Gründung von AfD-Jugend in Bayern: Der Brückenbauer kehrt zurück
Bei Franz Schmid muss man auf jedes Wort achten. Wenn der vom Verfassungsschutz beobachtete AfD-Landtagsabgeordnete von "Gemeinschaft" spricht, dann hat er nicht nur seine Parteifreunde im Sinn. "Damit ist das gesamte rechte Lager gemeint", sagt er der AZ. Dazu zählt er unter anderem Verschwörungsideologen, Burschenschaftler, Anhänger der rassistischen Identitären Bewegung (IB).
Ab Samstag will Schmid die neue AfD-Jugendorganisation "Generation Deutschland" in Bayern anführen. Beim Gründungskongress im mittelfränkischen Greding tritt er als aussichtsreicher Kandidat für den Landesvorsitz an. Etwa 300 Menschen wollen laut der Polizei dagegen protestieren.

Seine Kandidatur wird offenbar geduldet – obwohl er zuletzt schon die Vorgängerorganisation Junge Alternative (JA) in Bayern anführte, die sich im Frühjahr auf Anweisung der Mutterpartei selbst auflöste. Schmid organisierte damals mehrmals Treffen, bei denen Rechtsextremisten aus dem sogenannten Vorfeld rassistische Ideologien ins Umfeld der AfD tragen konnten.
Richtungsstreit in der AfD
Der Politiker fungiert so als Brücke zwischen diesem Milieu und der Partei. Daraus macht er kein Geheimnis: "Ich bin bestens vernetzt mit patriotischen Jugendorganisationen in ganz Europa und kenne deren Strukturen, Arbeitsweisen und Strategien", sagt Schmid der AZ. "Dieses Wissen will ich gezielt in Bayern einbringen."

Dabei hatte ihm Bayerns AfD-Chef Stephan Protschka bereits vor der Gründung der Bundesorganisation in Gießen Ende November interne Grenzen aufgezeigt. Die neue Jugend dürfe "keine bloße Fortsetzung der bisherigen JA" sein, sagte er der AZ. Eine "Vermischung mit Gruppen" wie der IB dürfe es daher nicht geben.
Doch Schmid kann sich das seit Jahren gut vorstellen. Eigentlich hatte er vor wenigen Wochen Zurückhaltung mit Blick auf die Jugendorganisation angekündigt. Für den Bundesvorstand wollte der Politiker nicht mehr antreten – und sich stattdessen mehr auf sein Landtagsmandat und die bayerische Jugendarbeit konzentrieren, sagte er der AZ vor einigen Wochen.
Wer hinter den Kulissen mitgestaltet
Neben ihm kandidiert Luca Strauf als stellvertretender Vorsitzender, wie Schmid bestätigt. Der Münchner wurde in Gießen bereits in den Bundesvorstand der "Generation Deutschland" gewählt.
Bei seiner Rede dort forderte er "millionenfache Remigration" – einen Euphemismus für massenhafte Vertreibungen. Seine Worte: "Wir müssen abschieben, abschieben, abschieben – bis Deutschland wieder Heimat ist." Auf Anfragen der AZ reagierte Strauf bisher nicht.
Ein Foto aus Gießen zeigt, wer in Bayern künftig mitgestalten will: Strauf neben Schmid, dem Landtagsabgeordneten Daniel Halemba und dem wie Schmid vom Verfassungsschutz beobachteten Rechtsextremisten Rene Dierkes.
Nähe zu Splittergruppierung der Identitären Bewegung
Auch auf dem Bild: Tim Schulz. Er taucht mittlerweile regelmäßig auf, wenn sich Funktionäre der AfD treffen – in Gießen, bei der Weihnachtsfeier im Maximilianeum, bei Aktionen im Wahlkampf. Schulz steht der "Lederhosenrevolte" nahe, dem bayerischen Ableger der Identitären Bewegung – einer Gruppierung, die ein rassistisches Volksverständnis propagiert.
Auf Bildern trägt Schulz eine Tätowierung, die an eine sogenannte Lebensrune erinnert – ein Symbol, das von den Nationalsozialisten vereinnahmt wurde. Seine Haltung zeigt er offen auf der Plattform X: "Wir schulden den Juden gar nichts", heißt es in einem Beitrag.

Zu einem Video, das einen weißen Vater mit schwarzen Kindern zeigt, kommentiert er: "Vermischung ist halt auch einfach sche**e." Politische Gegner sind für ihn "Zecken" – ein Kampfbegriff aus dem rechtsextremen Milieu.
"Junior-Flügel mit Remigrations-Lobbyisten"
Für den Grünen-Abgeordneten Cemal Bozoglu ist die Neugründung daher ein "Etikettenschwindel". Der Politikberater und Social-Media-Experte Johannes Hillje sagte der AZ vor dem Gründungskongress in Gießen: "Hier bildet sich eine Art Junior-Flügel voller Remigrations-Lobbyisten."
Fest steht: Noch ist die "Generation Deutschland" nur eine kleine Truppe. Klein – aber nicht ungefährlich. Denn diese Leute arbeiten letztlich daran, junge Menschen zu radikalisieren.

