Meyer gegen alle . . .
. . . und sich selbst. Alarmstimmung in Gladbach nach 1:3-Pleite gegen Cottbus. Ex-Club-Trainer: „Ich weiß nicht, wie lange ich noch hier bleibe“
MÖNCHENGLADBACH Daniel Ziebig hatte leuchtende Augen, als er in Mönchengladbach ankam. „Wenn du die Trainingsmöglichkeiten siehst, das Stadion, wie viele Leute hier arbeiten“, sagte er, „das ist Champions League." Ziebig kennt die Königsklasse nur aus dem Fernseher. Er ist Verteidiger bei Energie Cottbus, das am Samstag 3:1 bei Borussia gewann. Jenem Klub, bei dem so viele Leute arbeiten – in dunklen Anzügen mit grün-schwarzer Krawatte oder grauen Trainingsanzügen.
Die Balance im Kader stimmt nicht
Mönchengladbach und Champions League? Hans Meyer (66), einer der Trainingsanzug-Träger, klärte auf. Schonungslos. In sieben Spielen, in denen er statt Jos Luhukay verantwortlich gewesen sei, habe die Mannschaft „noch nie erstligareif durchgespielt“. Was sie gegen Cottbus im ersten Akt gezeigt habe, sei ihm „bei einem Heimspiel in meiner langen Laufbahn noch nie“ untergekommen. Indirekt nahm er sogar Bezug auf die Champions League: „Wir haben verdient verloren. Nicht gegen Bayern oder Chelsea, sondern gegen Cottbus. Das ist alarmierend.“ Meyers Kritik richtete sich gegen alle – und sich selbst. „Das war ein Fehler“, raunzte er angesprochen auf die Nominierung von Marcel Ndjeng.
Der war aber nicht der alleinige Grund für die fürchterliche Vorstellung. „Das Problem sitzt tiefer, hat etwas mit der Zusammenstellung des Kaders zu tun. Die Balance zwischen Kämpfern und Spielern stimmt nicht“, schimpfte Meyer. Christian Ziege, mittlerweile Co-Trainer, wird Zweifel bekommen, ob denn alle ehrlich waren, die ihm gute Arbeit als Sportdirektor bescheinigten. Im Spiegel des Meyerschen Rundumschlages sieht Zieges freiwilliger Jobwechsel wie eine Degradierung aus. Desen Nachfolger Max Eberl erhielt umgehend den Auftrag, den Markt zu sondieren.
Meyer und sein neues Gebiss
Das Denkmal Meyer, am 11. Februar beim Club gestürzt, wackelt es auch am Niederrhein? „Keiner soll meinen, der Meyer sei entlassen“, klärte er in der nur Hochwohlgeborenen vorbehaltenen dritten Person auf. „Ich bin auf dem Weg nach Nürnberg, zum Zahnarzt, bekomme am Montag ein neues Gebiss.“ Werden seine Ausführungen künftig also noch bissiger?
Nationalspieler Marko Marin, dem in der Winterpause eine vorzeitige Vertragsverlängerung schmackhaft gemacht werden soll, hatte er unter der Woche jedenfalls attestiert: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass irgendein Klub so dumm ist, Millionen für so einen 19-Jährigen auszugeben.“ Aha. Meyers Kontrakt läuft bis 2010. Und dennoch zieht er das Hotelleben in einer Suite im Dorint Hotel vor. Trotz Angebots, das Haus eines Freundes kostenlos nutzen zu dürfen. Meyer lehnte ab: „Ich weiß nicht, wie lange ich noch hier bleibe.“M.B., MaC