Unfallvermeidung: Gemeinde bezahlt einen Wunderheiler

Helmut Gebert leitet „Erdstrahlen“ von der Straße, um Unfälle zu verhindern. Seitdem hat es offenbar keinen Verkehrstoten mehr an dieser Stelle gegeben. Die Forschung hält die Methode für „Unfug“.
von  az
Der Apparat, den Helmut Gebert in den Baumwipfel gehängt hat, soll die „Erdstrahlen“ von der Straße leiten.
Der Apparat, den Helmut Gebert in den Baumwipfel gehängt hat, soll die „Erdstrahlen“ von der Straße leiten. © AZ

Geschwindigkeitsbegrenzungen und bauliche Maßnahmen haben nichts gebracht. Immer wieder hat es in der Vergangenheit auf der B22 zwischen der Abfahrt Cham-Kaserne und Elsing Verletzte und Tote gegeben. Darum hat sich das Örtchen Willmering im oberpfälzischen Landkreis Cham für eine äußerst unkonventionelle Methode entschieden: Sie bezahlt einen Wunderheiler.

Seit vor sechs Jahren drei braune Holzkästen in die Bäume gehängt wurden, verzeichnet die Gemeinde keine tödlichen Unfälle mehr. Das ist Tatsache. Aber liegt das tatsächlich an den Kästen? An dieser Frage scheiden sich die Geister.

Die Kästen stammen von dem 47-jährigen Heiler und Rutengänger Helmut Gebert. Mit Wünschelruten ist er das Gebiet rund um den Unfallschwerpunkt abgegangen und hat so „gefährliche Störfelder“ aufgedeckt.

„Ich habe die Strahlen neutralisiert“, behauptet Gebert

Die Erdstrahlen, so glaubt er, beeinflussen nämlich die Verkehrsteilnehmer in ihrem Fahrverhalten. Wenn er eine solche Störung entdeckt, dann „kribbelt’s in meinen Fingern, manchmal bis in den Nacken hinauf“. Oft kommt auch noch Kopfweh dazu. Drei Störungen entdeckte er so vor sechs Jahren in dem Streckenabschnitt.

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Gebert hat dafür seine ganz eigene Theorie: Die Unfälle passieren, weil die Autofahrer durch Erdstrahlungen abgelenkt werden. Diese stören die Hirnfrequenzen der Fahrzeuglenker, so der Rutengänger. Nachdem er die Stellen mit der größten Strahlung ausfindig gemacht hatte, ging es darum, die Strahlen unschädlich zu machen. „Ich habe die Strahlungen neutralisiert. Dafür muss man eine Vorrichtung installieren, die die Strahlungen abfängt“, erklärt Gebert.

Er brachte auf drei Bäumen am Straßenrand eine Art Vogelhäuschen an. „Als Schutz für die Witterung“, erläutert Gebert. Darin befinden sich nämlich Energiescheiben, bestehend aus leitendem und nichtleitendem Material. In der Mitte steht eine Antenne. Laut Gebert hat sie „ein größeres Magnetfeld als der Mensch“ und könne deshalb die Erdstrahlen eher annehmen. Die Apparate leiten die störenden Erdstrahlen von der Straße weg.

Knapp 1700 Euro hat die ungewöhnliche Maßnahme gekostet

Warum der Kasten weit oben im Baumwipfel hängt, erklärt er folgendermaßen: „Die Antenne muss über den Köpfen der Fahrer hängen, auch über dem eines Lkw-Fahrers. Damit alles, was von oben als Elektrosmog kommt und von unten her als Wasseradern, von der Antenne abgefangen und neutralisiert wird.“

Anfangs waren die Willmeringer skeptisch. Schließlich stimmte der Gemeinderat der ungewöhnlichen Maßnahme doch zu. „Quasi als letzter Versuch“, erklärt Bürgermeister Hans Eichstetter. Man wollte es probieren, weil der Preis überschaubar gewesen sei. Willmering hat in den Wunderheiler knapp 1700 Euro investiert. Eichstetter: „Seitdem die Kasten hängen, hat es keinen einzigen Todesfall mehr an dieser Stelle gegeben.“ An einen Placebo-Effekt glauben weder Rutengänger noch Bürgermeister: „Die einheimischen Fahrer wissen’s, aber die Auswärtigen nicht.“ Vielleicht ist der Rückgang auch einfach nur Zufall.

Fest steht: Die kleine Gemeinde hat mit dieser Methode das Interesse überregionaler Medien erregt. So berichteten bereits verschiedene Fernsehsender darüber, unter anderem „RTL“ Experten zeigten sich in dem RTL-Beitrag sehr skeptisch, was Geberts Methode betrifft. Der Geophysiker Kord Ernstson, Professor an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg, sagte zu RTL: „Erdstrahlen sind überhaupt nicht messbar. Das ist Unfug.“ Sandra Bauer

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