Künstler-Vision: Drei Flossen für Landshut?
Landshut - Wer das Bild betrachtet, das seit Samstag auf Facebook kursiert, der mag seinen Augen nicht trauen. Drei gigantische Walflossen aus Metall ragen aus dem Landshuter Altstadtpflaster. Die Fotomontage sorgt für Aufsehen in verschiedenen Landshuter Gruppen.
Kommentiert wird reichlich, die Reaktionen fallen gemischt aus: Dass die Walflossen das Stadtbild zerstören würden, merkt ein Nutzer an. Ein anderer findet die Idee "klasse" und wünscht sich mehr Kunst und provokante Projekte in Landshut. Andere wiederum halten es für einen Scherz.
Walflossen für Landshut
Als Scherz gemeint war die Idee von Thomas Guber, der hinter dem Bild steckt, ganz und gar nicht. Vielmehr ist es für den Künstler aus Ergolding eine Vision, die er schon seit Jahren hat. "Und jetzt habe ich mich getraut, die Idee in Landshuter Foren zu stellen, um die Reaktionen der Menschen darauf zu erfahren", sagt Guber auf AZ-Nachfrage. Dass diese so zahlreich ausfallen, damit habe er allerdings nicht gerechnet.
Das Bild ist mit Hilfe eines 3D-Programms entstanden und mit Photoshop nachbearbeitet worden. Warum sich Guber gerade für Walflossen entschieden hat? "Sie stehen für mich symbolisch für die Weltmeere und grenzenlose Freiheit."

Skulpturen in solch einer Größe, wie auf dem Bild dargestellt, ins Zentrum von Landshut zu setzen, sei provokant, aber genau darum geht es dem Künstler. Schließlich stünden Mahnmale auch nicht im Wald fernab der Zivilisation. "Dort hätten sie nicht so eine Wirkung wie im Herzen der Gesellschaft."
Künstler Thomas Guber will ein Statement setzen
Thomas Guber, der dieses Jahr unter dem Titel "Fragile - Handle with Care" Gemälde und Bildobjekte in der Kleinen Rathausgalerie ausstellte, will mit seiner Vision ein Statement setzen, um die Menschen wachzurütteln. Mit seinen Arbeiten will er auf Umweltprobleme aufmerksam machen und die Betrachter dazu anregen, sich Gedanken zu machen, wie mit der Natur und mit Tieren umgegangen wird. "Jeder weiß eigentlich um die Probleme mit den Weltmeeren wie Überfischung oder Plastik."
Zwar sei Landshut weit weg vom Meer, aber der Künstler findet: "Man sollte über den eigenen Tellerrand hinausschauen." Er will die Menschen konfrontieren mit den "Problemen, die wir uns selbst schaffen mit unserem Konsumverhalten. Irgendwann werden die Probleme uns oder unsere Nachfahren einholen."
Die Idee von Guber ist nicht ganz neu: Walskulpturen gibt es bereits in verschiedenen Städten weltweit, wie in der Nähe von Rotterdam. Dort hat das Kunstwerk erst kürzlich eine entgleiste U-Bahn gestoppt und eine Katastrophe verhindert.
Guber kann sich solche Skulpturen - egal aus welchen Materialien - auch in seiner Heimat vorstellen, wenn auch nur temporär. "Wenn Landshut die Wichtigkeit der Umweltproblematik erst nimmt, dann kann sich die Stadt vor so einem Statement nicht verschließen. Es würde Landshut ganz guttun, etwas weltoffener zu werden."
Gubers Idee findet bereits Nachahmer
Doch soweit ist es noch nicht. Einen Antrag bei der Stadt hat der Künstler noch nicht gestellt. Die Umsetzung wäre wohl genauso gigantisch wie die Skulptur selbst. "Ich wollte erst die Reaktionen abwarten", sagt Guber und fügt hinzu: "Ich stelle mich gerne der Diskussion, solange es sachlich bleibt und nicht in Hass umschlägt." Im besten Fall, so Guber, denken die Menschen über den Hintergedanken der Skulpturen nach. "Das würde ich mir wünschen."
Nachahmer scheint die Idee von gigantischen Tierskulpturen in der Landshuter Innenstadt auch schon gefunden zu haben: Lorenz Wiedemann CGI & Goats postete das Bild einer biertrinkenden goldenen Ziege auf der Mühleninsel. Auf die Frage einer Nutzerin, ob der Vorschlag ernst gemeint ist, schrieb der Verfasser: "Eigentlich nicht wirklich, aber träumen wird man ja wohl noch dürfen!"