Vidosic: Lange Down Under, jetzt endlich obenauf
Der Club-Joker und Siegtor-Schütze in Freiburg kann sein neues Glück kaum fassen: „Es isteinfach unglaublich, ein Wahnsinnsgefühl“
NÜRNBERG Der Fußball schreibt wirklich kuriose Geschichten. Frag’ nach bei Dario Vidosic. Lange Zeit beim Club nur unter „ferner spielen“ geführt, sorgte er am Montag als Joker mit seinem ersten Saisontreffer in der 83. Minute für den immens wichtigen Dreier bei Spitzenreiter Freiburg. Für den 21-jährigen Vidosic, der beim Club noch bis 2010 unter Vertrag steht, unmittelbar nach dem Spiel „ein Wahnsinnsgefühl.“
Hans Meyer holte ihn 2007 nach Nürnberg
Auch gestern, beim Training mit den anderen Reservisten, konnte der gebürtige Kroate, der im Alter von zwei Jahren mit seinem Eltern aus dem vom Krieg gebeutelten Ex-Jugoslawien nach Brisbane in Australien in Richtung „Down Under“ (Spitzname für Australien) geflüchtet war, seinen Goldenen Schuss noch nicht fassen. „Es ist unglaublich“, so Vidosic, den Ex-Trainer Hans Meyer 2007 vom australischen Erstligisten Queensland Roar für rund 150000 Euro Ablöse zum Club geholt hatte.
Darios Weg zum großen Fußball-Glück war lang, beschwerlich und gebremst von lästigen Verletzungen (Patellasehnen-Reizung, Knie- und muskuläre Probleme). Ins Aufgebot für das Spiel in Freiburg rutschte er nur, weil Peer Kluge wegen seiner Rückenprobleme passen musste. Im Januar stand Vidosic sogar schon vor dem Abschied vom 1. FCN, sollte zwecks Spielpraxis an den dänischen Erstligisten Esbjerg FB ausgeliehen werden. Aber die Dänen winkten nach einem Probetraining ab. Zum Glück für den Club!
Oenning: "Wollte vorne nochmals einen Reiz setzen"
Trainer Michael Oenning hatte mit Darios Einwechslung in Freiburg (82.für Isaac Boakye) ein gutes Händchen bewiesen. Nur eine Minute später traf Vidosic zum „Tor des Abends“. Oenning: „Ich wollte vorne nochmals einen Reiz setzen. Dario ist schnell. Und da war für mich klar, dass er in den letzten zehn Minuten vielleicht den entscheidenden Konter fahren kann – und er hat’s gemacht.“
Vidosic schilderte gestern nochmals mit leuchtenden Augen seinen Volltreffer. „Ich bekam den Ball von Christian Eigler, lief hinter der Abwehr vorbei, hatte einen Meter Raum zum Schießen und habe getroffen.“ Klingt einfach, aber bislang kam Vidosic in der Zweiten Liga bei drei Einsätzen gerade mal auf 39 Spielminuten. Die 40. wird er nun so schnell nicht vergessen. Nach dem Spiel bekam er von seinen Eltern, die das Spiel im Internet verfolgten, telefonisch Glückwünsche übermittelt. Zurück in Nürnberg gab es zudem Streicheleinheiten von seiner australischen Freundin Tegan, zurzeit in Nürnberg, aber Pendlerin zwischen den Kontinenten.
Vidosic: "Nürnberg gehört einfach in die Bundesliga"
Dario dagegen hat sich in Nürnberg gut eingelebt. Nach seinem Wechsel 2007 teilte er sich noch mit Landsmann Matthew Spiranovic Wohnung und Auto. Inzwischen hat er eine Drei-Zimmer-Wohnung im Stadtteil Maxfeld, fährt einen eigenen Mazda RX 8. Privat ist er meistens mit Daniel Gygax oder José Goncalves unterwegs – und sportlich hat er klare Ziele: „Jetzt müssen wir auch gegen Koblenz gewinnen, dann sind wir endgültig vorne dran.“ Und: „Der 1. FC Nürnberg ist ein großer Klub, der einfach in die Bundesliga gehört.“ Matthias Hertlein
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