Regensburger Schmiergeld-Skandal: Das ist OB Wolbergs' Geldgeber
Lachfältchen um die blauen Augen, rahmenlose Brille, grauweiß meliertes Haar mit jugendlicher Welle: Volker Tretzel (74) ist der zweite maßgeblich Beteiligte an der Spendenaffäre in der Regensburger SPD. OB Joachim Wolbergs wird Bestechlichkeit vorgeworfen – bestochen habe ihn laut Staatsanwaltschaft Baulöwe Tretzel.
Er soll nicht nur den SPD-Ortsverein Regensburg Süd mit einer halben Million Euro bedacht haben, auch den finanziell stets angeschlagenen Fußballverein SSV Jahn Regensburg soll er laut den Ermittlern mit 1,7 Millionen Euro unterstützt haben.
Es besteht der Verdacht, dass Oberbürgermeister Wolbergs im Gegenzug die Firma von Tretzel mit dem Zuschlag für drei Baugebiete auf dem Areal der ehemaligen Nibelungenkaserne versorgt haben soll. Das Projektvolumen dürfte im dreistelligen Millionenbereich liegen.
800 Wohnungen, auch für Studenten, sollen auf dem Areal entstehen
Das Grundstück, um das es geht, ist insgesamt 40 Hektar groß und liegt im Süden der oberpfälzischen Stadt. Dort stand die Nibelungenkaserne. Sie war die letzte der vier Bundeswehrkasernen in Regensburg und mit einer Fläche von 33 Hektar die größte.
2011 hatte die Stadt das Gelände erworben, im März 2016 wurden die Straßen dort freigegeben. Dort steht bereits das Techbase, ein Gründer- und Forscherzentrum, sowie eine Berufliche Oberschule. Studenten sollen nebenan einziehen: Insgesamt 800 Wohnungen, Sozial-, Miet- und Eigentumswohnungen sollen in den nächsten Jahren folgen. Der Investor, der das realisieren soll, ist der 74-jährige Volker Tretzel.
Sitzt aktuell in U-Haft: Joachim Wolbergs. Quelle: dpa
Er ist der Chef der gleichnamigen, in Regensburg sehr aktiven Baumfirma. Mitte der 70er Jahre gründete der studierte Rechtsanwalt die Firma, realisierte laut Eigenauskunft Wohnprojekte in ganz Bayern, bevor man sich voll auf Regensburg konzentrierte. Tretzel soll außerdem seit vielen Jahren begeisterter Sportflieger sein.
In einem Interview mit dem Regensburger „Wochenblatt“ im August 2016 erklärte der Millionär, er habe seine Gewinne immer verteilen wollen. Begründung: „Ich bin ein 68er“. Hunderttausende Euro habe er im Kulturbereich gespendet. Spenden flossen auch an die SPD, aber nicht so hohe Summen, wie ihm die Staatsanwaltschaft vorwirft, sagte er.
Ohne Tretzel hätte der Jahn Regensburg keine neue Arena
Besonders viel Geld hat Tretzel in den Verein Jahn Regensburg gesteckt. Er ist dessen größter Kapitalgeber und hatte maßgeblich Anteil daran, dass der Drittligist ein neues Stadion, die Continental-Arena, bauen konnte.
Im August fühlte er sich öffentlich an den Pranger gestellt, er, der Gönner, der Mäzen, der nur Gutes tun wollte. Jetzt ist er im Spendensumpf gelandet.
Mit ihm verhaftet wurde sein ehemaligen Geschäftsführer Franz W., dem Beihilfe zur Bestechung vorgeworfen wird. Er soll das Spendennetz und die Verteilung auf Strohmänner organisiert haben. Derweil prüfte die Landesanwaltschaft gestern die Dienstenthebung Wolbergs. Seine Koalitionspartner wollen ohnehin, dass er zurücktritt.
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