"Oh, oh, oh!"

Die Piraten wollen im März das Rathaus in Landsberg am Lech entern. Am Tag, als sie ihren OB-Kandidaten präsentieren, ist auf dessen Internetseite gähnende Leere – und viel „Blabla”
Julia Lenders |
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Wer gestern die Homepage von Eric Lembeck besuchte, fand viel Leere und „Blabla“ – nach dem AZ-Anruf war diese Seite zunächst nicht mehr abrufbar.
Wer gestern die Homepage von Eric Lembeck besuchte, fand viel Leere und „Blabla“ – nach dem AZ-Anruf war diese Seite zunächst nicht mehr abrufbar.

LANDSBERG Die Piratenpartei nimmt Kurs auf die ersten bayerischen Rathäuser. Am 11.März wählen die Landsberger ihren Oberbürgermeister. Gestern trudelte die Nachricht ein: Mit Eric Lembeck, 46 Jahre alt, selbstständiger Online-Händler, tritt dabei erstmals auch ein Pirat an. Als die AZ gleich mal dessen Internetauftritt besuchte, entdeckte sie Erstaunliches.

AZ: Herr Lembeck, auf Ihrer Homepage ist unter dem Punkt „Programm” noch gähnende Leere. Und das Vorwort endet mit „Blabla”. Müssen Sie sich thematisch erst noch aufstellen?

ERIC LEMBECK: Wie sind Sie da an dieses Ding rangekommen? Wir wollten das eigentlich erst morgen dann noch mit Inhalten füllen. Wir haben schon relativ viele Seiten zusammengestellt, und die wollten wir morgen nochmal durchsprechen und das Ding erst dann freischalten.

Ist schon online...

Oh, oh, oh. Da muss ich nochmal mit dem Ignaz sprechen, der das für uns macht. Das war nicht so beabsichtigt. Der Ignaz hat einfach nur ein paar Sachen eingestellt, einfach mal so rauskopiert. Also wenn Sie das in Ihrem Bericht noch nicht so übernehmen würden, wäre ich Ihnen dankbar.

Nachdem die Seite bereits online und das Ganze auch nicht unlustig ist, wird es natürlich schon vorkommen.

Alles klar.

Außerdem ist augenfällig, dass „Blabla” als Platzhalter für künftigen Text auf der Homepage benutzt wird. Und da fragt man sich schon: Ist Politik für Sie „Blabla”?
Es ging nur um die Optik und das Design der Homepage – ob wir damit einverstanden sind. Die Inhalte wollten wir am Dienstag mit einfügen.
Sie müssen sich also nicht erst thematisch aufstellen?

Die Hauptthemen stehen fest. Das ist klar: Bürgerbeteiligung und Transparenz. Bei allen größeren Geschichten müssen vorher die Bürger befragt werden, Informationen eingeholt werden, wie denn was zu machen ist. Wir haben hier in Landsberg unglaublich viele wirklich gut gebildete Menschen in allen Bereichen. Sei es Finanzwirtschaft, Gesundheitswesen, Polizei und so weiter. Es macht nicht immer Sinn, nur teure Gutachter zu beauftragen. Weil die auch oft ein Eigeninteresse haben mit ihren Gutachten. Es wäre vielleicht sinniger, wenn man einfach mal die Intelligenz vor Ort nutzt und davon Entscheidungen beeinflussen lässt.

Was würden Sie als OB als Erstes verändern?

Als Allererstes würde ich sämtliche Unterlagen öffentlich zugänglich machen. Sprich: sämtliche Verträge, sämtliche Gutachten, die auf Stadtkosten in Auftrag gegeben wurden. Die wurden mit Steuergeldern bezahlt, also hat die Allgemeinheit ein Recht, mal Einsicht zu nehmen. Ich bin mir relativ sicher, dass dadurch sehr viele Positionen erkannt werden, wo deutlich Geld eingespart werden kann. Die vielleicht sogar komplett unsinnig sind. Da kann man schon relativ kurzfristig relativ viel Geld sparen. Des weiteren gibt es ein paar Themen in Landsberg, die wirklich ein bisschen drängen.

Zum Beispiel?

Die Verkehrssituation in Landsberg ist momentan nicht optimal. Da gibt’s garantiert Handlungsbedarf. Wir wollen in Kürze ein Bürgerforum starten, wo ein Konzept aufgestellt werden kann. Das wollen wir gleich mal dem Stadtrat vorstellen, damit die sehen, dass es in Landsberg viele Bürger gibt, die auch Interesse an den lokalen Themen haben.

Haben Sie sich vor den Piraten auch schon politisch engagiert – und wo?

Das ist bei mir wie bei den meisten Piraten: Wir waren politisch interessiert, aber aktiv war fast keiner. Der Drang dazu kam erst durch die immer größere Unzufriedenheit. Bis vor ein paar Jahren gab’s im Prinzip keine Möglichkeit, außer in diesen alten Bahnen mitzuschwimmen. Da hatte keiner Lust drauf. Wenn man mit Vertretern von CSU und SPD spricht, heißt es: Wenn du dabei bist, nichts sagst und immer schön mitschwimmst, kommst du am Ende in ein Parlament. Wehe, du machst mal die Klappe auf, dann gibt’s sofort den Gong und du bist außen vor. Bei uns wünschen wir uns, und ich hoffe, das bleibt so, dass es umgekehrt ist. Dass die, die Missstände anprangern, die wichtigen Leute in der Partei sind. Nicht die Duckmäuser, die mitschwimmen.

Nach dem Interview war die Webseite von Eric Lembeck zunächst nicht mehr abrufbar.

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