Razzia in der Promi-Reha-Klinik am Tegernsee
Bad Wiessee - Die Liste der prominenten Patienten ist lang. Spitzensportler wie Tommy Haas, Jan Ulrich, Maria Riesch und Lars Riedel ließen sich im Medical Park behandeln, genauso wie TV-Stars wie Michael Schanze, Senta Berger oder Friedrich von Thun. Doch am Mittwochmorgen bekam der oberste Chefarzt im Medical Park Besuch, der ihn weniger erfreut haben dürfte.
Gegen neun Uhr morgens kamen Polizei und Staatsanwälte aus München – nicht zur Visite, sondern zur Razzia. Mit einem richterlichen Durchsuchungsbefehl in der Tasche. Die Fahnder durchsuchten drei Kliniken in Bad Wiessee, die zum Medical Park gehören, sowie die Firmenzentrale der Medical Park AG in Amerang im Landkreis Rosenheim.
Auch bei drei Chefärzten zu Hause rücken Ermittler an
Zeitgleich durchsuchten vier Fahnder nach Informationen des Internetportals „Tegernseer Stimme“ das Privathaus des Chefarztes im Tal.
Auch die Privatwohnungen zweier leitender Kollegen, des Chefarztes für Orthopädie und des Chefarztes für Innere Medizin, wurden durchsucht.
„Es geht um den Verdacht des Abrechnungsbetrugs“, sagte Oberstaatsanwalt Thomas Steinkraus-Koch von der zuständigen Staatsanwaltschaft München I.
Die Höhe des möglicherweise entstandenen Schadens ist noch unklar. Die Polizisten haben bis zum Nachmittag kistenweise Akten, Unterlagen und Speichermedien abtransportiert. Die Auswertung der beschlagnahmten Unterlagen wird voraussichtlich Monate in Anspruch nehmen. Eine Sprecherin der Kliniken sagte, man werde mit den Ermittlungsbehörden zusammenarbeiten. Zu einer weiteren Stellungnahme war sie gestern nicht bereit.
Ärzte-Abrechnungsbetrug: Stellte Richterin Verfahren vorzeitig ein?
Ins Rollen gekommen waren die Ermittlungen nach AZ-Informationen im Januar 2015 durch die Anzeige eines Orthopäden. Der Arzt war als Patient in der Hubertus-Klinik in Bad Wiessee in Behandlung. Bei der Abrechnung der erbrachten Leistungen entdeckte der Mediziner eine falsche Zuordnung der Leistungen und erstattete daraufhin Anzeige. Angeblich wurden normale Visiten als Chefarztvisiten abgerechnet.
Nach Angaben der Staatsanwaltschaft in München wird geprüft, ob es sich möglicherweise um einen systematischen Betrug zu Lasten von Patienten bzw. Privatkrankenkassen handelt. Wie viele Fälle insgesamt vorliegen, ließe sich erst nach Abschluss der Untersuchungen sagen, erklärte Oberstaatsanwalt Thomas Steinkraus-Koch.