Zahlen sind "alarmierend": Was Bayerns Krankenhäusern jetzt droht
München - Normalerweise sollen Reformen dazu dienen, Zustände zu verbessern. Im Falle des "Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetzes" (KHVVG) ist das aber bisher nicht der Fall, wie der am Mittwoch in München präsentierte 16. Bayerische Krankenhaustrend belegt.
80 Prozent der bayerischen Kliniken haben nach Befragung aller Krankenhausträger im Freistaat im vergangenen Jahr rote Zahlen geschrieben. Für 2025 erwarten das sogar 85 Prozent, berichtete die Vorsitzende der Bayerischen Krankenhausgesellschaft (BKG), die Kitzinger Landrätin Tamara Bischof (Freie Wähler).
Gerlach: Zahlen sind "alarmierend"
Hauptgrund seien die unzureichenden Erlöse für jeden Behandlungsfall. Die neue Bundesregierung müsse diese Erlöse sofort um vier Prozent anheben. An die bayerische Staatsregierung appellierte Bischof, Nachbesserungen an der Krankenhausreform einzufordern.
Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach (CSU) bezeichnete die Zahlen des Krankenhaustrends als "alarmierend". Die Ergebnisse der Befragung bestätigten, wie wichtig die bayerische Forderung nach Korrekturen an der Krankenhausreform der bisherigen Bundesregierung sei.
Die Länder benötigten vor allem die Möglichkeit zu Ausnahmen von den starren Leistungsgruppen-Voraussetzungen. Nur so könnten die benötigten flächendeckenden Versorgungsangebote weiter vorgehalten werden.
Von Insolvenzen bedroht sind nach den Worten von BKG-Geschäftsführer Roland Engehausen vor allem die Kliniken privater, gemeinnütziger Träger: "Die werden das nicht überleben." Die Defizite der kommunalen Kliniken werden bislang von den Kommunen übernommen, die damit zunehmend überfordert seien. Ohne die privaten Krankenhausträger werde die Last für die versorgungspflichtigen Kommunen noch größer.

Die Grund- und Regelversorgung in den Bereichen Allgemeine Innere Medizin, Allgemeine Chirurgie und Notfallversorgung sowie Kinder- und Jugendmedizin und Geburtshilfe sei gefährdet, warnte der BKG-Geschäftsführer. Engehausen forderte mehr Patientensteuerung zur Senkung der Fallzahlen.
Die verbleibenden erforderlichen Behandlungen müssten aufwandsgerecht finanziert werden. Eine weitere Möglichkeit sei die Befreiung der Kliniken "von jeglicher Bürokratie", die "kaum noch überschaubar" sei.
Die Reform bietet keine Lösung
Über Konzentrationsprozesse könnten die finanziellen Probleme offensichtlich nicht gelöst werden, sagte Engehausen. Selbst eine große, wohlorganisierte und voll ausgelastete Klinik schreibe unter den gegenwärtigen Bedingungen rote Zahlen. Dafür habe die Krankenhausreform keine Lösung parat. Derzeit schlagen sich die Kliniken nach den Worten Engehausens mit der von der Reform vorgesehenen Einordnung in Leistungsgruppen herum. Dazu fehlten noch wichtige Rahmenbedingungen, was zu hoher Unsicherheit führe.
70 Prozent der Klinken wollten die Kooperation mit umliegenden Krankenhäusern verstärken. Jede dritte Klinik erwäge bauliche Veränderungen. 37 Prozent erwarten durch die Reform größere Veränderungen beim Personal. Die BKG-Vorsitzende Bischof forderte von der neuen Bundesregierung, "handwerkliche Fehler" der Reform zu korrigieren: "Wir können eine Reform nicht umfassend umsetzen und stehen am Ende mit leeren Händen da."

Die bayerische Staatsregierung hat nach den Worten von Gesundheitsministerin Gerlach im Jahr 2023 ein Förderprogramm über 100 Millionen Euro zur Unterstützung aufgelegt. Zudem sei im Oktober vergangenen Jahres ein Sieben-Punkte-Plan in Kraft gesetzt worden, mit dem den bayerischen Krankenhausträgern bei den anstehenden Umstrukturierungen geholfen werden soll.
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