Neues Finanzierungsmodell für Start-Ups in Arbeit

Bayerischen Start-Ups soll das Überleben erleichtert werden: Die von der Staatsregierung unterstützte Förderagentur Baystartup arbeitet an einem neuen Finanzierungsmodell jenseits des üblichen Wegs über Wagniskapital. "Wir wollen in einem neuen Ansatz auch die Gründer fördern, die bei Risikokapitalgebern wenig Chancen haben und ihre Unternehmen langfristig aufbauen wollen", sagte Geschäftsführer Carsten Rudolph der Deutschen Presse-Agentur. "Das sind Menschen, die nicht nach ein paar Jahren verkaufen wollen, nur weil der Risikokapitalfonds das Ende seiner Laufzeit erreicht."
Problem: Risikokapitalfonds wollen in kurzer Zeit hohe Renditen sehen
Start-Ups schreiben in den ersten Jahren häufig Verluste, weswegen Banken wegen des hohen Risikos üblicherweise keine Kredite vergeben. Die Geber von Wagniskapital aber verlangen häufig sehr hohe Renditeversprechen. "Risikokapitalfonds winken oft gelangweilt ab, wenn die Gründer nicht für das fünfte Jahr schon dreistellige Millionenumsätze versprechen", sagte Rudolph.
Neues Modell ähnelt der traditionellen Mittelstandsfinanzierung
Baystartup will deswegen Gründer verstärkt mit Investoren zusammenbringen, die sich als Gesellschafter direkt an einem Unternehmen beteiligen. Damit sieht Rudolph auch bessere Chancen für etwas ältere Manager jenseits des Studentenalters. "Wir sehen mehr Potenzial bei den etwas reiferen Gründern im Alter von Ende 30, Anfang 40. Jemand, der zehn Jahre Industrieerfahrung hat, der schreibt in seinen Businessplan keine fantastischen Geschäftserwartungen."
Großes Interesse
Die klassischen Wege der Mittelstandsfinanzierung seien in der Start-Up-Welt noch nicht angekommen, sagte Co-Geschäftsführerin Barbara Dombay. "Es wird oft geklagt, dass Start-Ups von den Banken keine Kredite bekommen. Wenn aber ein Investor als Gesellschafter einsteigt, hat das Unternehmen ein höheres Eigenkapital. Und damit können die Banken auch Kredite gewähren."
Das Interesse sei sehr groß, sagt Co-Geschäftsführerin Barbara Dombay. "Mit dieser Förderung des zukünftigen Mittelstands haben wir erst mal ganz sanft begonnen, um zunächst das Potenzial auf Seiten von Start-ups und auch von Privatinvestoren zu erheben."
Zielgruppe jenseits von München
Bei den Gründern löst es nach Dombays Worten "durchaus Erleichterung aus, wenn sie ihren Finanzplan nicht mehr extra großrechnen müssen", und nicht nur gefragt würden: "Wie kannst du in acht Jahren den Börsengang an der Nasdaq in New York schaffen?" Es seien oft nicht die Millionenfinanzierungen, sondern eher im sechsstelligen Bereich. "Ziel ist, erst mal die Profitabilität zu erreichen, aus der heraus man dann stabil weiter wachsen kann."
Das neue, an der Mittelstandsfinanzierung orientierte Modell könnte sich nach Einschätzung der beiden Baystartup-Chefs besonders für Unternehmensgründer in vom Mittelstand geprägten ländlichen Regionen eignen, in die sich Risikokapitalgeber selten verirren. Baystartup wurde 2014 gegründet und wird von zwei Fördervereinen getragen, über Wettbewerbe und Veranstaltungen bringt die Agentur Gründer und Geldgeber zusammen. In den ersten zehn Jahren vermittelte die Agentur knapp 550 Millionen Euro an junge Unternehmen. Rudolph leitete Baystartup ursprünglich allein, mit wachsenden Aufgaben ist nun Dombay als zweite Geschäftsführerin berufen.
Staatsregierung will mehr Risikokapital gewähren
Was das Risikokapital betrifft, haben zumindest prominente Top-Startups nach Rudolphs Worten keine Probleme, Investoren zu finden, diese sind allerdings häufig in den USA oder einem anderen Land ansässig. "Die Unternehmen bekommen ihr Geld und wandern auch meist nicht ab, sind dann aber irgendwann in internationaler Hand", sagte der Baystartup-Chef. "Da geht es also primär um ein volkswirtschaftliches Interesse und nicht um eine Hürde für die Start-Uups. Das sei aber sicherlich kein deutsches Thema, sondern eher ein europäisches: "Wie schaffen wir es aus eigener Kraft, diese Champions zu bauen, langfristig volkswirtschaftlich erfolgreich zu sein?"
Zudem will die Staatsregierung ihre Start-Up-Förderung mit staatlichem Risikokapital erhöhen. Nach einer kürzlichen Ankündigung von Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) sind 750 Millionen Euro zusätzlich eingeplant.