Salmonellen-Epidemie: Ministerin kritisiert "Verunglimpfung der Behörden"

Im Salmonellen-Skandal um eine niederbayerische Firma weist Umweltministerin Ulrike Scharf ein schludriges Vorgehen der Behörden zurück. Doch es kommen immer weitere Ekel-Details ans Licht.
von  oz
Bayerns Umweltministerin Ulrike Scharf (CSU) ist sich sicher: Seitens der Behörden wurden keine Fehler gemacht.
Bayerns Umweltministerin Ulrike Scharf (CSU) ist sich sicher: Seitens der Behörden wurden keine Fehler gemacht. © dpa

München – Hunderte Menschen sind erkrankt, zwei sogar gestorben: Der Salmonellen-Skandal um die niederbayerische Firma Bayern-Ei in Aiterhofen im Landkreis Straubing-Bogen (AZ berichtete) schlägt weiter hohe Wellen.

Am Donnerstag äußerte sich erstmals Umweltministerin Ulrike Scharf (CSU) zu den Vorwürfen, dass die Behörden – allen voran das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) – versagt hätten.

Umweltministerin Scharf dementiert Vorwürfe

„Der Vorwurf, man habe nicht reagiert, ist schlichtweg falsch“, sagte Scharf im Umweltausschuss des Landtags. Die zuständigen Mitarbeiter seien ihrer Verantwortung gerecht geworden.

Den Behörden wird vorgeworfen, nicht angemessen reagiert und die Verbraucher nicht rechtzeitig gewarnt zu haben.

Das geht auch aus Recherchen von „SZ“ und dem BR-Politikmagazin „Kontrovers“ hervor. So soll das LGL bei den Salmonellentests viel zu lange gewartet haben. Ein solcher Test dauert nach Auskunft eines Labors in der Regel fünf Tage. Das LGL jedoch brauchte bis zu sieben Wochen, bis die Ergebnisse vorlagen, ob Salmonellen auf den Eierschalen zu finden sind.

Das Gebäude der Firma Bayern-Ei in Aiterhofen. Foto: Armin Weigel/dpa  

Nach Ansicht von Scharf gab es aber keine rechtliche Grundlage für eine Warnung der Verbraucher. Dazu hätten die Eier als Handelsklasse A in den Handel gelangt sein müssen. Das sei nicht der Fall gewesen.

LGL-Präsident Andreas Zapf erklärte, die Behörden hätten alles Notwendige unternommen: etwa sofort die Ställe untersucht, Proben entnommen oder Mitarbeiter von Bayern-Ei untersuchen lassen. Die Firma selbst habe Eier zurückgenommen – und auch angekündigt, bestimmte Eier nur noch als B-Ware zu vermarkten. A-Eier kommen als „normale“ Eier in den Handel, B-Ware wird an die Industrie zur Weiterverarbeitung geliefert.

Auch Mitarbeiter erheben Vorwürfe

Nach „Kontrovers“ und „SZ“ erheben nun aber auch Bayern-Ei-Mitarbeiter schwere Vorwürfe gegen ihren Arbeitgeber. So hätten sie Eier, die mit Maden befallen waren, sortieren müssen. Auf diese Weise sollen alte Eier als frische ausgeliefert worden sein. Bayern-Ei selbst teilt mit, dass die Etikettierung der Produkte „den gesetzlichen Anforderungen“ entspreche.

Unterdessen hat Bayern-Ei gestern damit begonnen, 460 000 Hühner am Aiterhofener Nachbar-Standort Wallersdorf-Ettling zu töten. Anschließend sollen Spezialisten die Anlagen desinfizieren. Mit einer angeordneten Keulung habe das nichts zu tun, sagte der Landrat von Dingolfing-Landau, Heinrich Trapp (SPD): „Das ist eine rein betriebliche Maßnahme.“

 

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