Landsberger Kreistag stellt sich gegen Suche nach Erdgas

Unweit des Ammersees in Oberbayern wird derzeit nach Erdgas gesucht. Obwohl das Projekt schon weit vorangeschritten ist, hat der Kreistag nun in erstaunlicher Klarheit eine Gegenposition eingenommen.
dpa |
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Der Bohrplatz in der Gemeinde Reichling ist nicht nur den Anwohnern ein Dorn im Auge - auch im Kreistag sprachen sich die Mitglieder mehrheitlich gegen die Suche nach Erdgas im Landkreis Landsberg am Lech aus. (Archivbild)
Der Bohrplatz in der Gemeinde Reichling ist nicht nur den Anwohnern ein Dorn im Auge - auch im Kreistag sprachen sich die Mitglieder mehrheitlich gegen die Suche nach Erdgas im Landkreis Landsberg am Lech aus. (Archivbild) © Peter Kneffel/dpa
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Landsberg

Mit breiter Mehrheit hat sich der Kreistag Landsberg am Lech gegen die bereits laufenden und mögliche künftige Gasbohrungen im gesamten Landkreis ausgesprochen. Der Kreistag begründet dies "insbesondere mit möglichen Risiken für das Grundwasser, das Landschaftsbild und den Klimaschutz sowie mit Auswirkungen auf Umwelt, Landwirtschaft und Tourismus in unmittelbarer Umgebung", wie es aus dem Landratsamt auf Nachfrage der Deutschen Presse-Agentur hieß. 

Landkreis will keine Grundstücke für Gassuche bereitstellen 

Der Antrag war gemeinsam von CSU, der Vereinigung Unabhängiger Bürger und den Grünen eingebracht worden. Am Ende stimmte der Kreistag mit 24 zu 17 Stimmen dafür. Im Beschluss heißt es auch, dass der Landkreis "keine eigenen Grundstücke (Verkauf, Verpachtung, Bestellung von Dienstbarkeiten) für Maßnahmen im Zusammenhang mit fossilen Explorations- oder Fördervorhaben zur Verfügung" stellt. Zudem bekennt sich der Landkreis zum langfristigen Ziel eines nachhaltigen und regional getragenen Energiemixes, welcher insbesondere auf erneuerbare Energie setzt. 

Gassuche verlief bisher ohne Komplikationen 

In der Gemeinde Reichling im Landkreis Landsberg am Lech wird derzeit nach Erdgas gesucht. Im Konzessionsgebiet "Kinsau 1A" unweit des Ammersees wurde dazu bis Mitte September eine Probebohrung in eine Tiefe von ungefähr 3.400 Metern durchgeführt. Nach Angaben der verantwortlichen "Energieprojekt Lech Kinsau 1 GmbH" konnte die Bohrung ohne Komplikationen oder Schäden für die Umwelt abgeschlossen werden. 

Analyse der Bohrergebnisse noch nicht bekannt 

Inwiefern die Suche erfolgreich war und am Ende tatsächlich Erdgas gefördert werden kann, ist aber noch immer offen: "Fachlich fundierte Erkenntnisse liegen erst in einigen Wochen vor." In einer späteren Mitteilung zur Probebohrung hieß es: "Es wurden gute Kohlenwasserstoffvorkommen identifiziert, und in den Schlammgruben war etwas Öl zu sehen." 

In der Region gab es fortwährend massive Proteste gegen das Gasprojekt. Umweltschutzorganisationen und Anwohner hatten immer wieder im Umfeld des Bohrplatzes gegen die Gassuche protestiert. 

Umweltverbände loben Beschluss des Kreistages ausdrücklich 

"Der Kreistag hat mit seinem Beschluss klargemacht: Die Menschen im Landkreis wollen keine Gasbohrungen und keine Förderung fossiler Energien im Landkreis Landsberg am Lech", sagte Stefan Krug, Leiter des Greenpeace-Landesbüros Bayern. Das sei ein klares Votum gegen die rückwärtsgewandte Politik von Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) und ein kraftvolles Signal für mehr Klima- und Umweltschutz. "Der Landkreis sagt damit auch Nein zu den in- und ausländischen Firmen, die zwischen Lech und Ammersee künftig noch viel mehr Gasvorräte ausbeuten wollen und denen der Wirtschaftsminister den roten Teppich ausrollt." 

Auch der Bund Naturschutz (BN) lobte den Beschluss ausdrücklich: "Eine sehr gute Initiative, die die vorherrschende Meinung über die Gasbohrungen in der Bevölkerung und der Politik widerspiegelt. Neue Gasfelder in Zeiten der Klimakrise zu erschließen, ist ein Anachronismus, der den wenigsten Menschen einleuchtet", sagte der BN-Landesbeauftragte Martin Geilhufe.

Unterdessen wurde die Konzession für die umstrittene Gasbohrung verlängert. "Die Aufsuchungserlaubnis wurde verlängert - für weitere zwei Jahre", teilte das bayerische Wirtschaftsministerium von Aiwanger mit. Greenpeace kritisierte dies scharf: "Ohne Not kettet Minister Aiwanger Bayern mit seiner Entscheidung an klimaschädliches Erdgas und ignoriert den Willen des betroffenen Landkreises", sagte Krug. Das sei rücksichtslos gegenüber den betroffenen Gemeinden und verantwortungslos gegenüber heutigen und künftigen Generationen.

Hinweis: Diese Meldung ist Teil eines automatisierten Angebots der nach strengen journalistischen Regeln arbeitenden Deutschen Presse-Agentur (dpa). Sie wird von der AZ-Onlineredaktion nicht bearbeitet oder geprüft. Fragen und Hinweise bitte an feedback@az-muenchen.de

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