Rentner liegt zwölf Tage tot in seiner Wohnung

Dass in Großstädten ältere, alleinstehende Menschen, die sterben, erst Wochen später in ihrer Wohnung entdeckt werden, ist (leider) keine Seltenheit. Doch was kürzlich in Aschaffenburg passiert ist, kommt so wohl eher selten vor.
Verena Lehner |
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In einem Wohnhaus lag ein toter Rentner fast zwei Wochen ohne Beerdigung, weil Polizei und Stadt nicht richtig kommunzierten (Symbolfoto).
dpa In einem Wohnhaus lag ein toter Rentner fast zwei Wochen ohne Beerdigung, weil Polizei und Stadt nicht richtig kommunzierten (Symbolfoto).

Dass in Großstädten ältere, alleinstehende Menschen, die sterben, erst Wochen später in ihrer Wohnung entdeckt werden, ist (leider) keine Seltenheit. Doch was kürzlich in Aschaffenburg passiert ist, kommt so wohl eher selten vor. Den so tragisch wie kuriosen Fall hat die Tageszeitung "Main Echo" aufgedeckt.

Aschaffenburg - Es ist der 11. Mai, als in einem Wohnhaus in Aschaffenburg Polizei und Feuerwehr eine Wohnungstür aufbrechen. In der Wohnung finden die Einsatzkräfte den leblosen Rentner Ernst M.. Nachbarn haben zuvor die Polizei alarmiert, weil sie den 73-Jährigen schon seit Tagen nicht mehr gesehen hatten und sich langsam Sorgen machten. Die Angehörigen erfahren, dass Ernst M. bereits bestattet ist

Ein Notarzt stellt wenig später fest, dass Ernst M. eines natürlichen Todes gestorben ist. So weit, so traurig. Die Polizei tut nach dem Fund des Toten das, was sie in diesem Fall immer tot. Die Wohnung wird verschlossen, der Verstorbene bleibt vorerst in der Wohnung, weil noch am selben Abend die Angehörigen ermittelt werden sollen. Doch das gestaltet sich schwieriger, als zunächst gedacht.

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Am Abend kann niemand mehr verständigt werden. Deshalb wird am Folgetag die Stadt informiert, das Schloss der Wohnung ausgewechselt und der Schlüssel der Stadt überlassen. Wie sich später herausstellt, ist das der Moment, von dem an die Dinge eine seltsame Wendung nehmen. Denn von diesem Moment an passiert: einfach gar nichts mehr. Und zwar neun Tage lange. Verwandte werden nicht benachrichtigt oder bekommen eine falsche Auskunft. Ihnen wird gesagt, dass Ernst M. bereits beerdigt ist.

Doch eine Nichte will das nicht recht glauben und macht Druck. Weil sie nicht locker lässt, fahren Polizei und ein Bestatter am 23. Mai noch einmal zu der Wohnung. Da sind bereits zwölf Tage vergangen. Die Beamten öffnen die Wohnung, ein beißender Gestank weht ihnen entgegen. Ernst M. liegt noch immer in der Wohnung. Doch wie kann das passieren? Wie das "Main Echo" berichtet, bemühen sich die Stadt Aschaffenburg und Polizei um eine Erklärung. Beiden ist der Vorfall äußerst unangenehm. Polizei: "Es ist ein unentschuldbares Missverständnis."

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Die Erklärung: Es sei zu einem äußerst unglücklichen Missverständnis zwischen der Polizei und der Stadt gekommen. Die Stadt ging davon aus, dass die Polizei bereits einen Bestatter informiert hatte und der Verstorbene bereits zum Friedhof gebracht worden war. Und die Polizei dachte ihrerseits, dass die Stadt alles Notwendige in die Wege leiten werde. "Polizei und Stadt Aschaffenburg werden alles daran setzen, dass in der Zukunft solche unglücklichen Missverständnisse nicht mehr auftreten", heißt es in einer Erklärung.

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