Brenner-Basistunnel: Bayerischer Verkehrsminister reagiert schroff auf Vorstoß aus Tirol 

Reisende von Innsbruck nach Wien könnten bald eine halbe Stunde weniger brauchen – wenn auf bayerischer Seite etwas nachgebessert würde. Warum das die Bayern erbost.
Ralf Müller |
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ÖBB-Zug zwischen Rosenheim und Kufstein. Auf bayerischem Gebiet sieht Tirols Landesverkehrsrat René Zumtobel "großes Potenzial".
ÖBB-Zug zwischen Rosenheim und Kufstein. Auf bayerischem Gebiet sieht Tirols Landesverkehrsrat René Zumtobel "großes Potenzial". © Matthias Balk/ dpa

Innsbruck/Rosenheim - Es war ein sehr vorsichtiger Vorstoß des Tiroler Verkehrslandesrats René Zumtobel (SPÖ): Auf bayerischem Gebiet böte eine Abzweigung von dem geplanten Brenner-Nordzulauf "großes Potenzial", sagte er kürzlich auf einer Konferenz. Gemeint war eine Nachbesserung an der geplanten Eisenbahn-Neubaustrecke, die um Rosenheim herum führen soll, um den künftig erwarteten Güter-Mehrverkehr nach Fertigstellung des Brenner-Basistunnels aufzunehmen.

Brenner-Basistunnel: So reagiert Bayerns Verkehrsminister Bernreiter auf Vorstoß aus Tirol 

Wäre das Verhältnis zwischen Bayern und Tirol wegen des seit vielen Jahren anhaltenden Streits um den grenzüberschreitenden Straßenverkehr nicht so angespannt, wie es ist, hätte Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) möglicherweise nicht so schroff reagiert, wie er es jetzt tat: "Die Pläne Tirols sind nicht im Interesse Bayerns", fertigte er seinen Tiroler Amtskollegen ab.

Bahnverkehr von Innsbruck nach München: Kommt eine weitere Trasse für Güterverkehr?

Auch wenn es sich nur um einen "Zukunftsgedanken" handele, bringe er noch mehr Unruhe in die Planungen von Deutscher Bahn und Bund. "Das ist absolut unnötig."

Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) reagierte schroff auf Trassenvorschläge seines Tiroler Amtskollegen Zumtobel.
Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) reagierte schroff auf Trassenvorschläge seines Tiroler Amtskollegen Zumtobel. © Uwe Lein/dpa

Darum geht es: Nach langen Debatten und gegen Widerstand der örtlichen Bevölkerung soll neben der seit 150 Jahren bestehenden Bahnlinie von Innsbruck nach München über Rosenheim eine weitere Trasse für Güterverkehr entstehen.

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Grund: Nach Aussagen von Experten kann der bestehende Schienenstrang den zu erwartenden Mehrverkehr nach Fertigstellung des Brenner-Basistunnels nicht aufnehmen – dies ist aber umstritten. 2025 soll der Bundestag über den "Brenner-Nordzulauf" entscheiden. Mit der Fertigstellung wird nicht vor 2040 gerechnet. Der Brenner-Tunnel soll hingegen schon 2032 eröffnet werden.

Vorschlag aus Tirol: So käme man deutlich schneller von Innsbruck nach Wien

Bahnreisende von Tirols Landeshauptstadt Innsbruck in die österreichische Bundeshauptstadt Wien sind auf der etwa 450 Kilometer langen Strecke derzeit mindestens vier Stunden und 15 Minuten unterwegs. Ein Blick auf die Karte zeigt: Es ginge um eine halbe Stunde schneller, wenn die Strecke Innsbruck-München bei Rosenheim eine Abzweigung Richtung Salzburg und weiter nach Wien hätte. Dem früheren Manager der Österreichischen Bundesbahn (ÖBB) Zumtobel ist das natürlich nicht entgangen.

Österreichische Gedankenspiele zum Bahnverkehr bringen Bernreiter aus der Fassung

Als das österreichische Fernsehen von den Überlegungen berichtete, schrillten im benachbarten Landkreis Rosenheim die Alarmglocken. Noch eine Bahnstrecke, dazu zum fast ausschließlichen Nutzen der Österreicher – das war eindeutig zu viel. Zumtobel ruderte zurück.

Der Tiroler Verkehrslandesrat René Zumtobel (SPÖ) brachte eine Abzweigung von dem geplanten Brenner-Nordzulauf auf bayerischem Gebiet ins Spiel.
Der Tiroler Verkehrslandesrat René Zumtobel (SPÖ) brachte eine Abzweigung von dem geplanten Brenner-Nordzulauf auf bayerischem Gebiet ins Spiel. © Eibner Europa/imago

Es gehe ihm nicht darum, diese Anbindung sofort in die Planung aufzunehmen. Ziel des Brenner-Nordzulaufs sei nicht die Fahrtzeitverkürzung für Fahrgäste zwischen Innsbruck und Wien, entgegnete Bernreiter schroff. Der Rosenheimer Landtagsabgeordnete Sepp Lausch (Freie Wähler) glaubt an nicht weniger als ein Komplott der Bahnen von Deutschland und Österreich. Seinen Verdacht erregt ein im Osten von Rosenheim von der Bahn geplanter viergleisiger "Überholbahnhof".

Österreichs Hauptstadt Wien soll für Reisende aus Innsbruck schneller erreichbar sein können, schlägt Tirols Landesverkehrsrat René Zumtobel vor – durch eine Abzweigung auf bayerischem Gebiet.
Österreichs Hauptstadt Wien soll für Reisende aus Innsbruck schneller erreichbar sein können, schlägt Tirols Landesverkehrsrat René Zumtobel vor – durch eine Abzweigung auf bayerischem Gebiet. © Pond5 Images/imago

Hier werde der Abzweig einer "reinen Hochgeschwindigkeitsstrecke nach Salzburg" vorbereitet, vermutet Lausch: "Jetzt erklärt sich die sehr großzügige Planung." Seiner Meinung nach möchte die ÖBB "auf Biegen und Brechen mit deutschem Steuergeld eine ICE-Bahntrasse durch das bayerische Inntal durchdrücken".

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30 Kommentare
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  • Christoph Strebel am 02.07.2024 22:26 Uhr / Bewertung:

    In München dauert der Bau der zweiten S-Bahn-Röhre so lange, weil die Planung im Bereich Ostbahnhof schlecht war. Methode, um die Ostumgebung von Rosenheim zum Nachteil der Bahn zu verzögern, sind diese Planungsfehler: der Tunnel hat keinen Abzweig nach Ost- Österreich und keinen Richtung Landshut über Mühldorf. Wenn die Planungen fertig sind, fällt das einem Politiker auf, die Umplanung kostet 3 Jahre.

  • Schorsch77 am 02.07.2024 10:27 Uhr / Bewertung:

    Der Schlenker am deutchen Eck verlängert die Strecke und Zeit natürlich deutlich und die Österreicher können auf fremden Territorium nicht bauen und walten wie sie wollen.

    Alternativ kann Österreich die Strecke Innsbruck - Wien doch mit einer Neubaustrecke Wörgl - St Johann - Lofer - Unken - Großgmain - Salzburg verkürzen und beschleunigen.
    Die Gestattung für den 15 Kilometer Tunnel zwischen Unken und Großgmain unter deutschem Territorium bekommen wir sicher hin wenn dafür das deutsche Eck entlastet wird.

  • OLGI am 02.07.2024 08:03 Uhr / Bewertung:

    Da drücken wir doch lieber einen Milliarden teuren Autobahnausbau nach Salzburg durch...

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