Münchner Experte sagt: So wandelt sich die Gastro-Branche in Bayern
Es ist nur ein Satz im Koalitionsvertrag zwischen Union und SPD, der Erwartungen weckt. "Die Umsatzsteuer für Speisen in der Gastronomie wird zum 01.01.2026 dauerhaft auf sieben Prozent reduziert", heißt es darin.
Doch wer glaubt, dass der Besuch im Restaurant im kommenden Jahr billiger wird, dürfte sich getäuscht sehen. Die Mehrwertsteuersenkung werde höchstens "preisdämpfende Wirkung" haben, sagt Geschäftsführer Thomas Geppert vom Bayerischen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga Bayern) voraus.
Gastro-Preise: Steuersenkungen werden weniger weitergegeben
Wer es wissenschaftlich haben will, kann den Professor für Volkswirtschaftslehre an der Hochschule München Matthias Firgo fragen. "In der Vergangenheit zeigte sich in internationalen Studien, dass Steuererhöhungen allgemein häufig zu höherem Anteil an die Konsumenten weiter gegeben werden als Steuersenkungen", ist das Resümee seiner Analyse der Preis-Effekte von Mehrwertsteueranpassungen.

Der Branche geht es bekanntlich trotz des Erfolgs einzelner Top-Betriebe nicht gut. Die Fluktuation ist groß, aber es gibt auch jetzt immer wieder Neuanfänge. Das bayerische Landesamt für Statistik hat im vergangenen Jahr 5135 Schließungen von gastronomischen Betrieben registriert.
Dem stehen 5472 Neugründungen und Käufe gegenüber, diese aber eher im städtischen Bereich und oft als Teil einer Systemgastronomie oder in Form einer Imbissbude, sagt Dehoga-Geschäftsführer Geppert: "Die Struktur ändert sich."
Sterben der Gastro? Kein Rückgang der Betriebe
In der Summe ist es gleichwohl zu einem leichten Zuwachs und nicht zu dem befürchteten und mitunter gefühlten Rückgang der Zahl der Betriebe gekommen – auch nicht auf dem Land, stellten die Statistiker fest. Ende 2024 wurden im Freistaat 27.589 Restaurants, Gaststätten, Imbissstuben, Cafés und Getränkeausschänke gezählt.
Beim Interessensverband betrachtet man die geplante Senkung der Umsatzsteuer auf Speisen in der Gastronomie nicht als Wohltat für die Gäste, sondern als einen Beitrag zum Erhalt möglichst vieler gastgewerblicher Betriebe.
Nicht wenige stünden durch steigende Personal- und Energiekosten, aber auch erhöhte Pacht- und Mietzahlungen mit dem Rücken zur Wand.
Dehoga-Chef über Gastro-Umsatz: "Der Ertrag ist angeschlagen"
Die Lebensmittelpreise kennen seit längerem nur die Richtung nach oben, listet Geppert die Belastungen weiter auf. Was übrig bleibe, werde durch Abgaben und Steuern erheblich reduziert. Der Umsatz sei in vielen Fällen noch passabel, sagt der Dehoga-Geschäftsführer, "aber der Ertrag ist angeschlagen".

Die Bruttolöhne der Beschäftigten stiegen während das Netto sich kaum verändere, kritisiert der Dehoga-Geschäftsführer. Außerdem sei es höchste Zeit, dass das "Essen to go" und die Speisen am Tisch steuerlich gleich behandelt würden.
Zur Corona-Pandemie war der Umsatzsteuersatz in der Gastronomie schon einmal um zwölf auf sieben Prozent reduziert worden. Die Wiedereinführung des 19-Prozent-Satzes habe für einen Preisanstieg der Gastronomieleistungen um acht Prozent nach oben gesorgt, hat der Volkswirtschaftler Firgo herausgefunden.
Hätten die Betriebe die Steuererhöhung in vollem Umfang auf die Gäste umlegen können, wären die Preise sogar um elf Prozent gestiegen.
Sieben Prozent: Gastropreise wären stabil geblieben
Wäre es beim Sieben-Prozent-Steuersatz geblieben, wären die Gastropreise trotz Großveranstaltungen wie der Fußball-Europameisterschaft 2024 "weitgehend stabil geblieben", behauptet Firgo.
Im Gegensatz zum Interessensverband bewahrt der Ökonom den Gaststättenbesuchern einen Rest Hoffnung: "Offen" bleibe, ob die für 2026 vorgesehene Rückkehr zu sieben Prozent Mehrwertsteuer in der Gastronomie zu Preissenkungen im gleichen Ausmaß führen werde.
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