Interview

Welttag des Tagebuchs: "Schreiben entlastet unsere Seele"

Das Tagebuch liegt wieder im Trend, sagt Poesietherapeutin Silke Heimes. Warum es in der Krise hilft und wie man einfach startet.
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Rosemarie Vielreicher
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Ärztin und Poesietherapeutin Silke Heimes.
Ärztin und Poesietherapeutin Silke Heimes. © Christoph Rau

AZ-Interview mit Silke Heimes: Die Ärztin und Poesietherapeutin wohnt in Oberstdorf und Darmstadt und beschäftigt sich seit über 20 Jahren mit der heilsamen Kraft des Schreibens.

AZ: Frau Heimes, wer schreibt aus Ihrer Erfahrung heute noch Tagebuch?
SILKE HEIMES: Meiner Erfahrung nach erlebt das Tagebuch gerade eine Art Renaissance. Unter den Schreibenden nutzen zunehmend auch junge Menschen die Möglichkeit der Selbstreflexion. Sie schätzen das Tagebuch als treuen Begleiter, dem man seine Sorgen und Ängste anvertrauen und in dem man seine schönen Erlebnisse noch einmal durchleben kann.

Heimes: "Schreibend lernen wir, besser in uns hineinzuhören"

Haben es in der Krise wieder mehr für sich entdeckt?
Gerade in Zeiten, in denen man auf sich selbst zurückgeworfen wird, kann das Schreiben hilfreich sein. Die soziale Isolation, der wir durch Covid-19 ausgesetzt waren und es zum Teil noch immer sind, lässt sich nur bedingt mindern. Da sind Schreiben und Lesen zwei gute Optionen, um zu sich selbst zu finden und die eigenen Ressourcen zu stärken.

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Wie wirkt sich das tägliche Schreiben positiv auf unser Wohlbefinden aus?
Schreiben entlastet unsere Seele. Es hilft, Gedanken und Gefühle zu ordnen und zu verarbeiten. Schreibend lernen wir, besser in uns hineinzuhören, unsere Bedürfnisse wahrzunehmen und unsere Grenzen zu spüren. Schreiben lässt uns innehalten und entschleunigt uns. Im besten Fall lässt es uns bei uns ankommen. Das alles sind wertvolle Aspekte in diesen unsicheren Zeiten.

"Wir müssen uns die Erlaubnis geben, drauflos zu schreiben"

Wie fängt man am besten an, wenn man es noch nie oder lange nicht gemacht hat?
Wichtig ist es meines Erachtens, keine übergroßen Erwartungen an sich selbst zu stellen. Wir müssen uns die Erlaubnis geben, drauflos zu schreiben. Egal, was dann auf dem Papier steht. In jedem Augenblick sind unendlich viele Gedanken und Gefühle in uns, die aufs Papier drängen. Wenn wir in uns lauschen, müssen wir nichts weiter tun, als diese zu protokollieren, und schon gleitet der Stift übers Papier.

"...oder man stellt sich selbst kleine Aufgaben" 

Und wie bleibt man dran, haben Sie Tipps?
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man sich beim Schreiben selbst ein wenig bei Laune halten muss. Will sagen, dass man im Schreiben ruhig mal etwas ausprobieren darf, eine andere Form nutzt, ein paar Gedichtzeilen notiert oder eine andere Perspektive einnimmt. Oder man stellt sich selbst kleine Aufgaben, wie zum Beispiel, dass man sich an einen Ort setzt und auf alle Geräusche lauscht und erst danach zum Stift greift und alles notiert, was man erlebt und gedacht hat. Am einfachsten ist es natürlich, sich dafür ein Buch zu gönnen, das einen beim Schreiben an der Hand nimmt und Übungen bereitstellt, die einem Spaß machen und die Neugier wecken.


Prof. Dr. med. Silke Heimes hat schon zahlreiche Bücher veröffentlicht, etwa: "Ich schreibe mich schlank - mit dem 12-Wochen-Programm gesund zum Wohlfühlgewicht" oder "Ich schreibe mich gesund - Mit dem 12-Wochen-Programm zu Gesundheit und Ausgeglichenheit".

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