Nach tödlichem Sturz: Die Walhalla ist jetzt doch eingerüstet

Nach dem tödlichen Unfall eines 32-Jährigen auf der Walhalla gibt es nun neue Schutzmaßnahmen. Warum das so ist, ob sie bleiben und was Besucher und Bürgermeister dazu sagen.
Barbara Eisenhut |
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„Hier fallen Sie“ zeigt ein Männchen auf einem Schild. Es hängt an einem der neu aufgestellten Schutzgitter an der Walhalla.
„Hier fallen Sie“ zeigt ein Männchen auf einem Schild. Es hängt an einem der neu aufgestellten Schutzgitter an der Walhalla. © Barbara Eisenhut
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Lange Zeit wurden sie abgelehnt, jetzt stehen sie doch: Auf der Walhalla in Donaustauf gibt es jetzt Schutzgitter und weiße Plastikketten mit Gefahrenschildern.

All das soll Besucher daran hindern, von den hohen Sockeln zu fallen. Auslöser dafür ist ein tödlicher Unfall auf dem Nationaldenkmal vor einem Monat. Das neue Gesicht der Walhalla sorgt allerdings nicht gerade für Begeisterung.

Die Touristen tummeln sich am Freitagvormittag auf dem Denkmal. Sie gehen die Treppen hinauf, schlendern durch die Hallen, machen Fotos. Eigentlich ist alles wie immer.

Bei einigen herrscht Unsicherheit

Doch auf den Erinnerungen ist nun überall das neue Schild zu sehen. Es zeigt ein schwarzes Männchen, das von einem Sockel fällt. Es prangt auf den Metallzäunen, die die Sockel absperren, auf den Bauzäunen, die das Denkmal von hinten absichern, und an jeder einzelnen Plastikkette, die zwischen den Säulen des Denkmals hängt.

An der ein oder anderen Stelle sind schon Menschen über die Absperrungen geklettert. Bei anderen herrscht Unsicherheit, wo ausruhen und den Ausblick genießen nach dem Aufstieg eigentlich noch erlaubt ist. Mitten im Geschehen sitzt eine junge Familie mit drei Kindern. Sie haben sich zwischen zwei Absperrungen einen Platz gesucht.

"Wir haben beim Raufgehen schon über die Absperrungen diskutiert", sagt die Frau. "Uns stört es jetzt nicht. Ich glaube aber nicht, dass diese Absperrungen jemanden aufhalten." Am Ende sei jeder selber verantwortlich. "Für die Touristen ist es vielleicht gut, um noch mal zu betonen, dass es gefährlich ist", fügt ihr Mann an.

"Ich plädiere weiterhin für Eigenverantwortung"

Geländer, ja oder nein? Donaustaufs Bürgermeister Jürgen Sommer (SPD) sah sich schon öfter mit dieser Frage konfrontiert. Bei den beiden Toten in den vergangenen Jahren handle es sich einfach um tragische Unfälle, sagt er. Anders sei das bei Radfahrern, die mit Helmkamera die Stufen des Denkmals runterbrettern und das online stellen. Und dann werde in den Sozialen Medien mehr Sicherheit gefordert.

Er zeigt sich über die Neuerungen an der Walhalla verwundert. Er kenne den Ort seit seiner Kindheit, wohne dahinter. "Ich weiß nicht, was man sich dabei denkt", sagt er. "Ich war selbst oben und so wie das aussieht, kann es nur ein Provisorium sein", ist er überzeugt.

"Es sind Lücken im Geländer, das sorgt für Verwirrung bei den Besuchern." Genau da sieht der Bürgermeister einen Knackpunkt: "Wenn man dort wirklich fest ein Geländer installieren will, wo fange ich da an? Am Ende stehen da Glaswände und dann kommen die Graffitisprayer", sagt er. "Ich plädiere weiterhin für Eigenverantwortung."

"Dann müssten wir wohl überall ein Geländer hinbauen"

"Jährlich hat die Walhalla etwa 180.000 zahlende Besucher", sagt Jürgen Sommer. "Wenn wir die mitrechnen, die abends kommen und nicht zahlen, sind es um die 500.000 Besucher. Wenn ich dann den Prozentsatz ausrechne, wie vielen etwas passiert, müssten wir wohl überall ein Geländer hinbauen, auch auf einen Berg. Ist dann das Geländer da, klettern die Leute drüber und dann fallen sie statt neun zehn Meter."

Aufgestellt hat den neuen Schutz die Bayerische Schlösserverwaltung, die für die Walhalla zuständig ist. Eine Kehrtwende, denn nach dem tragischen Unfall vor einem Monat hatte man dort noch keine akute Notwendigkeit für ein Geländer gesehen.

Warum also nun doch neue, auffälligere Schutzmaßnahmen angebracht wurden, erklärt der Pressesprecher der Schlösserverwaltung, Florian Schröter, mit einer neuen Arbeitsgruppe, die es seit wenigen Tagen gibt. Sie dient der "Evaluierung der Situation an der Walhalla".

Temporäre Maßnahmen

Die Gruppe wurde auf Anregung des bayerischen Finanz- und Heimatministeriums eingerichtet und ist laut Schröter mit hochrangigen Experten aus den Bereichen Denkmalschutz, Bau, Justiz sowie Vertretern der Schlösserverwaltung besetzt.

Ein erstes Ergebnis der Arbeitsgruppe sind die "reversiblen Maßnahmen", die nun auf der Walhalla zu sehen sind. Bei den Absperrungen handelt es sich um temporäre Maßnahmen. Ob es am Ende wirklich ein fest installiertes Geländer auf der Walhalla geben wird, steht derzeit noch nicht fest.

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