Kritik an Mixa
AUGSBURG - Der Augsburger Bischof schließt nicht mehr aus, dass er in seiner Zeit als Schrobenhausener Stadtpfarrer Kinder geschlagen hat. Jetzt wird Kritik laut.
Der heutige Augsburger Bischof Walter Mixa räumt nun doch ein, dass er früher als Stadtpfarrer in Schrobenhausen Kinder geschlagen haben könnte. Entgegen bisherigen Beteuerungen sagte Mixa am Freitag in Augsburg nach Angaben des Bistums: „Die ein oder andere Watsch'n kann ich nicht ausschließen.“ Noch vor zwei Wochen hatte Mixa versichert, dass er „zu keiner Zeit körperliche Gewalt gegen Kinder und Jugendliche in irgendeiner Form angewandt habe“.
Prügel "habe es nie gegeben"
Mixas Argumentation lautet nun, dass er Ohrfeigen nicht als körperliche Gewalt versteht. „Das war damals vollkommen normal und alle Lehrer und Schüler dieser Generation wissen das auch.“ Er betonte zugleich: „Falls es zu Ohrfeigen gekommen sein sollte, bedauere ich das heute aufrichtig.“
Mixa bestreitet aber weiterhin schwere körperliche Züchtigungen von ehemaligen Heimkindern in Schrobenhausen. Mehrere Opfer hatten ihm in eidesstattlichen Versicherungen vorgeworfen, sie verprügelt zu haben. Solche Prügel habe es „durch mich nie gegeben“, sagte Mixa der Zeitung.
Nach dem Eingeständnis möglicher Ohrfeigen reißt die Kritik am Augsburger Bischof nicht ab. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Freiburgs Erzbischof Robert Zollitsch, forderte in der Affäre um Misshandlungen von Heimkindern in Schrobenhausen eine Klärung des Sachverhalts und kündigte ein weiteres Gespräch mit Mixa über die Vorwürfe an. FDP-Fraktionsvize Jürgen Koppelin verlangte Mixas Rücktritt als Militärbischof. Der ehemalige Chefvolkswirt der Deutschen Bank und Mitglied des Zentralkomitees der Katholiken (ZdK), Norbert Walter, nahm Mixa zwar in Schutz, betonte aber, der Bischof habe nicht geschickt agiert.
Zollitsch betonte am Samstag am Rande der offiziellen Eröffnung der bundesweiten Aktion “Woche für das Leben„ in Frankfurt, er habe mit Mixa klar vereinbart, der Augsburger Bischof werde „alles dazu beitragen, dass diese Dinge aufgeklärt werden“. Ein weiteres Gespräch mit Mixa über die Vorwürfe gegen ihn sei bereits geplant. Einen genauen Zeitpunkt für diese Unterredung nannte Zollitsch bisher nicht. Mixa habe versichert, zur Aufklärung beizutragen, betonte Zollitsch. „Dieses Vertrauen habe ich zum Bischof Mixa.“
FDP-Fraktionschef Koppelin warnte unterdessen in Berlin, die öffentliche Diskussion werde auch zu einer Belastung für Mixas Aufgaben als Militärbischof – als höchster katholischer Geistlicher für die Bundeswehr. Schließlich brauche der Bischof die Autorität seines Amtes gegenüber den Soldaten. Mixas eigenes Verhalten habe diese Autorität aber untergraben und schwer beschädigt. Da dem Bischof „die Einsicht eines notwendigen Rücktritts“ fehle, bleibe nur die Forderung an den Geistlichen nach einem Rückzug und seine Aufgaben als Militärbischof umgehend niederzulegen. Koppelin betonte: „Nicht Sturheit zeichnet einen Militärbischof aus, sondern Offenheit und Einsicht.“
Verteidigt wurde Mixa am Samstag hingegen vom ehemaligen Chefvolkswirt der Deutschen Bank, Walter. Dieser sieht in der Missbrauchsdebatte „fundamentalistische Aufklärer“ am Werk. Mixas Kritiker würden verkennen, dass körperliche Züchtigung vor einigen Jahrzehnten in Deutschland normal war, sagte das ZdK-Mitglied. Auch seine Mutter habe ihn „verprügelt: Es hat mir nicht geschadet“, sagte Walter. Ihm seien dadurch Grenzen aufgezeigt worden. Dass Mixa die Vorwürfe zunächst abgestritten hatte, nannte Walter glaubwürdig. Der Bischof habe die Ohrfeigen nicht als Gewalt gegen Kinder empfunden. Nachdem Mixa mögliche „Watsch'n“ eingestanden hatte, gab es von SPD und Grünen bereits am Freitag Rücktrittsforderungen gegen den Bischof. Die Augsburger Diözesanrätin Elisabeth Mantlik sagte über Mixas Verhalten: „Diese Heuchelei ist unerträglich.“
ddp
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