Riesen-Wirbel um Hitler-Aquarelle!
Die geplante Versteigerung der „Führer-Schinken“ schockt die Politik – doch Auktionator Weidler will das Geschäft durchziehen
NÜRNBERG Die geplante Versteigerung zweier Gemälde von Adolf Hitler durch das Nürnberger Auktionshaus Weidler – sie sorgt jetzt für einen Riesen-Wirbel in der ganzen Stadt.Beide großen Rathaus-Parteien zeigten sich entsetzt. CSU und SPD forderten Auktionator Herbert Weidler auf, die Versteigerung noch abzusagen...
Wie die Abendzeitung am Donnerstag exklusiv berichtete, sollen am 25. April die beiden Hitler-Gemälde „Gehöft“ und „Hofanlage am Fluss“ unter den Hammer kommen. Das Mindestgebot liegt bei jeweils 3500 Euro.
Der Vorgang sorgt inzwischen im politischen Nürnberg für Bestürzung. „Ich bin verwundert, dass tatsächlich in Nürnberg solche Bilder verkauft werden“, sagt Nürnbergs SPD-Chef Christian Vogel. „Hier wird das Image der Stadt massiv für ein paar Euro geschädigt. Die SPD-Fraktion appelliert an den Auktionator, die Geschichte kurzfristig abzublasen.“
Noch deutlichere Worte findet Max Höffkes, Sprecher für Integration und internationale Beziehungen in der CSU-Fraktion: „Das ist instinktlos, geschmacklos und geldgierig! Man weiß doch genau, dass solche Dinge einen hohen Preis erzielen. Und man kann sich auch ausrechnen, wer solche Bilder ersteigert. Da sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Ich kann nicht verstehen, dass sich ein seriöses Institut dafür hergeben kann. Das würde uns schwer schaden, wenn das über die Bühne geht. Noch ist Zeit, den Fehler einzusehen und den Termin abzusetzen.“
Akademie-Präsident Hörl fordert „Psycho-Hygiene“
Der Auktionator solle bedenken, was er mit der Aktion seiner Stadt und ihren Menschen antue, sagt auch Ottmar Hörl, Präsident der Nürnberger Akademie der Künste: „Es verbietet sich, sich mit solchen Dingen zu beschäftigen, erst recht in Nürnberg – weil man sich nicht von der Geschichte lösen kann.“ Das habe nichts mit Verdrängung, sondern mit „Psycho-Hygiene“ zu tun. Man müsse die Menschen in Nürnberg vor Missverständnissen schützen. „Da heißt es sonst schnell wieder: ,Die haben immer noch nichts gelernt.’“ Und das hätten die Nürnberger nicht verdient.
Die Stadt Nürnberg hat bereits im Jahr 2005 ein Verbot prüfen lassen, als Weidler erstmals ein Hitler-Gemälde versteigerte. „Aber der Besitz oder Verkauf dieser Bilder ist nicht strafbar“, so der Leiter des Rechtsamtes, Walter Lindl. Die Auktion sei unerwünscht in der Stadt des Friedens und der Menschenrechte, aber könne nicht verboten werden, weil auf den Bildern keine Symbole verfassungswidriger Organisationen zu sehen seien.
Spendet Weidler seine Provision?
Auktionator Herbert Weidler ficht die Kritik nicht an: „Ich werde die Bilder als Zeitdokument versteigern“, erklärte er gestern gegenüber der Abendzeitung. Seinen Angaben zufolge stammen die Aquarelle aus einem Kunstgeschäft in München, wo sie verkauft wurden und 1945 nach Russland gelangten. Von dort kamen sie später zu einem polnischen Besitzer. Der, so Weidler, habe auch einen Wohnsitz in Nürnberg und wolle die Bilder jetzt verkaufen.
Die Provision seines ersten Hitler-Deals 2005 spendete Weidler übrigens für die Restaurierung zweier Nürnberger Kirchen, nachdem das Jüdische Museum Fürth die Spende abgelehnt hatte. „Es kann durchaus sein, dass ich meine Provision auch diesmal wieder spende“, so Weidler. Die Aufregung um die Versteigerung mag er allerdings nicht verstehen: „Die Gemälde sind Zeitdokumente, die ich vermarkte. Die Stadt Nürnberg tut mit dem Reichsparteitags-Gelände doch nichts anderes. Ich ziehe die Bilder sofort zurück, wenn die Stadt Nürnberg das Norisring-Rennen absagt und aufhört, auf der Großen Straße Parkplätze für drei Euro zu vermieten.“
Winfried Vennemann