Partielle Sonnenfinsternis in München: Alles, was Sie darüber wissen müssen
München – Das letzte März-Wochenende wird himmlisch – zumindest erwartet uns in Bayern und Deutschland ein Spektakel am Mittagshimmel: eine partielle Sonnenfinsternis.
An diesem Samstag, 29. März, wird ein kleiner Teil der Sonne vom Mond verdeckt. In München werden es nur 10,3 Prozent der Sonne sein. Deutlicher erkennbar wird das Ganze etwa in Kiel (21,2 Prozent) oder in Hamburg (20,1 Prozent).
Wie einen angebissenen Keks kann man es sich vorstellen. Von einem Mäuschen.

Was am Himmel passiert
Der Mond bewegt sich um die Erde, diese wiederum um die Sonne. Wenn alle drei auf einer Linie liegen und der Mond zwischen Sonne und Erde steht, verdeckt er – zumindest von uns aus gesehen – den Blick zur Sonne.
Dieses Mal wird der Erdtrabant hierzulande nur einem kleinen Teil der Sonne im Weg stehen. Wäre sie komplett verdeckt, würde man von einer totalen Sonnenfinsternis sprechen. So ist es nur partiell.
Wann die Sonnenfinsternis beginnt
Wie die Volkssternwarte München informiert, wird der erste Kontakt des Mondes mit der Sonne um 11.27 Uhr (MEZ) sein, die maximale Bedeckung ist in München gegen 12.12 Uhr zu erwarten. Zu Ende geht die partielle Sofi um 12.56 Uhr.

Auch wenn die Verdunkelung in München nur gering ausfallen wird, ist die Sonderveranstaltung mit Rahmenprogramm bereits ausverkauft, wie die Volkssternwarte der AZ mitteilt.
Das Problem mit dem Wetter
Bernhard Buchner von der Volkssternwarte lässt wissen, wo man hinschauen muss: "Was man braucht, ist ein freier Blick Richtung Südost/Süden." Ob auf dem Land oder in der Stadt spiele keine Rolle, die Sonne sei hell genug. Aber klar: Der Himmel sollte nicht bewölkt sein.
Diplom-Meteorologe Dominik Jung macht wenig Hoffnung – Stand Donnerstag. Es seien für Bayern und München "viele Wolken, kaum Lücken und zeitweise Schauer" prognostiziert, teilt er der AZ mit.
So schauen Sie sicher und gesund
Die Wetter-Hoffnung stirbt zuletzt – was muss man grundsätzlich beim Beobachten wissen? Augenarzt Christoph Niederdellmann aus Augsburg praktiziert seit 30 Jahren und rät dringend davon ab, direkt in die Sonne zu schauen. Eine Spezialbrille sei essenziell.
Denn: "Das Problem ist, dass unglaublich große Lichtenergien von der Sonne kommen. Kein Mensch kann unverhüllt direkt in die Sonne schauen. Man schaut bestenfalls schräg vorbei."

Andernfalls falle die ganze Energie der Sonne auf die Stelle des schärfsten Sehens. "Das ist ein winziger Punkt auf der Mitte der Netzhaut, wo sich die ganzen Sinneszellen dicht versammeln, die fürs Farbsehen und Scharfsehen verantwortlich sind." Diese Stelle würde "durch die hohe Energie schlichtweg verbrannt". Die Folge im schlimmsten Fall: "Man verliert Teile seines Sehvermögens auf Dauer." Es gebe in diesem Fall keine Behandlungsmöglichkeit.
Aus Augenarzt-Sicht sei eine partielle Sonnenfinsternis im Vergleich zur totalen "die schlimmere". Eine normale Sonnenbrille reicht ihm zufolge nicht. "Vergessen Sie Ihre Sonnenbrille. Infrage käme höchstens noch eine Schweißerbrille Schutzklasse 14 - das ist vom Effekt ähnlich wie die beschichtete Papierbrille, die man sich für den Anlass extra kaufen kann." Brillenträger sollten eine spezielle Sonnenfinsternisbrille direkt vor den Augen unter der normalen Brille tragen, so Niederdellmann.
Hype um die Schutzbrillen – Hersteller aus Bayern
Die Firma Baader Planetarium aus Mammendorf im Landkreis Fürstenfeldbruck stellt genau solche Schutzbrillen her. "Die Nachfrage vor jeder Sonnenfinsternis steigt extrem an", teilt der Marketing-Chef Tobias Baader der AZ mit.
1999 - damals gab es eine totale Sonnenfinsternis – hätten sie rund 7,5 Millionen (!) dieser Brillen verkauft. Auch 2015 bei der partiellen Sonnenfinsternis "wurden wir wider Erwarten ausverkauft, trotz vorher extra erhöhter Produktion".
Daher wundert es kaum: Die Bestände für Schutzbrillen made in Bavaria sind auch dieses Mal bereits abverkauft, heißt es Anfang der Woche. "Wir haben jedoch noch ausreichend AstroSolar-Folien im Lager, mit welcher man die Sonne mit zusätzlicher Optik wie einem Teleskop beobachten und/oder fotografieren kann."
Buchner von der Volkssternwarte zufolge gibt es Finsternisbrillen in Astroläden. Im Schnitt kosteten diese zwischen vier und sieben Euro. So kurz vor dem Phänomen könnten sie eventuell auch mehr kosten, lautet seine Einschätzung.
Für eine sichere Sonnenfinsternisbrille gilt laut Baader Planetarium die Norm DIN EN ISO 12312-2:2015. Auch Augenarzt Niederdellmann verweist auf diese Norm.
Das bedeutet dem Hersteller aus Mammendorf zufolge, dass sie "mindestens eine optische Dichte von 5.0 hat". Sie filtere etwa 99,9 Prozent der Sonnenintensität heraus.
Die Brillen aus dem Landkreis Fürstenfeldbruck seien "für einen direkten Blick in die Sonne nach dieser Norm zugelassen und ermöglichen einen sicheren und extrem scharfen Blick auf die Sonne in ihrer natürlichen Farbe: neutral Weiß – nicht orange oder gelblich verfärbt".
Die nächste Chance auf eine totale Sonnenfinsternis
Je nach zu erwartender Nachfrage in den nächsten Jahren "werden wir unsere Produktion natürlich massiv hochfahren". Er nennt in diesem Zusammenhang die zwei totalen Sonnenfinsternisse 2026 in Spanien sowie 2027 in Gibraltar, Marokko und Ägypten.
In Deutschland wird die nächste partielle Sonnenfinsternis dann am 12. August 2026 zu sehen sein. Für kurze Zeit völlig dunkel wird die Sonne hierzulande erst wieder 2081.
- Themen: