Marode! Stadt Nürnberg will vier Schulen abreißen

Sie werden neu gebaut. Das ist wirtschaftlicher, als die Gebäude komplett zu sanieren. Neues Modell: Die Wohnungsbaugesellschaft Wbg hilft bei der Finanzierung und der Planung
NÜRNBERG Die Dächer sind undicht, durch die Fenster pfeift der kalte Wind, die Räume sind marode: Das Bild, das viele Nürnberger Schulen abgeben, ist schlimm. So schlimm, dass die Stadt plant, vier Schulen abzureißen und neu zu bauen. „Das ist wirtschaftlicher, als die Gebäude zu sanieren“, sagt Schulbürgermeister Klemens Gsell (CSU). Kämmerer Harald Riedel (SPD) hat in einem finanziellen Kraftakt 98 Millionen Euro für Schul-Sanierungen und -Neubauten freigeschaufelt.
Riedel: Kommunen bei Investition nicht alleine lassen
Wenn die städtischen Steuereinnahmen nicht komplett einbrechen, dann kann das Investitionspaket in den nächsten vier Jahren gestemmt werden. „Ansonsten muss ich die Reißleine ziehen“, sagte Riedel. Und appellierte an die Verantwortlichen in Berlin und München, die Kommunen bei Investitionen in die Bildung nicht alleine zu lassen.
Um diese Schulen geht's
Die Grundschule St. Leonhard (derzeit Schweinauer Straße) soll an einer zentralen Stelle im Stadtteil neu gebaut werden. Die Planungen über Größe und Raumangebot laufen. Bei der Finanzierung des Baus, den Kämmerer Riedel auf acht bis zwölf Millionen Euro schätzt, geht er neue Wege. Geplant wird die Schule von der „Wbg Kommunal“, einer 100-Prozent-Tochter der städtischen Wohnungsbaugesellschaft Wbg. Die bezahlt auch den Bau. Die Stadt zahlt in den nächsten 25 Jahren Nutzungsgebühren an die Wbg.
Die Viatisschule in Zabo wird ebenfalls abgerissen und neu gebaut. Hier laufen im Hochbauamt bereits die Detailplanungen für das auf 7,5 Millionen Euro geschätzte Projekt. Über zusätzliche Räume für die Mittagsbetreuung wird diskutiert. Bis Pfingsten soll das Raumprogramm genehmigt sein. Im nächsten Jahr kann gebaut werden.
Beim Förderzentrum Merseburger Straße (Stadtteil Schoppershof) muss die Standortfrage noch entschieden werden. Noch vor den Sommerferien soll dann klar sein, wo, wie groß und von wem gebaut wird. Die Kostenschätzung liegt bei 15 Millionen Euro.
Größter Brocken: das Schulzentrum Südwest
Das Schulzentrum Südwest mit dem Sigmund-Schuckert-Gymnasium und der Peter-Heinlein-Realschule ist der größte Brocken. Schulbürgermeister Gsell tendiert dazu, dass es wohl wirtschaftlicher sei, auch hier neu zu bauen. Kostenpunkt: 20 Millionen Euro plus x. Baubeginn wäre nicht vor 2014.
„Wir stehen unter einem hohen Erwartungsdruck der Eltern und Schüler“, begründete Riedel die hohen Investitionen. Deshalb könnten die Projekte trotz leerer Kassen kaum verschoben werden. Das bereits beschlossene 50-Millionen-Sparpaket soll Luft bringen. Der Rest wird über Schulden finanziert. 65,1 Millionen muss die Stadt heuer neu aufnehmen. Michael Reiner