Rauchverbot: 1. Kneipe in Franken macht dicht
Erst der Anfang: Experten rechnen damit, dass es im Herbst zu einem Wirtshaus-Sterben kommt
NÜRNBERG Gerhard Engelmann vom Nürnberger Hotel- und Gaststättenverband hat derzeit alle Hände voll zu tun. Er muss Wirte beraten, wie sie nach dem Rauchverbot ihre Kneipe weiterhin betreiben können. Viele sehen keine beruflichen Perspektiven mehr. „In Erlangen habe ich einen Betrieb, der jetzt wegen des Rauchverbots schließt“, sagt Engelmann. Gastro-Experten rechnen ab Herbst mit dem großen Kneipen-Sterben...
„Vor allem die kleinen Bars und Eckkneipen haben schon jetzt große Existenzsorgen“, so Engelmann. Sie haben sich auf die bisherige Regelung eingestellt und etwa in aufwändige Lüftungsanlagen investiert. „Dafür bekommen sie keine Entschädigung“, so der Gastro-Funktionär.
Vor allem Kneipen in der City leiden
Der frühere Innenstadtwirt und jetzige Disco-Betreiber (Club Fogón) Marc Klages sagt, dass vor allem die Kneipen in der City unterm Qualmverbot leiden. „Die Gäste müssen zum Rauchen wieder vor die Tür. Wenn sie einige Biere konsumiert haben, wird das nicht leise! Da sind die Klagen von den Anwohnern programmiert“, sagt der Disco-Besitzer, der sich deshalb vor einem Jahr aus der Weißgerbergasse zurückgezogen hat.
Schon zu Zeiten des ersten Rauchverbots kam es hier zu heftigen Beschwerden der Anwohner über den Lärm. „Die Konsequenz war, dass einige Betriebe schließen mussten.“ Im Herbst, wenn nach der Urlaubs- und Biergartenzeit wieder mehr Betrieb in der City ist, „wird das Kneipen-Sterben beginnen“, sagt er voraus.
Auch auf dem Land wird das Rauchverbot etliche Wirtshäuser in ihrer Existenz bedrohen, sagt Gastronom Werner Behringer. „Die Kollegen dort verkaufen zwar am Sonntag ihren Schweinebraten. Aber unter der Woche kommt zu denen keiner mehr. Die Dorfbewohner treffen sich lieber im Feuerwehrhaus, wo sie ihr Bier trinken und rauchen. Und sie sagen zum Wirt, dass er gerne auch kommen kann, damit er in seinem Wirtshaus nicht so einsam ist!“
"Wir drücken kein Auge zu"
Die Politik wird darauf keine Rücksicht nehmen. „Es wird einen Einführungsspielraum von ein paar Wochen geben“, so Innenminister Joachim Herrmann. Dann ist das Gesetz verbindlich. „Und wir drücken auch kein Auge zu. Das ist ja kein Gesetz mit Augenzwinkern!“
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Michael Reiner
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