Pidingerin rettet Rehkitze mit Drohne
Traunstein - Experten schätzen, dass rund 100.000 Rehkitze, die sich in Wiesen verstecken, pro Jahr den Mähwerken der Traktoren zum Opfer fallen. So überleben nicht einmal 80 Prozent der Kitze ihr erstes Lebensjahr. "Diese Tatsache hat mich unglaublich traurig gemacht", beklagt Sabrina Augenstein aus Piding im Landkreis Traunstein. Deshalb hat sie vor drei Jahren einen Spendenaufruf für eine Drohne mit Kamera gestartet. Das Echo war enorm, schnell hatte die 26-Jährige das Geld von "4.500 Euro aufwärts" für den High-Tech-Copter zusammen.
Seitdem ist sie quasi als Schutzpatronin der Rehkitze unermüdlich im Einsatz. "Wir sind in dieser Rettung aus der Luft sehr erfolgreich", sagt Augenstein der AZ.
Kamera übermittelt Bilder der Rehe als gelbe Punkte
Unzählige Kitze, Junghasen, Jungvögel und Bodenbrüter habe sie so entdeckt und retten können. "Angefordert werde ich von Landwirten und Jägern, ob ich ihre Wiesen vor den Mäharbeiten nach Kitzen absuchen könnte." Dann gehe es morgens ab halb fünf Uhr los, wenn es noch nicht warm ist. "Bis in die Vormittagsstunden habe ich das Terrain abgeflogen."

Und so funktioniert’s: Die Drohne mit der hochauflösenden Thermalkamera fliegt in einer Höhe von etwa 50 Metern in engen Schleifen. Die Kamera übermittelt Bilder der im Gras versteckten Tiere als gelbe Punkte. Ist ein Tier entdeckt, bleibt die Drohne darüber stehen und das Tier kann schnell ausgemacht werden. Um ein Kitz dann zu bergen, muss die gelernte Textillaborantin Handschuhe anziehen und Grasbüschel ausrupfen, damit sie das Kleine an den sicheren Waldrand tragen kann. "Das ist dringend nötig, da das Tier sonst den Geruch des Menschen und es die Ricke nicht mehr als ihr Baby annimmt."
Schützend wird noch ein Wäschekorb über das Jungtier gelegt, bis der Bauer die Wiese abgemäht hat. "Die kleinen Kitze, die nur wenige Tage alt sind, lassen sich total leicht wegtragen und haben oft in meinen Armen weitergeschlafen", berichtet Augenstein, die die Wildtierinitiative gemeinsam mit dem Tierschutzring Traunstein ins Leben gerufen hat.
Tierschutzverein: Spaziergänger sollen auf den Wegen bleiben
Eine Kitz-Rettung per Drohnen hat nun auch der Tierschutzverein Tegernseer Tal mit dem Bauernverband Miesbach gestartet. Dessen Kreisobmann Hans Hacklinger "ist glücklich über diese Lösung". Es sei eine super Idee, so Tiere und auch die Heuernte zu schützen. Denn jede Mahd, bei der ein Tier verletzt oder getötet werde, könne nicht mehr als Futtermittel verwendet und müsse "kostenpflichtig entsorgt werden."
Johanna Ecker-Schotte vom Tierschutzverein freut sich, dass sie mit dem Bauernverband das "Projekt Kitzrettung mit Drohne" ins Leben rufen konnte: "In diesem Zusammenhang bitten wir nochmals alle Spaziergänger, Hundebesitzer und auch Sportler, auf den Wegen zu bleiben und Wald und Wiesen nicht zu betreten."
Wer die Rehkitz-Rettung unterstützen will, kann das tun mit Spenden an: Tierschutzring Traunstein e.V., IBAN DE60 7105 2050 0000 3972 99, Verwendungszweck: DROHNENPROJEKT.
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