"Rassistischer Videoclip": Bayern-Ministerium stoppt Anti-Salafismus-Video nach Kritik

Eigentlich sollte das Kurzvideo von Bayerns Innenministerium eine Kampagne zu den Gefahren durch salafistische Prediger bewerben. Jetzt wurde der Clip nach Rassismusvorwürfen gelöscht – zumindest vorerst.
von  AZ/ dpa
Das Ministerium von Joachim Herrmann (CSU) hatte mit der Kampagne auf Gefahren durch salafistische Prediger aufmerksam machen wollen. (Archivbild)
Das Ministerium von Joachim Herrmann (CSU) hatte mit der Kampagne auf Gefahren durch salafistische Prediger aufmerksam machen wollen. (Archivbild) © Sven Hoppe/dpa

München – Nach Kritik hat Bayerns Innenministerium ein Kurzvideo als Werbung für eine Kampagne gegen Gefahren durch islamistische Prediger vorerst gestoppt. Der animierte Videoclip - den das Ministerium zunächst auf der Plattform X veröffentlichte, später aber wieder löschte - hatte auf den sozialen Medien Rassismus-Vorwürfe ausgelöst. Zunächst hatten mehrere Medien darüber berichtet.

"Wir nehmen die Kritik an dem Video sehr ernst und haben die Kampagne erst mal gestoppt", sagte ein Sprecher des Ministeriums. "Wir bedauern außerordentlich, wenn das Video zu Irritationen und Missverständnissen geführt hat."

Frau verschwindet im Rachen eines Predigers

In dem etwa 30 Sekunden langen Video ist unter anderem zu sehen, wie eine junge Frau einen Smartphone-Clip eines Predigers mit Gebetskappe anschaut. Eingeblendet wird die Frage: "Dürfen sich Musliminnen schminken?" Zu hören sind düstere Klänge, ein boshaftes Lachen. Das Gesicht des Predigers wird zur Fratze, die Frau verschwindet in seinem Rachen.

Nach Kritik hat das bayerische Innenministerium ein Kurzvideo gelöscht, das vor den Gefahren des Salafismus gwarnt hat. Der animierte Videoclip - den das Ministerium zunächst auf der Plattform X veröffentlichte - hatte auf den sozialen Medien Rassismus-Vorwürfe ausgelöst.
Nach Kritik hat das bayerische Innenministerium ein Kurzvideo gelöscht, das vor den Gefahren des Salafismus gwarnt hat. Der animierte Videoclip - den das Ministerium zunächst auf der Plattform X veröffentlichte - hatte auf den sozialen Medien Rassismus-Vorwürfe ausgelöst. © Bayerisches Innenministerium

Kurze Zeit später ist die Frau erst mit Kopftuch, dann mit Vollverschleierung zu sehen. Schließlich laufen ihr in dem Video beim Putzen in der Küche neben einer weiteren vollverschleierten Frau Tränen aus den Augen. "Die Salafismus-Falle" mit dem Untertitel "Es geht schneller als Du denkst" wird als Schriftzug in Großbuchstaben eingeblendet, gefolgt von einem Link zum Auftritt der Präventionskampagne "Antworten auf Salafismus".

Clip soll überarbeitet werden 

Das Video habe die Kampagne bewerben und aufzeigen sollen, dass einflussreiche salafistische Prediger verstärkt versuchten, "mit auf den ersten Blick harmlos wirkenden Alltagsthemen insbesondere junge Menschen zu ködern und für ihr extremistisches Gedankengut zu gewinnen". Der Clip solle nun überarbeitet werden. "Die Gefahren des Salafismus dürfen aber nicht verharmlost werden", betonte der Ministeriumssprecher.

Die Linken-Bundestagsabgeordnete Nicole Gohlke schrieb auf X, der Beitrag sei ein "durch & durch rassistischer Videoclip". Weiter schrieb sie: "Erbärmlich - ganz besonders in diesen Zeiten! Statt Ausgrenzung & Hetze braucht es Haltung gegen antimuslimischen Rassismus."

Anzeige für den Anbieter X über den Consent-Anbieter verweigert

Die innenpolitische Sprecherin der bayerischen SPD, Christiane Feichtmeier, sagte, das Video habe bei ihr "großes Kopfschütteln ausgelöst". Der Kampf gegen Salafismus sei zwar wichtig, sagte die Landtagsabgeordnete. "Es kann jedoch nicht sein, dass Steuermittel für etwas ausgegeben werden, was nicht wirkt oder vielleicht sogar dem Anliegen einen Bärendienst erweist. So wirkt das Video jedenfalls auf mich und andere." 

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.