Urschlechter wird 90 – und lässt sich nicht feiern
OB Maly wollte zu Ehren seines Vor-Vor-Vorgängers einen Empfang geben – aber der Jubilar verzichtet.
NÜRNBERG Er gilt als lebende Nürnberger Legende, um die es allerdings sehr still geworden ist: Andreas Urschlechter. Der ehemalige Oberbürgermeister, der von 1957 bis 1987 die Geschicke der Stadt geleitet hatte, wird 90 Jahre alt. Einen offiziellen Empfang zum Geburtstag am 2. März aber kann sich die Stadt sparen. Seinem Nach-Nach-Nachfolger Ulrich Maly (SPD) ließ der Jubilar ausrichten, dass er auf eine Ehrung verzichte. Er befinde sich an diesem Tag auf einer Reha außerhalb Nürnbergs. Erst kürzlich war Urschlechter gut gelaunt von einem Mallorca-Urlaub in seine Terrassen-Wohnung nach Langwasser zurückgekehrt.
Die 30-jährige Amtszeit des ehemaligen SPD-Politikers, der seiner Partei 1982 aus Verärgerung über „linksradikale Tendenzen“ den Rücken kehrte, und den die Nürnberger fünfmal zu ihrem Stadtoberhaupt wählten, umreißt eine Ära vom jüngsten zum dienstältesten Oberbürgermeister Deutschlands: Sie begann mit 38 und endete mit 68 Jahren.
Maly, der zu Urschlechters Ehren gerne einen städtischen Empfang gegeben hätte, ihm jetzt aber nur Glückwünsche samt einem Präsent wird nachschicken können, schreibt in einer amtlich-neutral formulierten Würdigung: „Dr. Urschlechter war in seiner Amtszeit eine bundesweit bekannte und geachtete Institution. Er genoss in breiten Kreisen der Bevölkerung ein außerordentlich hohes Ansehen, wie seine viermalige Wiederwahl eindrucksvoll zeigt. Unter seiner Ägide entwickelte sich das vom Krieg schwer gezeichnete Nürnberg zu einer modernen Großstadt. Wegweisende Entscheidungen wie die Gründung des neuen Stadtteils Langwasser, der Bau der U-Bahn oder des neuen Südklinikums wurden von ihm mit initiiert. Eine wichtige Epoche unserer Stadtgeschichte in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wird immer mit dem Namen Urschlechter verbunden sein.“
- Themen:
- SPD
- Ulrich Maly