So will es ein beliebter bayerischer Wohnmobilhersteller aus der Krise schaffen

Der Wohnmobil-Riese Knaus Tabbert steckt in der Krise. Ein Grund: Zu viele Gefährte liegen auf Halde. Das soll sich ändern.
Ralf Müller |
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Ein Mann arbeitet an einem Wohnmobil im Werk der Knaus Tabbert AG, dem Hersteller mit Sitz im niederbayerischen Jandelsbrunn.
Ein Mann arbeitet an einem Wohnmobil im Werk der Knaus Tabbert AG, dem Hersteller mit Sitz im niederbayerischen Jandelsbrunn. © Armin Weigel/dpa

Mit Aufräumen und Vereinfachen will der strauchelnde Wohnwagen- und Motorhome-Produzent Knaus Tabbert aus der Krise kommen. Als der neue Vorstand im November vergangenen Jahres übernahm, sei es vor allem um Abbau des Überbestands und Beenden der Rabattschlachten gegangen, sagte Vorstandsvorsitzender Wim de Pundert am Mittwoch am Firmenhauptsitz in Jandelsbrunn.

Den echten Neustart soll es 2026 geben, nachdem das erste Quartal 2025 immerhin leicht schwarze Zahlen geliefert hatte. Im Dezember vergangenen Jahres saß das Unternehmen auf mehr als 16.000 unverkauften Wohnwagen und Campermobilen. Im Mai hatte sich diese Halde auf 14.457 Einheiten, davon 6891 Wohnanhängern (Caravans) und 7566 Freizeitmobilen und Motorhomes verringert.

Mit einer neuen Strategie in die Zukunft

Bis August soll sich die Halde auf knapp 12.000 Einheiten reduziert haben, so der neue Vertriebsvorstand Matjaz Grm. Ziel sei, die Vorräte jeden Monat um zehn Prozent abzubauen.

Gleichzeitig wird die Modellpalette gestrafft und neu geordnet. Die Zahl der angebotenen Baureihen der Marken Weinsberg, Knaus und Tabbert werde von derzeit 58 auf 38, die der Grundrisse von 211 auf 155 reduziert, kündigte Grm an. Im Modelljahr 2006 will das Unternehmen damit 35 Prozent weniger Baureihen anbieten und Kosten reduzieren.

Verschiedenen Marken sollen sich stärker unterscheiden

Gleichzeitig hat der neue Vorstand erkannt, dass die Abgrenzung zwischen den drei Marken neu geschärft werden muss. Weinsberg als Einstiegsmarke, die nur bietet, was gebraucht wird, markiert das Billigsegment, Knaus soll die Mittelklasse abdecken und Tabbert wieder betonter als bisher das Luxussegment bedienen.

„Wir bewegen uns in turbulenten Zeiten“, hieß es in einem auf der Jahrespressekonferenz in Jandelsbrunn gezeigten Video. Zeiten, „die uns gefordert haben, mit Entscheidungen, die nicht leicht, aber notwendig waren“. Gemeint war damit die im November mit einem Produktionsstopp in Jandelsbrunn und dem ungarischen Zweigwerk eingelegte Vollbremsung. Bei Wiederanlaufen des Betriebs im Januar dieses Jahres sahen sich 170 Beschäftigte beim Arbeitsamt wieder.

Minus 78 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum

Im ersten Quartal entging Knaus Tabbert mit einem operativen Ergebnis von 8,5 Millionen Euro (minus 78 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum) knapp dem roten Bereich. 2024 erwirtschaftete die Gesellschaft einen Verlust von 24 Millionen Euro.

Die Krise wurde Ende 2024 durch einen handfesten Korruptionsskandal verschärft. Zwei Vorstandsmitglieder wurden wegen Bestechungsvorwürfen entlassen und gerieten in Untersuchungshaft. Die Staatsanwaltschaft Landshut durchsuchte mit einem Großaufgebot Firmen- und Betriebsräume.

Wohnmobilherstellerbranche kämpft mit Herausforderungen

Knaus Tabbert ist nicht der einzige Hersteller von Wohnzimmern auf Rädern, der derzeit Schwierigkeiten hat. Auch andere Hersteller kämpfen nach dem coronabedingten Boom mit Überkapazitäten. Der Caravaning Industrie Verband geht aber davon aus, dass die Aussichten für die Branche mittel- und langfristig gut sind. Dies bestätigten die Neuzulassungszahlen von Privatkunden im ersten Quartal 2025, die über dem Vorjahreswert liegen.

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Im deutschen und europäischen Markt hat sich Knaus Tabbert einigermaßen behauptet. Von September 2024 bis Mai 2025 gingen die EU-weiten Zulassungszahlen EU des Unternehmens nur um 2,5 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum zurück. Für Deutschland meldete das Unternehmen von September 2024 bis Mai 2025 insgesamt 67.363 Zulassungen (minus 1,6 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum).

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