuchs und zwei territoriale Einzeltiere. Sie lebten in zwölf Territorien. Im Vorjahr waren es noch sieben Rudel und 35 Welpen gewesen. Zusätzlich ziehen den Angaben zufolge noch einzelne Wölfe durchs Land, die im Monitoring aber nur begrenzt erfassbar sind.
Wolfsexperte vermutet illegalen Abschuss und Vergiftungen
"Zugewinne und Verluste von Rudeln halten sich im Moment in Bayern die Waage. Wir haben am Staffelsee und im Altmühltal zwei Rudel verloren. Der Stillstand im Wolfswachstum ist mit der natürlichen Populationsdynamik nicht erklärbar", sagte der Wolfsexperte Uwe Friedel. Bei den vielen unbesetzten Lebensräumen in Bayern wäre ein viel deutlicheres Wachstum von bis zu 30 Prozent zu erwarten. "Wir gehen davon aus, dass illegaler Abschuss und Vergiftungen von Wölfen eine gewichtige Rolle für den Stillstand haben."
In Oberfranken war kürzlich ein Wolf einer Schusswunde erlegen. Ermittelt wird dort laut Polizei wegen des Verdachts auf einen Verstoß gegen das Bundesnaturschutzgesetz. Einen Verdächtigen hatten die Ermittler zuletzt noch nicht identifizieren können.
Erst vor wenigen Wochen war zudem in der Oberpfalz ein toter Wolf von Wanderern entdeckt worden. Inzwischen ermittelt die Polizei dort aber gegen den Überbringer des Kadavers, weil dieser das tote Tier aus Tschechien nach Deutschland gebracht haben soll, um eine Straftat vorzutäuschen.
Territorien-Dichte in Bayern viel niedriger als in anderen Regionen
Tatsächlich zeigt die Statistik, dass sich das deutsche Wolfsvorkommen - fernab der teils emotional geführten Debatten auch im Freistaat - weiterhin auf den Osten und Norden des Bundesgebietes konzentriert. Pro Fläche ist die Territorien‑Dichte in Brandenburg, Mecklenburg‑Vorpommern, Sachsen und Sachsen‑Anhalt durchschnittlich rund zwölfmal so hoch wie in Bayern. In Mittel‑ und Südbayern gibt es keinen Wolfsnachwuchs. Auch in den meisten angrenzenden Bundesländern und Regionen bleibt - mit Ausnahme von Tschechien - die Vermehrung der Tiere selten.
Auch bundesweit hat sich das Wachstum der Wolfspopulation über die vergangenen Jahre kontinuierlich verlangsamt, 2024 lag es laut BN nur noch bei 6,3 Prozent - 2019 waren es noch 30 Prozent. Aktuell sei der deutsche Bestand nahe am Gleichgewichtszustand, Reproduktion und Sterbeereignisse seien etwa gleich groß.
"Bayerns Wolfskarte bleibt weitgehend weiß. Reproduktion gibt es nur in wenigen Teilen – der Rhön, dem Bayerischen Wald und im bayerischen "Wolfshotspot" im Nordosten Bayerns", sagte die Vizevorsitzende des BN in Bayern, Beate Rutkowski. Es sei daher absurd, von einer notwendigen Regulierung des Wolfsbestandes und einem günstigen Erhaltungszustand in Bayern zu sprechen.
Schadet der Wolf den Interessen der Landwirte?
In Bayern hatte das Kabinett bereits beschlossen, den Wolf wieder ins Jagdrecht aufzunehmen. CSU und Freie Wähler hatten sich immer wieder für eine Bejagung ausgesprochen, sie begründen dies mit dem Schutz der Bevölkerung, Weidetieren und den wirtschaftlichen Interessen von Landwirten. Inwiefern von den wenigen Tieren im Land aber eine tatsächliche Gefahr ausgeht, ist höchst umstritten.
Der für die Jagd zuständige Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) teilte im Sommer 2024 gar mit, dass es in Deutschland die höchste Wolfsdichte weltweit gebe.
Um die Tiere zu bejagen, braucht es aber unter anderem auch eine günstige Einstufung des Erhaltungszustands. Trotz wiederholter Forderungen aus Bayern hat die Bundesregierung dies zumindest für den Alpenraum aber nicht festgestellt. Der Wolf ist ein streng geschütztes Tier, das nicht ohne Weiteres abgeschossen werden darf.
Hinweis: Diese Meldung ist Teil eines automatisierten Angebots der nach strengen journalistischen Regeln arbeitenden Deutschen Presse-Agentur (dpa). Sie wird von der AZ-Onlineredaktion nicht bearbeitet oder geprüft. Fragen und Hinweise bitte an feedback@az-muenchen.de
- Themen:
- CSU
- Freie Wähler
- Hubert Aiwanger
- Oberfranken
- Polizei
