Morgen Kinder wird's nix geben - Keine Nikolausbesuche wegen Corona

Nach 30 Jahren finden die Hausbesuche des Nikolaus der Kolpingsfamilie St. Wolfgang dieses Jahr coronabedingt nicht statt - einen kleinen Ersatz gibt es dennoch.
Kerstin Petri
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Als Heiliger Nikolaus und Knecht Rupprecht ziehen Wolfgang Summer (l.) und sein Sohn Lukas jedes Jahr von Haus zu Haus. Das geht heuer wegen Corona nicht.
Als Heiliger Nikolaus und Knecht Rupprecht ziehen Wolfgang Summer (l.) und sein Sohn Lukas jedes Jahr von Haus zu Haus. Das geht heuer wegen Corona nicht. © Wolfgang Summer

Seit mehr als 30 Jahren freut sich Wolfgang Summer (52) jedes Jahr aufs Neue auf den Nikolaustag. Denn immer dann schlüpft er in die Rolle des heiligen Bischofs und besucht Familien mit Kindern in der Wolfgang- und Bayerwaldsiedlung.

Die Hausbesuche, die die Kolpingsfamilie der Pfarrei St. Wolfgang organisiert, laufen immer ähnlich ab: Die Eltern vereinbaren im Vorfeld einen Termin mit Wolfgang Summer. Sie schreiben einen Zettel mit den positiven und negativen Eigenschaften der Kinder und richten Geschenke her, die dann vor der Haustür stehen.

Auch der Nikolaus bekommt Geschenke von den Kindern

Den Zettel und die Geschenke nehmen der Nikolaus und sein Knecht an sich, bevor sie das Haus oder die Wohnung betreten. In der Regel tragen die Kinder Lieder oder Gedichte vor. Dann schaut der Nikolaus in sein Goldenes Buch, was es über die Kinder zu berichten gibt. Am Ende übergibt er die Geschenke. Besonders freut sich Summer, wenn Kinder ihm als Nikolaus etwas schenken wie ein selbstgemaltes Bild, etwas Gebasteltes oder Plätzchen. "Nicht nur ich gebe den Kindern was, sondern sie geben mir auch was mit und sind froh, dass der Nikolaus da ist. Das sind ganz tolle Momente."

Zehn bis zwölf Hausbesuche pro Tag schafft Summer am 5. und 6. Dezember, wenn er im Einsatz ist. Die Einnahmen gingen von Beginn an mit Ausnahme von vergangenem Jahr an ein Krankenhaus in Tansania. Mittlerweile haben die Ersten, bei denen Summer zu Besuch war, als sie noch Kinder waren, selbst Kinder. Man kennt sich seit vielen Jahren. Seit seiner Anfangszeit als Nikolausdarsteller hat Summer immer dasselbe Kostüm. "Deswegen gibt es einen gewissen Wiedererkennungswert", sagt der 52-Jährige. Ausgefallen ist noch keiner seiner Besuche.

Doch dieses Jahr ist bekanntlich alles anders. Erstmals seit über 30 Jahren können die Nikolausbesuche der Pfarrei St. Wolfgang wegen Corona nicht stattfinden, was Wolfgang Summer sehr bedauert. "Das ist immer ein ganz tolles Erlebnis, in leuchtende Kinderaugen zu schauen und die Freude mancher Großeltern zu sehen. Das stimmt mich auch persönlich jedes Jahr auf die Weihnachtszeit ein. Leider geht das dieses Jahr nicht."

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"Es macht keinen Sinn, von Haus zu Haus zu gehen"

Die ersten Familien hätten schon im Februar angerufen, um einen Termin im Dezember zu vereinbaren. "Wir haben die Termine fix gemacht, weil man zu der Zeit nicht absehen konnte, wie sich die Pandemie entwickelt. Aber wir haben schon damals darauf hingewiesen, dass sich etwas an den üblichen Abläufen ändern könnte."

Ende Oktober war dann erkennbar, dass die Besuche nicht stattfinden können. "Es macht keinen Sinn, von Haus zu Haus zu gehen." Die Alternative wäre gewesen, den Besuch auf der Terrasse oder vor der Haustür abzuhalten, "aber alle müssten rauskommen - bei jedem Wetter", sagt Summer. Schließlich habe er zusammen mit dem Pfarrer entschieden, dass ein Besuch zwischen Tür und Angel nicht Sinn der Sache ist. "Da entsteht keine Atmosphäre und ich kann nicht von einem Kind verlangen, für den Nikolaus ein Lied zu singen, wenn es frierend vor der Haustür steht."

Den Kindern per Video seine Botschaft zu überbringen, wie manch ein Kollege von Summer es macht, war für ihn keine Option. "Ehrlich gesagt, war mir der Aufwand zu hoch. Und der Heilige Nikolaus ist kein digitaler. Er ist eine Figur, die körperlich präsent sein muss. Das geht digital nicht."

Wenn der Nikolaus nicht kommen kann, kommen die Kinder zu ihm

Zusammen mit dem Pfarrer ist eine andere Lösung gefunden worden. An den vier Adventssonntagen wird eine Andacht auf dem Kirchplatz St. Wolfgang für Kinder und Familien im Freien durchgeführt. Am 6. Dezember steht sie ganz im Zeichen des Heiligen Nikolaus.

Zu dieser Andacht wird Wolfgang Summer als Nikolaus vorbeikommen und zu allen anwesenden Kindern sprechen, "um ihnen ein klein wenig Nikolaus-Gefühl zu vermitteln", sagt Summer. Ein kleines Geschenk vom Nikolaus gibt es natürlich auch. "Vielleicht ist ein gemeinschaftliches Erlebnis mit mehreren Kindern auch mal ganz toll." Und auch die Familien seien froh, dass ein Ersatz für den Hausbesuch möglich ist.

Gleichwohl hofft Wolfgang Summer, dass er nächstes Jahr wieder Hausbesuche als Nikolaus durchführen kann - so wie er es seit 30 Jahren gewohnt ist.

Die Andacht im Rahmen der "Adventszeit für Kinder" mit Nikolausbesuch findet am Sonntag, 6. Dezember, um 16 Uhr auf dem Kirchplatz St. Wolfgang statt.

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