Marion Kiechle Porträt: Gynäkologin, Professorin, Ministerin. Ehefrau von Marcel Reif

Kaum war die Verwunderung über die Absetzung von Kultusminister Spaenle verraucht, da ließ Bayerns Ministerpräsident Markus Söder die nächste Bombe platzen: Er machte die parteilose Medizinerin Marion Kiechle zur Ministerin. Die AZ stellt die Power-Frau vor.
München – Ein Minister oder eine Ministerin muss nicht zwangsläufig vom Fach sein, sondern vor allen Dingen managen können, heißt es immer wieder. So war beispielsweise Horst Seehofer Gesundheitsminister ohne Mediziner zu sein, Landwirtschaftsminister ohne Bauer zu sein und ist nun Innenminister ohne Jurist zu sein. Doch für das Wissenschaftsministerium im Freistaat hat sich Markus Söder nun eine absolute Fachfrau geholt – und zugleich mit einer 60-jährigen Tradition der CSU gebrochen.
Marion Kiechle ist nämlich keine Politikerin, sondern durch und durch Medizinerin. Kiechle (57) wurde im Jahr 1999 an den Lehrstuhl für Gynäkologie und Geburtshilfe der Technischen Universität München berufen und stieg 2000 zudem zur Direktorin der Frauenklinik am Klinikum rechts der Isar auf. Sie war die erste Frau, die in Deutschland einen Gynäkologie-Lehrstuhl innehatte. Sie hat sich auf Krebserkrankungen bei Frauen spezialisiert und gilt als Koryphäe im Bereich der Brustkrebstherapie.
Marion Kiechles Ehemann: Sport-Kommentator Marcel Reif
Doch Marion Kiechle bringt nicht nur großes Fachwissen in das Kabinett Söder, sondern auch einen gewissen Glamour-Faktor. Denn die stilbewusste Professorin macht nicht nur auf zahlreichen Veranstaltungen wie Opernball, Wiesn-Besuch oder Boris und Lilly Beckers Promi-Hochzeit in Kitzbühel eine gute Figur, sondern hat mit Sportkommentator-Legende Marcel Reif auch noch einen prominenten Ehemann. Kiechle und Reif sind seit 2010 verheiratet, sie in vierter Ehe, er in dritter.
Die beiden lernten sich 2007 auf der Aftershow-Party eines Deep-Purple-Konzerts kennen. Reif habe sie recht schnell überzeugt, Bayern-Fan zu werden, erzählte der Sport-Reporter später.
Marion Kiechle, die am 21. März 2018 zur bayerischen Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst ernannt wurde, wurde am 4. April 1960 in Oberkirch, einer Großen Kreisstadt im Westen Baden-Württembergs, geboren. Seit ihrer Berufung als C4-Ordinaria an die TU lebt sie in München. Ihr elf Jahre älterer Ehemann Marcel Reif hingegen wohnt in der Nähe der Schweizer Kantonshauptstadt Zürich. Im Jahr 2013 erhielt er die Schweizer Staatsbürgerschaft und gab seine Deutsche Staatsbürgerschaft freiwillig zurück. Das Ehepaar Kiechle/Reif führt seit jeher eine Fernbeziehung.
Parteilose Ministerin Kiechle: Wann tritt sie in die CSU ein?
Parteilose Staatsminister, die also in keiner Partei Mitgled sind, sind für Bayerische Staatsregierungen extrem ungewöhnlich. Zuletzt berief Ministerpräsident Wilhelm Hoegner von der SPD, der von 1954 bis 1957 eine Viererkoalition ohne Beteiligung der CSU leitete, in Kultusminister August Rucker einen parteilosen Experten ins Kabinett. Marion Kiechle ist damit das erste parteilose Kabinettsmitglied in Bayern seit mehr als 60 Jahren. Allerdings heißt es aus CSU-Kreisen, dass ein Parteieintritt Kiechles in naher Zukunft bevorstehe.
Die Berufung von Marion Kiechle zur Wissenschaftsministerin war dementsprechend ein echter Paukenschlag bei der Vorstellung des Kabinetts Söder am Mittwoch. Sie könnte sich auch noch zum ganz großen politischen Wurf entwickeln, davon ist zumindest TU-Präsident Wolfgang Herrmann überzeugt, der seine Professorin in den höchsten Tönen lobt: Eine "begnadete Ärztin", eine "erstklassige Forscherin"“, eine "Spitzenwissenschaftlerin" sei Kiechle – also die perfekte Besetzung für das Ministerium.
Und ihr Mann kommentiert den unerwarteten Karrieresprung in der Bild: "Um es in der Sprache eines Sportreporters zu sagen: Real Madrid ruft nur einmal im Leben an, denen kann man nicht absagen." Kiechle selbst gibt sich bescheiden – aber auch ehrgeizig: "Ich begegne der neuen Position mit großer Demut und ich habe ja auch viel Verantwortung, aber ich bin es gewohnt, Verantwortung zu tragen."