Nach dem Winter-Chaos: SÖR rüstet auf!
Das umstrittene Räumkonzept soll nicht geändert werden. „Aber wir stoßen bei Personal und Gerät an unsere Grenzen“, sagt der Werkleiter. Die Stadträte wollen investieren, wenn der Kämmerer Geld gibt
NÜRNBERG Pünktlich zur großen Diskussion über die Probleme des Winterdienstes fielen gestern die Flocken. Allerdings mussten die Räumfahrzeuge nicht ausrücken. Der Schnee blieb (noch) nicht liegen. Zu den 130.000 Einsatzstunden, die die 480 Winterdienstler von SÖR bis Ende Dezember 2010 geleistet haben, kamen keine neuen dazu. Dafür redeten sich die Stadträte die Köpfe heiß. Trotzdem waren sie sich einig, dass SÖR für die nächste Wintersaison aufrüsten muss.
Denn der kälteste und schneereichste Dezember seit 40 Jahren machte dem Räum-dienst große Probleme. Vor allem am 1. und 2. Dezember überraschte das Schnee-Chaos den Servicebetrieb Öffentlicher Raum (SÖR): Er rückte zu spät aus. Das Streusalz zeigte bei der großen Kälte kaum Wirkung. Der Berufsverkehr brach zusammen. „Für die Unannehmlichkeiten, die dadurch entstanden sind, haben wir uns bei den Nürnbergern entschuldigt“, sagte Bürgermeister Horst Förther (SPD), der für SÖR verantwortlich ist.
Allerdings stellte er klar, dass das umstrittene, neue Räumkonzept in „98 Prozent aller Fälle“ funktioniert. Das heißt: Die geforderten Umstrukturierungen sind nicht nötig. Das bedeutet aber auch: Ein Schnee-Chaos wie Anfang Dezember kann sich wiederholen, wenn Risikofaktoren wie starker Schneefall, Berufsverkehr und tiefe Temperaturen zusammentreffen.
Kooperation mit den Nachbarstädten
Um für solche Fälle besser gerüstet zu sein, müsse in den Winterdienst investiert werden. So sollen kurzfristig Hallen mit einer Lagerkapazität von mindestens 3000 Tonnen Streusalz angemietet werden – eventuell zusammen mit Fürth, Erlangen und Schwabach. „Dadurch können wir im nächsten Jahr dann 10.000 Tonnen lagern“, so Förther. Salz-Engpässe wie in diesem Winter sollten damit der Vergangenheit angehören. Zudem sollen neue Lieferverträge über 5000 Tonnen Salz ausgehandelt werden, die saftig Vertragsstrafen vorsehen.
Damit nicht genug. „Wir stoßen bei Personal und Gerät an unsere Grenzen“, sagte Ronald Höfler, kaufmännischer Leiter der Behörde. „Wir sind für einen Winter in dieser Form nicht gewappnet. Wir brauchen mehr Material und Mannschaften!“
Derzeit wird intern ermittelt, welche zusätzlichen Fahrzeuge benötigt werden. Das geschieht immer mit Blick auf die leeren städtischen Kassen. So kostet ein großes Räumfahrzeug weit über 200.000 Euro. Außerdem sollen zusätzliche Fahrer für die Schneepflüge ausgebildet werden, damit diese nicht im Deport stehen bleiben müssen, wenn das Personal Schichtende hat.
Im Frühjahr, wenn SÖR seine endgültige Winterbilanz vorlegt, wird über diese Investitionen beraten – für die der Kämmerer dann noch Geld freischaufeln muss. M. Reiner
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