Notarzt-Chaos: CSU-Politiker in Lebensgefahr

Der 38-Jährige Bürgermeister aus Niederbayern drohte auf der Öko-Messe zu ersticken. Als die Alarmierung erfolgte, waren alle Nürnberger Notfall-Mediziner in anderen Einsätzen
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Bürgermeister Thomas Müller schwebte in Lebensgefahr.
Bürgermeister Thomas Müller schwebte in Lebensgefahr.

NÜRNBERG Thomas Müller schlenderte am Donnerstag über die BioFach in Nürnberg. Der Niederbayer ist CSU-Bürgermeister von Bayerisch Eisenstein. An einem Stand probierte Müller Käse und einen Schluck Molke aus Stutenmilch. Schnell beutelte ein allergischer Schock Müllers Körper – er schwebte in Lebensgefahr. Skandalös: Der alarmierte Notarzt kam erst nach 35 Minuten!


Die Allergie löste Schwellungen im Hals und Rachen aus, Müller drohte zu ersticken – er schwebte in akuter Lebensgefahr. Helfer vom BRK versuchten, die Schwellung mit Eiswürfeln zu lindern – doch das Eis ging zur Neige. Müller ist einen Tag später wieder wohlauf. Zur AZ sagt er: „Es war schlimm: Du liegst auf der Trage, die Menschen um dich herum werden immer nervöser, und du fragst dich selbst: Wie kann das so lange dauern? Das kann doch eigentlich nicht wahr sein.” Erst nach 35 Minuten traf der Notarzt ein, er hatte die rettende Cortison-Spritze dabei. „Mir ging es ganz schnell wieder viel besser”, so der 38-Jährige.

"Bei uns auf dem Land ist der Notarzt in zehn Minuten da"


Walter Lindl vom Rettungszweckverband muss sich nicht zum ersten Mal um Chaos in der Leitstelle kümmern: „Alle Notärzte waren in Einsätzen.” Pro Schicht decken drei Notärzte Nürnberg ab. Lindl: „Um 12.54 Uhr wurde der allergische Schock gemeldet. Da waren weder Notarzt noch Rettungswagen frei. So schickten wir um 13.01 Uhr einen Krankenwagen, der war um 13.06 Uhr vor Ort. Der erste Notarzt wurde um 13.25 Uhr frei, er erreichte um 13.30 Uhr die Messe.”


Eine Situation, die so nicht vorkommen sollte, so Lindl. Aber: „Am Bahnhof gibt es auch einmal kein Taxi.” Die Uni München erstellt derzeit eine Bedarfsanalyse – die letzte liegt zehn Jahre zurück. Danach soll geklärt sein, ob Nürnberg mehr Notärzte braucht. „Wobei gerade im Gespräch ist, einen vierten Notarzt einzustellen”, so Lindl.


Müller kann das nicht verstehen: „Bei uns auf dem Land ist der Notarzt in zehn Minuten da – und zwar immer. Und warum hat eigentlich niemand einen in der Nähe praktizierenden Hausarzt in einem solchen Fall zu Hilfe gerufen?”
Rechtliche Schritte überlegt Müller nicht. „Ich möchte nur, dass das nie wieder vorkommt.” Dass er gegen die Milch allergisch ist, wusste er nicht – er hat nun immer ein Notfall-Set dabei.

S. Will

Mehr zum Nürnbeger Leitstellen-Chaos in der AZ-Printausgabe am 19./20.2.

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