"Unerträglich dämlich:" Schauspieler Hannes Jaenicke schießt gegen Aiwanger und Erdgaspläne in Reichling
München/Reichling - In einigen Wochen startet voraussichtlich die erste Bohrung in 3000 Metern Tiefe nach fossilem Erdgas unweit des Ammersees. Dagegen wird sich in der kleinen Gemeinde Reichling (Landkreis Landsberg) an diesem Samstag Widerstand formieren.
Die Schülergruppierung Fridays for Future (FFF) sowie die Umweltorganisationen Bund Naturschutz, Greenpeace und Protect the Planet haben zu einer Demonstration aufgerufen. Die Veranstalter rechnen mit 800 Aktivisten und Anwohnern.
"Unerträglich dämlich": Star-Schauspieler Hannes Jaenicke will Gasbohrungen in Reichling verhindern
Auch ein prominenter Unterstützer will sich vor Ort gegen das Vorhaben einsetzen: der Schauspieler und Autor Hannes Jaenicke. "Vielleicht können wir diesen Quatsch noch verhindern", sagt er in einem Video auf Instagram.
Der Schauspieler sieht die Bohrungen nach Erdgas besonders kritisch. Gerade weil Deutschland bis 2045 klimaneutral werden will, sei es ein falscher Schritt, jetzt einen fossilen Brennstoff zu fördern. "Wer das ähnlich wie ich unerträglich dämlich findet, möchte sich am 3. Mai gegen 13.30 Uhr nach Reichling begeben und dort zur Demo kommen", so Jaenickes Appell.

Dem Schauspieler ist vor allem Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger ein Dorn im Auge, das wird in seinem Video deutlich. Der Parteichef der Freien Wähler hat mehrmals mitgeteilt, dass Erdgas für ihn in den nächsten Jahren eine entscheidende Brückentechnologie ist.
Verkehrschaos? Protest könnte die kleine Ortschaft an den Rand der Kapazitäten bringen
Jaenicke sieht das anders – auch weil die unter Reichling vermuteten 500 Millionen Kubikmeter Methylwasserstoff den Energiebedarf des Freistaats nur für zwei Wochen decken würden. "Von der Klimakrise haben dieser Mann und seine Regierung offensichtlich noch nichts gehört."

Von Jaenickes Aufruf hält der Bürgermeister von Reichling, Johannes Hintersberger (Wähler-Gemeinschaft), nichts. Schon im Vorfeld hatte er Sorgen, dass die Demonstranten die Ortschaft mit knapp 1700 Einwohnern überlasten könnten.
Andere Veranstaltungen müssten ausfallen, ein Krankenwagen sei verlegt worden, zwischenzeitlich hieß es, der Verkehr würde über insgesamt sechs Stunden zum Erliegen kommen.
Bürgermeister bezeichnet Klimaaktivisten als "Terroristen"
Auch, wenn es dazu voraussichtlich nicht kommt, sind die Aktivisten für Hintersberger "Terroristen", die sich nur selbst in den Mittelpunkt rücken möchten, das schreibt er im jüngsten Informationsblatt der Gemeinde ("WIR!") nach einem Treffen mit den Veranstaltern.
Darin heißt es: "Zum Ende des Kooperationsgesprächs konnte ich es mir nicht nehmen lassen, die wenig kooperative Vorgehensweise anzumahnen und festzuhalten, dass wir als Gemeinde die Anreise dieser ,'erroristen' in Form des Anrufsammeltaxis auch noch kofinanzieren."
Über diese Aussage sind die Anhänger der Gruppierungen verärgert, sie haben den Bürgermeister zur Unterlassung aufgefordert. Bisher hat Hintersberger darauf ihren Angaben zufolge noch nicht reagiert.
Bohrung könnte in wenigen Tagen starten
Am Samstag geht es den Aktivisten dann nicht nur um Aiwangers Haltung, sondern genauso um die der neuen Bundesregierung. Laut Koalitionsvertrag wolle man "potenziale inländischer Erdgasvorkommen" ausschöpfen. "In ganz Deutschland könnten so bald Bohrungen genehmigt werden", sagt Franziska Wild (FFF).
Losgehen könnte es in Reichling ab dem 8. Mai, bestätigt das Bergamt Südbayern der AZ. Es sei ein Antrag auf "sofortige Vollziehung" gestellt worden. Das bedeute jedoch nicht, "dass das Vorhaben sofort umgesetzt werden muss, sondern nur, dass eine etwaige Klage gegen die Zulassung keine aufschiebende Wirkung entfalten würde."
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