Pflege-Debatte in Bayern: "Angehörige kommen nicht vor"

Gesundheitsminister Holetschek stellt seine Pläne für eine "Gute Pflege daheim in Bayern" vor - doch um das Zuhause und den Freistaat geht es kaum.
Lisa Marie Albrecht
Lisa Marie Albrecht
|
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
8  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Die meisten Pflegebedürftigen werden nach wie vor von Verwandten betreut - viele wünschen sich mehr Unterstützung. (Symbolbild)
Die meisten Pflegebedürftigen werden nach wie vor von Verwandten betreut - viele wünschen sich mehr Unterstützung. (Symbolbild) © imago images/Westend61

München - Es sind Zahlen, die den Handlungsbedarf eindringlich zeigen: Bis 2050 werde die Zahl pflegebedürftiger Menschen in Bayern von derzeit 500.000 auf bis zu 880.000 ansteigen, schilderte Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) am Dienstag im Gesundheitsausschuss des Bayerischen Landtags in München.

Pflegekräfte sind immer noch Mangelware

Er rechnete weiter vor: "Wir werden bis zu 154.000 zusätzliche Pflegekräfte brauchen", sagte er bei der Vorstellung seines Berichts "Gute Pflege. Daheim in Bayern".

Der Gesundheitsminister forderte deshalb, "mehr Geld ins System" zu geben, die Akademisierung der Pflegeberufe voranzutreiben und dem Thema Pflege mit Blick auf die Bundestagswahl den gleichen Stellenwert wie etwa dem Klimaschutz einzuräumen.

Konkret sprach sich Holetschek dafür aus, die Finanzierung der Pflege für die Zukunft zu sichern. Dafür müssten etwa die Sektorengrenzen zwischen ambulanter und stationärer Pflege im Leistungsrecht der Pflegeversicherung aufgehoben werden. Die Pflegeversicherung solle zudem die Kosten für medizinische Behandlungspflege auch bei vollstationärer Versorgung übernehmen. Finanzielle Entlastung brauche es auch bei überdurchschnittlich langen Pflegeverläufen.

Lesen Sie auch

Lesen Sie auch

Pflegeausbildung soll vom Bund übernommen werden

Um die Kosten dafür stemmen zu können, forderte Holetschek einen Steuerzuschuss für die Pflegeversicherung auf Bundesebene. Ebenfalls mit einem Steuerzuschuss solle zudem die Pflegeausbildung künftig vollständig vom Bund übernommen werden.

Um die Akademisierung der Pflege voranzutreiben, braucht es aus Sicht von Holetschek darüber hinaus ein bayerisches Stipendienprogramm, um einen Anteil von zehn bis 20 Prozent an akademisierten Pflegekräften zu erreichen.

Dieser liegt nach Daten des Deutschen Berufsverbands für Pflegeberufe (DBfK) lediglich bei 0,4 Prozent in der ambulanten und 0,5 Prozent in der stationären Versorgung.

Die Arbeitsbedingungen der Pflegekräfte verbessern will der Minister unter anderem mit steuerfreien Zuschlägen etwa für Wochenenddienste, Pflegepauschalen oder festen "Springern", die im Krankheitsfall verlässlich aushelfen und so die Ressourcen der anderen Fachkräfte schonen. "All das wird etwas kosten, aber wir müssen sagen: Das ist es uns wert", so der Gesundheitsminister.

Lesen Sie auch

Lesen Sie auch

Kommunen werden dringend als Investoren benötigt

Auf Landesebene will Holetschek vor allem die Kommunen noch stärker einbinden. "Bereits jetzt unterstützt das bayerische Gesundheits- und Pflegeministerium mit über 60 Millionen Euro jährlich Investitionen und trägt somit zu einem Ausbau einer pflegerischen Infrastruktur bei, die den Betroffenen in den Mittelpunkt stellt", sagte er.

Waldmann: "Eigenanteil für Heime muss sinken"

Die gesundheitspolitische Sprecherin der Landtags-SPD, Ruth Waldmann, kritisierte, die pflegenden Angehörigen kämen in den Plänen Holetscheks "überhaupt nicht vor". Ihr fehlen Maßnahmen wie Lohnausgleich oder eine Anerkennung von Pflegezeiten bei der Rente.

Zudem müsse laut Waldmann der Eigenanteil für Heime sinken, etwa, indem Investitionskosten mehr bezuschusst werden. "Hier muss der Freistaat stärker vorangehen, sonst bleibt es an den Pflegebedürftigen hängen." Zudem vermisse sie eine klare Aussage zu der von Ministerpräsident Markus Söder (CSU) ausgesprochenen "Pflegeplatzgarantie".

Andreas Krahl (Grüne) monierte, Holetschek schiebe die Verantwortung an den Bund ab, obwohl es auf Landesebene deutlich mehr Handlungsspielraum gebe. Der pflegepolitische Sprecher der Grünen und gelernte Krankenpfleger nannte als Beispiel konkrete Pläne für eine Vereinheitlichung der Pflegehelferausbildung, die auf sich warten ließen.

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
8 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
  • Ludwig aus Bayern am 14.07.2021 21:54 Uhr / Bewertung:

    Bis 2050 werde die Zahl pflegebedürftiger Menschen in Bayern von derzeit 500.000 auf bis zu 880.000 ansteigen.
    Ich hoffe, ich werde selbst einmal keine brauchen. Lieber beizeiten ein sauberer Herzinfarkt. Das geht schnell und man hat nicht das Elend über Monate oder gar Jahre hinweg. Wie zum Beispiel bei Krebs oder dergleichen.

  • loewenhund am 14.07.2021 18:58 Uhr / Bewertung:

    komisch das sich immer leute mit der pflege befassen die von der praktischen arbeit keine ahnung -fragt doch einfach die leute aus der praxis - zB fehelen noch jahrelang examinierte pflegekräfte warum gibt man den heimen nicht einfach mehr arbeitende hände - warum müssen ausgebildete kräfte eigentlich die gleiche arbeit machen wie pflegehilfskräfte -man muss einfach nur umorganisieren und die arbeit einfach anders einteilen -in einer fabrik gibt es auch vorarbeiter warum geht daas in der pflege nicht- vor allem die idiotische 5 0 % regelung ist aufzuheben

  • Bongo am 15.07.2021 18:05 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von loewenhund

    Sie sollten sich umgehend als Pflegeheimleiter bewerben.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.