Mit dem Dienstauto des Landrats in den Kreißsaal
Landau – Eine vor Schmerzen schreiende Schwangere auf dem Rücksitz, ein Fahrer, der mit 240 Stundenkilometer über die Autobahn prescht, und ein Landrat, der auf dem Beifahrersitz seines Dienstautos einfach nur hofft: Baby, bitte halte noch durch bis zur Klinik. Die gute Nachricht: Baby Sara hat durchgehalten.
Egentlich ist es für Heinrich Trapp am Mittwochnachmittag ein ganz normaler Arbeitstermin. Der Landrat besucht die Notunterkunft für Flüchtlinge in Landau, wie er im Gespräch mit der AZ erzählt. 1000 Asylbewerber leben in seinem Landkreis – mit ihnen sprechen, sich austauschen kann er nicht. Deswegen hat er einen Chefarzt zu dem Ortstermin eingepackt, der arabisch spricht – und Gynäkologe ist.
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Eineinhalb Stunden spricht der SPD-Politiker mit den Flüchtlingen über die deutsche Gesellschaft, unsere Werte und Regeln. Er hat ein gutes Gefühl, glaubt, die Botschaft sei bei den Flüchtlingen angekommen.
Dann bekommt er aber eine ganz andere Botschaft: „Herr Landrat, da haben die Wehen eingesetzt.“ Es geht um die 25-jährige Syrerin Siba Juma, die seit wenigen Monaten in Deutschland ist. Trapp überlegt nicht lang, packt die Frau, deren Mann und den Chefarzt in sein Dienstauto – sein Fahrer legt die 18 Kilometer bis zur Klinik in nicht mal zehn Minuten zurück. Mit bis zu 240 Stundenkilometer, erzählt Trapp.
Dort kommt Sara zur Welt. Trapp hat die syrische Familie schon am Tag danach in der Klinik besucht, mit einem Strampler für das Mädel.
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