Raistinger Kornkreis: „Es muss was dran sein“

Monika Huttner und ihre Schwester kommen jeden Tag zum Kornkreis. Der Familie gehört das Feld, in dem das Ornament entdeckt wurde. Allein sind die Frauen dort nie – das Phänomen zieht Tausende an.
Natalie Kettinger |
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Der Kornkreis in Raisting zieht haufenweise Schaulustige an. Die Bilder.
dpa Der Kornkreis in Raisting zieht haufenweise Schaulustige an. Die Bilder.

Raisting - Monika Huttner war die Erste, die den Raistinger Kornkreis betreten hat, Seite an Seite mit ihrem Mann. „Es war wunderschön“, schwärmt sie. Die waagrecht gewalzten Halme hätten nachgegeben wie ein Hochflor-Teppich. In den Zentren der Kreise sei der Winterweizen zu kniehohen Wirbel gedreht gewesen. Ein Meisterwerk. „Ich hab’ mir gleich gedacht: Das kann nicht von Menschenhand gemacht sein.“

Lesen Sie hier: Experte über den Kornkreis: „Das waren Menschen“

Seitdem kommt die 65-Jährige jeden Tag zu dem rätselhaften Ornament, das ein Ballonfahrer am 18. Juli entdeckt hat. Nach Fischen (2007) und Andechs (2012) ist der Raistinger Kreis der dritte, der innerhalb weniger Jahre im Fünfseenland aufgetaucht ist und bei Alien-Freunden aus aller Welt für helle Aufregung sorgt. Monika Huttner ist allerdings keine Esoterikerin, sie ist Bäuerin. Das Raistinger „Kornkreis-Feld“ gehört ihrem Sohn.

„Ich kann mir das einfach nicht erklären“, sagt sie, während sie neben ihrer Schwester Margot Engelschall (72) im Schatten eines Sonnenschirms sitzt und verwundert aufs Feld hinausschaut. Auch in dieser Nacht haben dort Menschen geschlafen, auf Isomatten oder direkt auf dem Boden, um die kosmische Energie möglichst hautnah zu spüren.

Der Schaden am Feld ist durch Spenden längst ausgeglichen „Es muss irgendwas dran sein, wenn so viele Menschen herkommen“, finden die Frauen am Feldrand. Vergangenen Samstag seien es mehr als 1000, vergangenen Sonntag sogar mehr als 2000 Besucher gewesen. „Und alle waren freundlich und friedlich.“

Großzügig sind die Ufologen ebenfalls. In der zweiten Nacht hätten Unbekannte eine Sammelbüchse am Fahrweg angebracht, der zum Kreis führt, darüber ein Schild: „Spende für den Bauern“. Der Schaden von 1500 Euro (ein Viertel des Korns ist dem Kosmos zum Opfer gefallen) sei durch die freiwilligen Gaben längst beglichen, sagt Monika Huttner.

Gespendet wird weiterhin, auch wenn die Schwestern wie ein Mantra wiederholen: „Der Kornkreis kostet keinen Eintritt.“ Die Frauen revanchieren sich mit Mineralwasser. Es ist heiß im Kreis.

Bis vor Kurzem haben die Huttners den Besuchern zudem Luftaufnahmen von ihrem Kornkreis geschenkt, zur Erinnerung. 3500 Stück, ungefähr postkartengroß, haben sie davon verteilt. Dann war unfreiwillig Schluss. „Der Enkel hat Abzüge gemacht, bis der Automat beim Rossmann kaputt gegangen ist.“

Aber mittlerweile kann man die Bilder ja überall sehen. Auch international. Englische Kameraleute seien da gewesen, das russische Fernsehen, ein japanischer Zeitungsreporter mitsamt Übersetzerin und ein mexikanisches TV-Team.

Sogar eine Frau aus Chile habe angerufen, erzählt die Bäuerin. „Die wohnt auch in der Nähe einer großen Antenne und dort gab es ebenfalls einen Kornkreis. Das hat sie so beschäftigt, dass sie ein paar Tage später hier aufgetaucht ist.“

 

Lesen Sie hier: Kornkreis in Weizenfeld: Waren es Außerirdische?

Mitte nächster Woche ist der Zauber vorbei. Dann wird gemäht Es hat nicht lange gedauert, bis ein Behördenvertreter am Feldrand auftauchte. „Das war einer vom Ordnungsamt. Der hat gesagt, da muss ein Schild hin: ,Betreten auf eigene Gefahr’.“ Wenn es regnet, streut die Familie jetzt Rindenmulch auf den Weg – damit niemand ausrutscht und sich verletzt. „Bei uns ist eben immer was los“, sagen die Frauen.

 

Mittags parken an der Straße zum Feld wieder Autos mit Kennzeichen aus ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Mitte nächster Woche soll der Kornkreis fallen. Erst die Ähren außerhalb, dann das Ornament selbst. Die Huttners haben Kühe, der Weizen ist ihr Winterfutter. Außerdem soll bald neu angesät werden.

„Aber den Kornkreis-Weizen dürft’s nicht verfüttern“, empört sich ein Mann mit buntem Häubchen, der eben aus dem Feld steigt. „Das wäre pure Verschwendung.“ Was sie denn sonst damit machen sollen, fragen die Frauen verblüfft. „Na verkaufen, auf irgendeiner Esoterik-Seite“, empfiehlt der Künstler mit Kappe.

Monika Huttner sieht ihre Schwester Margot an und schüttelt ungläubig den Kopf. „Was es nicht alles gibt. Kornkreis-Weizen!“

 

 

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