Mord in der Tiefgarage: Was die Ermittler alles hörten
War das Haus des Angeklagten Peter S. (45) verwanzt? Eine Zeugin bestätigt derweil das Tatmotiv
NÜRNBERG Im Prozess um den so genannten Tiefgaragenmord wollte die Polizei mit einem Lauschangriff die Bluttat an der 1999 erstochenen Arzthelferin Susanne M. (†27) aufklären! Auszüge der Aufzeichnungen – von Ende 2007 bis 20. Januar 2008 – wurden am Montag am Nürnberger Schwurgericht vorgespielt. Am 23. Januar 2008 kam Peter S. dann in U-Haft. Offen blieb, ob das Haus des Gärtners in Dechsendorf mit Wanzen oder Richtmikrofonen abgehört wurde.
"Dabei hab’ doch ich gesagt, die Karre kommt weg", hört man seine Gattin
Unter Rauschen hört man: „Ich habe ein ganz blödes Gefühl gehabt heute früh. Ich war in der Unterhose, als mich die GSG 9 – fünf bis sechs Mann – abgeholt hat“, erzählte er am 19. Januar um 21.10 Uhr der Familie. „Sie haben zwei Zeugen, die gesehen haben, wie ich an dem Tattag aus der Tiefgarage rausgefahren bin. Sogar mein Auto, den weißen Audi 80, haben sie wieder.“ Er hatte ihn 2001 nach Polen verkauft. „Dabei hab’ doch ich gesagt, die Karre kommt weg“, hört man seine Gattin aus zweiter Ehe. Peter S.: „Ich bin nervlich fertig.“ Und weiter: „Es müssen ja Fingerabdrücke bei der Geschädigten gefunden worden sein, was mich entlastet. Von mir werden sie keine finden. Ich war bei meiner Tochter im Bett, und jetzt werde ich total verdächtigt.“ Peter S. gab bislang nur zu, dass er seine Tochter (damals 13) begrapschte. Als Tatmotiv gilt: Er wollte verhindern, dass Susanne M. ihn deshalb bei der Polizei anzeigt. Abgehört wurde: „Ich habe nichts davon, die Sus’n umzubringen. Die hat doch nichts gewusst.“ Eine Zeugin (38) sagte gestern aus, dass Susanne M. ihr zwei Tage vor ihrem Tod anvertraute: „Er weiß, dass ich es weiß, jetzt will er sich mit mir treffen.“
Auch der Bruder von Peter S. wurde damals belauscht. Kurios: Innenminister Joachim Herrmann erklärte 2009, dass man die umstrittene Wohnraumüberwachung in Bayern seit 2004 sieben Mal eingesetzt habe – aber nicht 2007 oder 2008! Der Prozess mit dem laut Gutachter „normalen“ Peter S. geht weiter.cis
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