Vor dem Mord trank er Bier

Rudolf U. trinkt mit seiner Anwältin Bier in einem Lokal und pöbelt gegen den Richter:  „Blöder Kerl“, „Scheißrichter“. Wie ihn die Lokal-Chefin erlebte.
von  az
Hier wird der Todesschütze von Dachau abgeführt.
Hier wird der Todesschütze von Dachau abgeführt. © Christian Chymyn/dapd

Dachau - Auf Krücken gestützt kam Rudolf U. gegen 13 Uhr ins Schlossrestaurant. Er und seine Anwältin Petra D. nahmen an Tisch 9 mitten im Lokal Platz. Der 54-Jährige schimpfte ununterbrochen, „Er war aggressiv“, berichtet die Restaurantleiterin Vicky Kisperth der AZ, „er wirkte böse, irgendwie gefährlich.“

Steffi, der Bedienung von Tisch 9, war der Mann unheimlich. „Sie hatte Angst, wollte ihn deshalb zunächst nicht bedienen“, erzählt die Chefin. Rudolf U. bestellte ein Bier, seine Anwältin eine Tasse Kaffee und eine Apfelschorle.

Rudolf U. schimpfte über die Justiz, den Prozess und vor allem über Richter Lukas Neubeck. „Blöder Kerl“, „Scheißrichter“, schrie Rudolf U.. Er redet sich immer mehr in Rage, war inzwischen bei der zweiten Halben angelangt. Rudolf U. redete nur noch wirres Zeug.

Das ganze Restaurant hörte zu. Die Gäste waren irritiert. Eine Mutter mit ihrem Kind versuchte, die peinliche Situation zu überspielen. Eine ältere Dame, die mit ihrem Mann zu Mittag aß, wurden die Hasstiraden schließlich zu viel. Sie beschwerte sich.

Die Restaurantchefin bat Rudolf U., sich zu mäßigen. Er solle auf die übrigen Gäste Rücksicht nehmen und sich beruhigen. Immerhin höre auch ein Kind zu.
Die Anwältin versuchte zu vermitteln. „Wir bleiben nicht mehr lange, wir gehen gleich“, versprach sie.

Unmissverständlich stellte Vicky Kisperth den renitenten Gast vor die Wahl, sich zu beruhigen, oder das Lokal zu verlassen. „Wenn ich dran denke, dass der Mann in diesem Moment eine Pistole in der Tasche hatte“, erzählt Vicky Kisperth, „wird mir jetzt noch ganz schlecht.“

Nach fast eineinhalb Stunden humpelte der ehemaligen Fuhrunternehmer rüber ins Amtsgericht. Um 14.45 Uhr begann die Verhandlung.

 

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