Experte über den Kornkreis: „Das waren Menschen“
AZ: Herr Ernst, am Ammersee erzählt man sich, der Raistinger Kornkreis sei Ihr Werk. Stimmt das?
ULI ERNST: Natürlich nicht. Doch selbst, wenn ich es gewesen wäre, würde ich es nicht zugeben: Dass niemand weiß, wer dahintersteckt, macht doch einen großen Teil der Faszination aus. Aber es liegt einfach nahe, dass die Leute zuerst an mich denken.
Lesen Sie hier: Raistinger Kornkreis: „Es muss was dran sein“
Warum?
Weil wir vom Hanf-Labyrinth ,Ex Ornamentis’ 16 Jahre Erfahrung damit haben, Bilder in Felder zu projizieren – und unsere ersten drei Ornamente waren auch auf Kreisbasis. Aber mittlerweile arbeiten wir viel komplexer. Wir schaffen mit Satellitenunterstützung Landkarten, Schlösser und Figuren. Das ist der entscheidende Unterschied.
Wenn Sie den Kornkreis nicht gemacht haben, wer war es dann?
Vermutlich eine Gang junger Leute wie beim Maibaumklau, die ihre Technik mit jedem Kornkreis verbessert. Ich habe mir auch die vorherigen Ornamente in Andechs und Fischen angeschaut. Das Raistinger ist bislang das perfekteste – Kompliment!
Wie sind sie Ihrer Meinung nach vorgegangen?
Man beginnt mit einer Zeichnung, die später vergrößert wird. Wir arbeiten zum Beispiel mit einem Maßstab von 1:700. Was folgt, ist ganz simple geometrische Vermessungstechnik: Ich würde zuerst die Mittelpunkte der Kreise markieren, dann dort einen Pflock einschlagen, an dem ein Seil in der gewünschten Länge befestigt ist – oder jemanden dort postieren, der den Strick festhält – und anschließend den Kreis wie mit einem riesigen Zirkel abmessen.
Dann würden in den Mittelpunkten aber Fußabdrücke oder Löcher zurückbleiben.
Genau. Und jetzt schauen Sie sich den Raistinger Kornkreis mal genau an: Die Mittelpunkte sind alle so angelegt, dass sie von plattgewalztem Korn überdeckt sind. Das ist für mich ein deutliches Indiz dafür, dass hier Menschen am Werk waren. So haben sie ihre Spuren verdeckt. Wäre dort ein Ufo gelandet, gäbe es dafür keine Notwendigkeit.
Wie erzeugt man die flachen, niedergedrückten Stellen im Ornament?
Mit Walzen könnte man nicht so akkurat arbeiten. Aber ein Brett, ungefähr zwei Meter lang, das eine Fußschlaufe hat und an dem man rechts und links eine Schnur befestigt, lässt sich sehr gut steuern. Mit dieser Technik sind sehr filigrane Strukturen möglich. Wenn man sich dann noch irgendeine Sohle unter den anderen Fuß schnallt, bleibt nichts zurück außer platt gedrückten Halmen, die alle in dieselbe Richtung zeigen. So wurde zum Beispiel in England vorgegangen.
All das sei unmöglich in einer Nacht zu bewältigen, sagen die Ufologen. Was sagen Sie?
Vorbereitung und Markierungen sind wahrscheinlich die halbe Arbeit. Dazu könnte man einzelne Halme zu Boden treten oder farblich kennzeichnen. Das bekommt niemand mit. Selbst wenn Sie mit dem Hubschrauber über das Feld fliegen, sehen Sie nichts. Wenn fünf Leute beim Platttreten zusammenarbeiten, ist das in einer Nacht kein Problem.
Ihr Fazit?
Wie schon gesagt: Das waren keine Außerirdischen, sondern Menschen. Die Jungs haben das sehr gut gemacht – auch, wenn ich es als Landwirt nicht gutheißen kann, anderen das Getreide umzudrücken.
- Themen: