Umstaendehalber: Hilfe für verlassene Schwangere

Der Nürnberger Verein greift werdenden Müttern unter die Arme, die vor der Geburt vollkommen alleine dastehen.
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Vereinsgründerin Gabriele Degelmann wurde auch vom Vater ihres Kindes verlassen.
B. Meyer Vereinsgründerin Gabriele Degelmann wurde auch vom Vater ihres Kindes verlassen.

Der Nürnberger Verein greift werdenden Müttern unter die Arme, die vor der Geburt vollkommen alleine dastehen.

NÜRNBERG Als Oliver Kahn 2003 seine hochschwangere Frau betrog und direkt nach der Geburt die Trennung verkündete, gab es in den Medien einen Aufschrei der Empörung. Doch tausende Frauen durchleiden jedes Jahr von der Öffentlichkeit unbemerkt ein ähnliches Schicksal: Sie werden von ihren Partnern noch vor der Entbindung verlassen. Häufig fallen die Betroffenen in ein tiefes Loch – der Traum von der heilen Familie ist kaputt, Angst vor der Zukunft, aber auch Scham und finanzielle Sorgen nagen an den Nerven. „Die Frauen, die bei mir anrufen, sind in der Regel total verzweifelt“, berichtet Familientherapeutin Eva-Maria Hesse, vom Nürnberger Verein „umstaendehalber“. Die allermeisten seien zuvor über längere Zeit mit ihrem Partner liiert gewesen.

In einer solchen Lage springt „umstaendehalber“ ein und greift den Verlassenen mit Informationen sowie telefonischer Beratung unter die Arme. „Ich war selber in der Situation und habe zum einen gedacht, ich bin die einzige Frau in der ganzen Welt, der das passiert. Und zum anderen habe ich gesehen, wie wenig Hilfe man bekommt, wenn man vollkommen alleine dasteht“, so Vereinsgründerin Gabriele Degelmann.

„Ich kannte mich weder mit Unterhalts- noch mit Familienrecht aus.“ So wie Degelmann geht es den meisten der betroffenen Frauen. Sie müssen sich nicht nur mit der neuen Lebenssituation auseinandersetzen, sondern werden zum Teil zudem von ihren Ex-Partnern massiv unter Druck gesetzt. „Viele Väter bedrohen dann die werdenden Mütter, damit sie doch noch abtreiben, oder um sie so unter Stress zu setzen, dass sie eine Fehlgeburt haben“, berichtet Degelmann.

Dann fielen Drohungen wie „Wenn Du das Kind kriegst, zahle ich nicht“, oder „Ich sorge dafür, dass es bei mir lebt“, oder auch „Ich erzähle dem Jugendamt, dass du mal eine Depression hattest“.

Und tatsächlich gilt unter Familienrechtlern die Faustregel: Einer von drei unterhaltspflichtigen Vätern zahlt wie vereinbart, der zweite nur einen Teil und der dritte gar nichts. Darum müssen deutsche Jugendämter für fast 500 000 Kinder regelmäßig Geld überweisen. Diesen Unterhaltsvorschuss gibt es allerdings höchstens sechs Jahre lang – danach bleibt den Betroffenen im Zweifelsfall nur Hartz IV.

Sorgentelefon dienstags 18-21.30 Uhr und mittwochs 12-14 Uhr: Tel.0911/347268. www.umstaendehalber.com

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