Wegen Grenzkontrollen in Bayern: Drohen jetzt Mega-Staus in Touristen-Hotspots?
Wenn auf dem Arbeitsweg der Verkehr lahmt und das Auto steht, ist das schon nervig genug. Am schlimmsten ist es aber, wenn man in einen Stau bei der eigenen Urlaubsreise gerät: Statt Entspannung heißt es dann bloß Start-Stopp.
Das kommt auf all jene Touristen aus Tschechien und Österreich zu, die für einen Ausflug oder für einen Urlaub nach Bayern einreisen wollen. Der neue Innenminister Alexander Dobrindt (CSU) hatte nur wenige Stunden nach seinem Amtsantritt verschärfte Grenzkontrollen angewiesen (AZ berichtete), um künftig Asylsuchende an den bayerischen Grenzen zurückzuweisen.

Bundespolizei: "Haben stets den Verkehrsfluss im Blick"
Laut der Bundespolizeidirektion München werden Reisende die vermehrten Kontrollen zwar wahrnehmen. Aber die Grenzbeamten werden sich darum bemühen, die Beeinträchtigungen so gering wie möglich zu halten.
Ein Sprecher sagt der AZ: „Wir haben dabei stets den Verkehrsfluss im Blick.“ Das heißt, die Polizisten nehmen Rücksicht auf das generelle Verkehrsaufkommen, etwa zu Ferienbeginn. „Die Kollegen kontrollieren nicht stoisch“, sagt der Sprecher.
In Spitzenzeiten stehen Einreisende schon jetzt mindestens eine halbe Stunde
Schon vor den verschärften Kontrollen kam es dem ADAC zufolge je nach Verkehrslage regelmäßig zu Staus: Bei den österreichischen Autobahnübergängen Suben (A3 Linz - Passau), Walserberg (A8 Salzburg - München) und Kiefersfelden (A93 Kufstein - Rosenheim) mussten Einreisende in den Spitzenzeiten der Hauptreisezeit bislang eine halbe Stunde oder länger warten. Das könnte künftig mehr werden.
Für Touristen aus Österreich und Tschechien eine Abschreckung? Michael Braun, der Vorstand des Tourismusverbandes Ostbayern, befürchtet das nicht: „Die Kontrollen waren bisher auch schon sehr engmaschig und es gab keine Probleme“, sagt er der AZ. Und das, obwohl ein Fünftel der Übernachtungen in der Region demnach von österreichischen Gästen wahrgenommen werden.
Zahlreiche österreichische Touristen – von Tegernsee bis Burghausen
In ganz Bayern gab es im vergangenen Jahr laut dem Verband Tourismus Oberbayern München (TOM) 1,9 Millionen Übernachtungen von Gästen aus Österreich (Rang drei aller Herkunftsländer). Hier in Oberbayern häufen sich österreichische Übernachtungsgäste und Tagesausflügler entlang der grenznahen Alpenkette, etwa bei Garmisch-Partenkirchen und Bad Tölz, am Tegernsee, in der Region rund um Chiemgau/Chiemsee sowie darüber hinaus in Richtung Burghausen.

Dieser Trend dürfte trotz verstärkter Grenzkontrollen nicht abbrechen, sagt eine TOM-Sprecherin der AZ. „Dass sich Leute davon abbringen lassen, nach Bayern zu kommen, halten wir für unwahrscheinlich.“
Statt Reisen abzusagen, würden demnach die Touristen ihre Reisen eher verschieben. „Dann fährt man eben nicht in der Stoßzeit los, sondern etwas versetzt dazu.“
Tourismusinformation Füssen: Großteil der Übernachtungen im Inland
Bisher habe es keinerlei Rückmeldung von österreichischen Gästen gegeben, die wegen Grenzkontrollen zu lange gewartet haben und deshalb künftig nicht länger nach Bayern reisen wollen.
Auch die Tourismusinformation Füssen befürchtet keinen Einbruch der Gästezahlen wegen der Grenzkontrollen. Denn: „Den Großteil unserer Übernachtungen generieren wir mit Inlandsgästen“, sagt die Sprecherin. Die machen etwa 75 Prozent der Übernachtungen aus.
Wo die viel größeren Staufaktoren liegen
Nach Franken kommen viele Tagesausflügler aus Tschechien, vor allem in das grenznahe Fichtelgebirge, aber die werden statistisch nicht erfasst. Deswegen will der Tourismusverband Franken die Entwicklungen rund um die Grenzkontrollen zumindest genau im Auge behalten.

Die viel größeren Staufaktoren sind ohnehin Baustellen und Verkehrsunfälle. Die Füssener Sprecherin sagt: „Die einseitige Brennersperrung ist schon eher etwas, was eine Rolle spielen könnte.“
"Wäre ein Super-Stau, den es noch nie gegeben hat"
Die TOM-Sprecherin sieht das gelassen, da an weitaus mehr Tagen als ursprünglich angedacht zwei Spuren für den Verkehr freigegeben werden. Kritisch kann es werden, wenn in der Baustelle ein Pannenfahrzeug steht oder ein Unfall passiert. Aber: „Dass es vom Brenner hochstaut ins Inntal-Dreieck, wäre ein Super-Stau, den es noch nie gegeben hat.“ Auch bei Baustellen-Staus verlagerten die Reisenden ihren Aufenthalt, anstatt sie ganz abzusagen.
Das heißt: Egal, ob Brenner oder Dobrindt - zumindest die Touristen kommen weiterhin nach Bayern.