Rassismus-Skandal in Landsberg: Landjugend sagt nach Krisensitzung alle weiteren Faschingsumzüge ab

Ein Faschingsumzug in Bayern sorgt bundesweit für Furore. Auslöser sind ausländerfeindliche Parolen von Mitgliedern der Landjugend Hohenfurch. Auch der Bürgermeister schaltet sich ein.
Alexander Spöri
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Auf dem mit Lego-Steinen geschmückten Umzugswagen der Landjugend Hohenfurch skandierten Feiernde rassistische Parolen.
Auf dem mit Lego-Steinen geschmückten Umzugswagen der Landjugend Hohenfurch skandierten Feiernde rassistische Parolen. © Screenshot YouTube

München/Landsberg am Lech - Tausende Menschen feiern seit rund zwei Wochen den Fasching im Freistaat. Ein Vorfall aus der Kreisstadt Landsberg am Lech hat die Feierlichkeiten am Donnerstag allerdings überschattet und sorgte bundesweit für Schlagzeilen.

Auslöser sind Videos vom dortigen Faschingsumzug, die sich in Sozialen Medien verbreiten. Darin singen mehrere junge Männer auf dem Festwagen der Landjugend Hohenfurch nicht den gewöhnlichen Text zum Partyhit "L'amour toujours" vom italienischen DJ Gigi D'Agostino – sie skandieren stattdessen "Ausländer raus!".

Der Vorfall erinnert an Videos nach dem AfD-Parteitag im mittelfränkischen Greding. Damals stimmten mehrere Menschen den rassistischen Text in einer Diskothek an. Anwesend waren auch zwei Abgeordnete der AfD, die später abstritten, mitgesungen zu haben. Im Fall Landsberg läuft bei der Polizei bereits ein Ermittlungsverfahren wegen des Anfangsverdachts der Volksverhetzung. Das bestätigt auch der Vorsitzende der Landjugend Hohenfurch, Moritz Taufratshofer, der AZ.

"Geht gar nicht": Krisensitzung bei der Landjugend Hohenfurch nach Rassismus-Eklat bei Faschingsumzug

Der Chef des Vereins fuhr bei der Weiberfastnacht nicht auf dem Umzugswagen mit und hat eigenen Angaben zufolge erst am Freitag von dem Eklat erfahren. "Sowas geht gar nicht", stellt er klar. Taufratshofer habe daraufhin sofort reagiert und Gespräche mit der Vorstandschaft, dem Ersten Bürgermeister von Hohenfurch und Vertretern der Jungbauernschaft – dem Dachverband seines Vereins - gesucht. Auch zu einer "Krisensitzung" sei es bereits gekommen. "Als erste Maßnahme haben wir alle weiteren Faschingsumzüge, wo wir noch wären, abgesagt." Drei Umzüge hätte es noch gegeben, für die man "viel Zeit und Geld" investiert habe.

Außerdem seien alle Mitglieder zum "Thema Rassismus" sensibilisiert worden. Auch die Leute, die auf dem Umzugswagen waren, seien vor Ort gewesen und hätten sich "betroffen" gezeigt. Wer genau mitgesungen habe, weiß Taufratshofer nicht, weil er nicht dabei war. "Wir kooperieren aber mit der Polizeibehörde zur Aufklärung des Vorfalls. Außerdem möchten wir eine Liste mit den Personen, die gesungen haben, zusammenstellen."

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"Ich bin Mitglied": Bürgermeister sind beim Verein keine rechten Tendenzen aufgefallen

Bisher seien ihm noch nie rassistische Äußerungen im Verein aufgefallen. Dagegen wäre man auch sofort vorgegangen. Das sagt auch der Bürgermeister von Hohenfurch, Guntram Vogelsgesang (CSU), zur AZ. "Ich bin Mitglied der Landjugend. Bisher ist uns nicht aufgefallen, dass es da irgendwelche rechten Tendenzen gibt." Stattdessen engagiere sich der Verein bei sozialen Projekten und sorge für Zusammenhalt, so dass Jugendliche keinen "Blödsinn" machen.

Vogelsgesang kenne die meisten Mitglieder seit Kindheitsjahren: "Für sie würde ich auch meine Hand ins Feuer halten." Möglicherweise sei der Text von einer Person angestimmt worden, dann habe der "Herdentrieb" eingesetzt. "Jetzt einfach abhaken geht trotzdem nicht." Eine Konsequenz zog bereits der Faschingsclub Licaria. Der Veranstalter des Landsberger Events will die Landjugend 2025 ausschließen.

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6 Kommentare
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  • ESC-Gast am 12.02.2024 07:31 Uhr / Bewertung:

    Die wiederholte Berlin-Wahl hat gezeigt, dass sogar dort wieder mehr konservativ gewählt wird. Es dämmert doch immer mehr, dass ein "Weiter so" nicht die Lösung sein kann. Kommunen ächzen unter den oktroyierten Bedingungen. Wer für eine geregelte Einwanderungspolitik ist, ist nicht rechtsextrem sondern realistisch. Das haben Italien, Schweden, Dänemark etc. gemerkt, nur hier fällt der Groschen nicht. Ein paar grölende Faschingschaoten sind nur das unschöne Ergebnis einer völlig abgehoben Politik gegen den Souverän, deren Verantwortliche eine Heidenangst vor dem September haben.

  • Der wahre tscharlie am 13.02.2024 15:55 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von ESC-Gast

    "Ein paar grölende Faschingschaoten sind nur das unschöne Ergebnis einer völlig abgehoben Politik gegen den Souverän,"

    Nein!! Sie sie sind das Ergebnis einer Verrohung der Sprache, die seit Jahren auch von einer Partei betrieben wird, und die auch in den sozialen Medien stattfindet unter dem Motto, "das wird man doch mal sagen dürfen".

    Und eine in U-Haft sitzende AfD-Politikerin, die gewählt wurde, sehe ich nicht als konservativ.

  • AufmerksamerBürger am 11.02.2024 21:07 Uhr / Bewertung:

    Durch harte Bestrafungen und Maßnahmen die alle treffen, wird mit Sicherheit der Grund für die gesungenen Unmutsäußerungen nicht beseitigt.

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