Walhalla: Markus Söder beharrt auf Strauß - SPD hat Gegenkandidaten

Ein überlebensgroßes Poster hing an der Decke seines Jugendzimmers – Franz Josef Strauß war Markus Söders Held. Jetzt will der Ministerpräsident seinem Idol ein Denkmal für die Ewigkeit setzen. Während Bayern seit Tagen über den Walhalla-Plan diskutiert, der schon vor zehn Jahren aufkam, lohnt sich ein Blick auf jene illustre Runde, der Strauß beitreten soll.
Nach Angaben der Bayerischen Schlösserverwaltung beherbergt die Walhalla 132 Büsten und 65 Gedenktafeln – eine höchst exklusive Gesellschaft. Von den 160 Gründungsmitgliedern bis zu den jüngsten Zugängen der Künstlerin Käthe Kollwitz (2019) und des Physikers Max Planck (2022) reicht das Spektrum von Kaisern bis Künstlern.
Kaum Denkmäler von modernen Politikern
Politiker sind allerdings eher die Ausnahme: Nur Denkmäler von Otto von Bismarck und Konrad Adenauer sind als moderne Staatsmänner im Tempel. Beide prägten die deutsche Geschichte entscheidend – Bismarck als Reichsgründer, Adenauer als Architekt der Westbindung der Bundesrepublik.
Das Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst definiert klare Regeln: 20 Jahre Wartefrist nach dem Tod, germanische Sprachfamilie und "Bedeutendes in Politik, Sozialwesen, Wissenschaft oder Kunst". Die Bayerische Akademie der Wissenschaften begutachtet alle Vorschläge, bevor der Ministerrat letztlich entscheidet. In der Vergangenheit erfolgten neue Entscheidungen etwa im Abstand von fünf bis sieben Jahren.
Die Spuren von Franz Josef Strauß im Freistaat
Auch Franz Josef Strauß hinterlässt in Bayern zweifelsohne Spuren: Hauptinitiator und Aufsichtsratsvorsitzender bei Airbus, Bundesverteidigungsminister, Bayern-Transformer vom Agrarland zum Technologiestandort. Doch eine Reihe von Skandalen machte ihn genauso zu einer polarisierenden Figur: Die "Spiegel-Affäre" 1962 kostete ihn das Ministeramt.
Heinrich Oberreuter, Politikwissenschaftler aus Passau, jedenfalls urteilt in der AZ zur hitzigen Debatte um die Strauß-Büste: "Das ist ein Thema, das man in seiner Bedeutung nicht übersteigern sollte. Solche tagespolitischen Auseinandersetzungen passen nicht zum Geist der Walhalla."
Auch Bayerns SPD schlägt eigenen Kandidaten vor
Auch wenn – gemessen an Bismarck oder Adenauer – Strauß die staatshistorische Dimension fehlt, will Söder ihm ein ebenso großes Denkmal für die Ewigkeit schaffen. Als 16-Jähriger trat der heutige CSU-Chef 1983 in die CSU ein - auch wegen Strauß. "Strauß, dieses Kraftuhrwerk, dieser Titan der Worte, hat mir unheimlich gut gefallen", sagte Söder einst in einem ARD-Interview.
Inzwischen hat auch Bayerns SPD einen Kandidaten vorgeschlagen: Diese Ehre gebühre dem ersten Ministerpräsidenten des Freistaats nach dem Zweiten Weltkrieg, Wilhelm Hoegner, sagte der Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion Holger Grießhammer.