Waffen in Bayern: Wie im Wilden Westen

In Bayern lagern 8800 ungesicherte Pistolen und Gewehre. Die meisten Besitzer haben die Waffen geerbt und kennen das geltende Gesetz nicht – jetzt droht ihnen ein Bußgeld oder sogar Haft
von  Abendzeitung
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In Bayern lagern 8800 ungesicherte Pistolen und Gewehre. Die meisten Besitzer haben die Waffen geerbt und kennen das geltende Gesetz nicht – jetzt droht ihnen ein Bußgeld oder sogar Haft

GARCHING/OTTOBRUNN Zwischen der Wäsche, unter dem Bett, im Eck der Schublade – nein, hier verstecken die Bayern nicht ihr Geld, sondern: ihre Waffe. Zustände wie im Wilden Westen fanden Kontrolleure des Münchner Landratsamts bei Hausdurchsuchungen vor. Denn: 90 Prozent der Waffen waren nicht sicher verwahrt und zum Beispiel für Jugendliche leicht zugänglich. Die Munition lag oft direkt neben der Waffe.

Die Kontrolleure hatten Ende Juli insgesamt 82 Waffenbesitzer in Garching, Ottobrunn und Unterhaching besucht. Die meisten von ihnen hatten ihre Pistolen und Gewehre geerbt oder bereits vor vielen Jahren erworben. Damals galten noch laxere Vorgaben für den Erwerb einer Flinte.

Der vorliegende Bericht des Landratsamts zeigt jetzt: Viele Besitzer wissen nicht, wie sie ihre Waffe verwahren müssen. Einige hatten sich die Stücke sogar als Deko an die Wand gehängt, die Munition in unmittelbarer Nähe. die 24 Kontrolleure konfiszierten noch vor Ort 22 Waffen. Insgesamt schätzt das Landratsamt, dass 8800 Waffen in Bayern ungesichert gelagert werden. Weitere 27 Schusswaffen gaben die Besitzer freiwillig ab, da sie sonst mehrere hundert Euro in die Aufbewahrung investieren müssten.

Landrätin Johanna Rumschöttel (SPD) nannte die Untersuchung höchst beunruhigend: „Ich will mir gar nicht vorstellen, was passieren kann, wenn Kinder beim Spielen in Opas Kleiderschrank eine Schusswaffe mit dazugehöriger Munition finden.“ Das Landratsamt weist auch auf den Amoklauf von Winnenden vor über einem Jahr hin: Auch dort war die Tatwaffe von Tim K. nicht ausreichend gesichert im Haus der Eltern verwahrt. Bei seinem Amoklauf tötete der 17-Jährige 15 Menschen. Das Waffenrecht wurde nach der Tat verschärft – umgesetzt haben viele die neue Verordnung noch nicht. Das zeigen die Kontrollen des Landratsamts. Bis zu 10000 Euro Bußgeld können verhängt werden. Auch eine Gefängnisstrafe von bis zu drei Jahren ist möglich.

In Bayern besitzen über 10700 Bürger registrierte Schusswaffen – ein Drittel davon haben die Pistolen geerbt oder sind so genannte Altbesitzer. In München ist die Zahl der Waffenbesitzer im vergangenen Jahr gesunken: Statt 18000 besitzen nur noch 13500 Menschen eine Waffe. Keine Gefahr geht laut Landratsamt Jäger und Sportschützen aus: Sie bewahren ihre Waffen vorbildlich auf. akk

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