Polizei schießt auf Waller in Bayern: Deshalb war der Fisch so aggressiv

Auf einen Fisch im Wasser zu schießen, ist nicht leicht. Warum sich die Polizei dafür beim Wels-Angriff beim Brombachsee entschieden hat, wie sie den Fisch treffen konnte – und welche Gefahr von so einem Biss wirklich ausgeht.
Maximilian Neumair |
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Der erlegte Waller liegt am Ufer vom Brombachsee, nachdem er wiederholt Schwimmer angegriffen hat.
Der erlegte Waller liegt am Ufer vom Brombachsee, nachdem er wiederholt Schwimmer angegriffen hat. © dpa

Normalerweise werden Fische mit einer Angel oder einem Netz gefangen – und nicht mit einer Pistole angeschossen. Doch das braucht Zeit – womöglich eine Stunde, wie ein Sprecher vom Landesfischereiverband Bayern der AZ erklärt. Oder auch deutlich länger.

Für die Polizei in Mittelfranken habe es aber schnell gehen müssen, sagt Sprecher Michael Petzold: Fünf Badegäste wurden im Brombachsee bei einer schwimmenden Badeinsel von einem Waller attackiert. Wegen des zeitgleich stattfindenden Musikfestivals "Burning Beach" in Ufernähe wären in der Nacht noch weitere Schwimmer dazukommen.

Und zwar alkoholisiert oder anderweitig aufgeputscht – genau zu jener Zeit, wenn der Waller am aktivsten ist. "Wir hätten nicht verantworten können, dass da jemand ertrinkt wegen einer Panikattacke oder ähnlichem", sagt der Polizist der AZ.

Waller-Angriff: So schoss die Polizei den Fisch an

Als die Polizei hinzugekommen ist, hat sie zunächst den Strand gesperrt. Der Sprecher sagt: "Wir hatten überlegt: Kann man den umsiedeln? Kann man den vertreiben?" Weil der Strand aber nicht ewig gesperrt bleiben und von der Polizei durchgängig überwacht werden könne, sei zusammen mit der Wasserwacht und dem örtlichen Fischereiverein die Entscheidung gefallen, den Fisch zu töten.

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Wie? Na klar, mit der Pistole. Dafür habe sich ein Polizist mit einem Boot von der Wasserschutzpolizei auf die Insel bringen lassen. Und von dort auf den Fisch geschossen. Einmal, zweimal, Treffer. Polizeisprecher Petzold sagt: "Immer dann, wenn es danach aussah, dass der Fisch sich ganz nah an der Wasseroberfläche bewegt und wenige Meter vom Kollegen entfernt war, hat er geschossen."

Waller nur benommen: Kugel langsamer unter Wasser

Getötet wurde der Fisch so aber nicht. Die Polizei erklärt: "Die Ballistik von Polizeimunition ist eine andere, wenn sie auf die Wasseroberfläche trifft, als wenn sie durch die Luft fliegt." Das heißt, die Kugel habe nach 30 bis 40 Zentimetern kaum noch Schlagkraft.

Weil der Fisch aber so weit oben geschwommen ist, reichte die Kraft zumindest dafür, dass er "leicht benommen" wurde, wie die Polizei mitteilt. Der Fisch sei zwar noch geschwommen, konnte so aber von einem Fischer geangelt, an Bord gezogen und "fischereikonform erlegt werden".

Waller-Nest in der Nähe der Badeinsel

Dass ein Waller Badegäste attackiert, ist ohnehin "extrem selten", wie ein Sprecher vom Landesfischereiverband (LFV) Bayern sagt. "Das passiert dann, wenn der Waller in der Laichzeit sein Gelege bewacht." Diese ist normalerweise von Mai bis Juni – weil aber das Frühjahr recht kühl war, verschiebt sie sich dieses Jahr laut LVF nach hinten. Wichtig sei die Temperatur des Wassers: Die müsse bei 18 Grad Celsius liegen.

Für zwei bis vier Tage verteidigt das Waller-Männchen sein Nest – und ist aggressiv gegen jeden, der in die Nähe kommt. Egal ob Fisch, Ente oder Mensch. Normalerweise liegt das Nest laut LVF in "krautigen Bereichen" in Ufernähe, wo Schwimmer für gewöhnlich nicht hinkommen.

Der Wels griff laut Polizei Badende rund um eine Schwimminsel im Großen Brombachsee an. (Archivbild)
Der Wels griff laut Polizei Badende rund um eine Schwimminsel im Großen Brombachsee an. (Archivbild) © Daniel Karmann/dpa

Weil es wenig geregnet hat, sind jedoch die Wasserstände relativ niedrig. Die Folge: Die üblichen Laichplätze seien für den aggressiven Waller nicht nutzbar gewesen und er musste auf einen tieferen Bereich ausweichen – und zwar bei der Badeinsel. "So eine Badeinsel bietet natürlichen einen schönen Schutz", sagt der LFV-Sprecher.

Die Polizei vermutet zudem, dass die vielen Badegäste und die laute Musik vom Festival zusätzlich zur aggressiven Stimmung des Wallers beigetragen haben.

Waller kommen überall in Bayern vor

Dass dieser Angriff sich woanders wiederholen könnte, müssen Naturschwimmer also nicht befürchten, wenngleich der Fisch weit verbreitet ist. "Sie brauchen warmes Wasser", erklärt der LFV-Sprecher. Überall, wo es das gibt, komme er auch vor, etwa in Seen oder Unterläufen von Flüssen. Aber: "In den Oberläufen von Flüssen wird er nicht vorkommen, zum Beispiel bei der Isar im Stadtbereich München."

Ein Riesenwels ähnlich wie dieser hat in Bayern fünf Badegäste verletzt. (Symbolbild)
Ein Riesenwels ähnlich wie dieser hat in Bayern fünf Badegäste verletzt. (Symbolbild) © Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa

Künftig dürfte sich der Wels in noch mehr Orten Bayerns ein Zuhause suchen. Denn: "Der Waller ist ein Klimawandelgewinner, die Gewässer werden wärmer und dadurch kann er sich weiter verbreiten."

Andere aggressive Fische gibt es nicht

Selbst wer das Pech hat, doch von einem Waller angegriffen zu werden, muss sich keine Sorgen machen. Der LFV-Sprecher vergleicht den Biss des Fisches mit dem Gefühl von Schmirgelpapier. "Man trägt eine Schürfwunde davon, so wie wenn man vom Radl stürzt." Aber: "Er kann einen nicht festhalten mit dem Maul. Er kann einen also nicht in die Tiefe ziehen."

Einen ganz schönen Rumms könne er trotzdem verursachen – gerade wenn er so schwer und groß ist wie der aus Mittelfranken (90 Kilogramm und zwei Meter).

Vor anderen Fischen müssten sich Naturschwimmer im Freistaat nicht fürchten, sagt der LFV-Sprecher weiter. "Es ist zwar schon mal vorgekommen, dass Badende von einem Hecht gebissen wurden, aber das ist extremst selten."

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