Kommt Bewegung in den Streit um den Wolf?

Dass der Wolf leichter geschossen werden soll, ist für viele ausgemachte Sache. Doch über das Wie wurde zuletzt gestritten. Nun gibt es einen neuen Zeitplan - und zwei Beteiligte haben ein "Date".
von  Regina Wank, dpa
Michaela Kaniber, (CSU) Staatsministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, und Bundeslandwirtschaftsminister Alois Rainer (CSU). Herrscht bald größere Klarheit beim Wolf?
Michaela Kaniber, (CSU) Staatsministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, und Bundeslandwirtschaftsminister Alois Rainer (CSU). Herrscht bald größere Klarheit beim Wolf? © Peter Kneffel/dpa

Um die Jagd auf Wölfe wird viel gezankt - nun könnten einige Streitpunkte bald vom Tisch sein. Bis zum Herbst wird die Bundesregierung nach den Worten von Landwirtschaftsminister Alois Rainer der EU für ganz Deutschland einen guten Erhaltungszustand des Wolfes nachmelden. Zuständig sei dafür das Bundesumweltministerium und das habe ihm "zugesagt", dass die Meldung im Herbst erfolgen werde, sagte der CSU-Politiker am Rande eines Besuches in Ruhpolding in den Chiemgauer Alpen.

Zudem wollen die bayerische Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU) und Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) sich am Donnerstag treffen, um über das bayerische Jagdgesetz zu sprechen, das zuletzt für Zwist gesorgt hatte. "Der Hubert Aiwanger und ich haben morgen ein Date (...), wir verbringen den ganzen Nachmittag miteinander und dann schauen wir mal, was rauskommt", sagte Kaniber bei der Hauptalmbegehung in Ruhpolding.

Einstufung ist wichtiges Kriterium

Die Einstufung des bisher streng artenschutzrechtlich geschützten Wolfes in einen günstigen oder guten Erhaltungszustand ist seit vielen Jahren ein politischer Streitpunkt. Landwirte fordern die neue Bewertung, weil der Wolf dann leichter bejagt und auch abgeschossen werden kann. Ende Juli hatte die Bundesregierung bereits für den Nordwesten Deutschlands einen günstigen Erhaltungszustand nach Brüssel vermeldet, allerdings nicht für ganz Deutschland. 

Ohne die Feststellung eines günstigen Erhaltungszustands dürften vorerst weiter hohe Anforderungen für die Jagd auf Wölfe in Bayern gelten. "Heißt das, dass der gute Erhaltungszustand dann erreicht ist, wenn der Wolf am Marienplatz in München spazieren geht oder am Garmischer Marktplatz? Das geht nicht und das wollen wir nicht", sagte Kaniber in Ruhpolding.

Zwist in Bayern wegen Jagdgesetz

Der Schutzstatus des Wolfs hatte zuletzt auch in der bayerischen Koalition für Unstimmigkeiten gesorgt. Zwar sind sich Aiwanger und Kaniber grundsätzlich einig, dass der Wolf leichter abgeschossen werden soll. Die Landwirtschaftsministerin möchte das aber nicht allein über das bayerische Jagdgesetz regeln lassen, sondern auf Bundesebene.

Ähnlich sieht es auch Bundeslandwirtschaftsminister Rainer. Wichtig sei, dass eine neue Regelung rechtssicher sei, sagte er in Ruhpolding. Deswegen müsse zuerst das Bundesjagdgesetz stehen. Aiwanger hingegen möchte den Wolf direkt in das bayerische Jagdrecht aufnehmen. Er wünsche sich, dass die Koalition in Berlin das im Januar hinbekomme, möchte aber, dass Bayern die Wolfsfrage unabhängig vom Bund regele, sagte er bei der Hauptalmbegehung in Ruhpolding. Denn wenn sich der Prozess in Berlin verzögere, "dann haben wir die nächste Hauptalmbegehung, nächstes Jahr und schimpfen wir wieder über dasselbe Thema".

Meinungen zu Wölfen gehen weit auseinander

Kritik an der neuen Einstufung des Wolfs kommt unter anderem vom Landesbund für Vogel- und Naturschutz Bayern (LBV): "Dass Ministerin Kaniber und die Minister Glauber und Aiwanger trotz rückläufiger Wolfszahlen in Bayern vehement an ihrer Forderung nach einem "günstigen Erhaltungszustand" und somit nach einem erleichterten Abschuss festhalten, ist aus Sicht des LBV fachlich nicht nachvollziehbar", teilte der LBV-Vorsitzende Norbert Schäfer mit.

2024 seien nur noch fünf Wolfsrudel im Freistaat gezählt worden - zuvor waren es den Angaben zufolge sieben. Laut Landesamt für Umwelt leben in Bayern in 13 Regionen standorttreue Wölfe. Zum Vergleich: In Brandenburg lebten laut Bundesamt für Naturschutz zuletzt 58 Rudel, in Niedersachsen 48 und in Sachsen 37.

Auch andere Umweltorganisationen und einige Wolfsexperten halten die neue Einstufung für verfrüht. Zudem fordern Experten einen verstärkten Einsatz von Schutzhunden, da diese Nutztiere effektiver auch in Gegenden bewachen können, wo keine Zäune aufgestellt werden können.

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