Kennzeichen-Pflicht für Nürnbergs Radler?
CSU-Stadtrat Konrad Schuh will mit diesem Vorschlag die Rad-Rowdies disziplinieren - und übt Kritik an der Fahrrad-Kampagne der Verkehrsplaner
NÜRNBERGNürnberg steigt auf! Mit diesem Motto will die Stadt zu einer Fahrrad-Metropole werden. Bis zum Jahr 2015 sollen 20 Prozent der Fahrten im Stadtgebiet umweltfreundlich und klimaschonend mit dem Fahrrad zurückgelegt werden. Derzeit sind es nur elf Prozent. Doch der ehrgeizige Plan sorgt für Ärger im Rathaus!
Denn aus Sicht der CSU kommen bei dem Plan die anderen Verkehrsteilnehmer unter die Räder. „Wenn der Fahrradverkehr tatsächlich so zunimmt, dann brauchen wir eine Kennzeichenpflicht für Fahrräder“, fordert jetzt CSU-Verkehrsexperte Konrad Schuh.
Sein Problem sind die Rowdies auf zwei Rädern, die durch Fußgängerzonen und über Gehwege düsen. „Wenn noch mehr Radler unterwegs sind, dann kommt es auch vermehrt zu Konflikten. Schon jetzt wird man auf jeder Bürgerversammlung angesprochen, weil es Probleme mit Radfahrern gibt.“
Schuh: "Radfahrer dürfen sich nicht alles erlauben"
Aus Schuhs Sicht ist es unumgänglich, dass Radfahrer künftig mit einem Kennzeichen unterwegs sind. „Sie müssen sich ihrer Verantwortung im Verkehr stellen. Ein Nummernschild diszipliniert“, sagt Schuh, der selbst in seiner Freizeit viel radelt: „Auch wenn ich eher ein Schönwetterradler bin!“
Baureferent Wolfgang Baumann will im Zug der Fahrrad-Kampagne viele neue Radwege bauen. Auch die Beschilderung soll verbessert werden. Um Konflikte mit Fußgängern zu vermeiden, sollen die Radwege künftig nicht mehr auf dem Gehsteig, sondern als Radstreifen auf der Fahrbahn abmarkiert werden. An Ampeln sollen Radfahrer künftig ganz vorne vor den Autos stehen dürfen. Am Thumenberger Weg in Erlenstegen wird das schon ausprobiert.
Was Schuh nicht gefällt: „Die halten alle auf.“ Seine Fraktion hat der Fahrrad-Kampagne „Nürnberg steigt auf“ zwar im Stadtrat zugestimmt. „Aber Radfahrer dürfen sich nicht alles erlauben“, sagt der Verkehrsexperte.
Die SPD wirbt dafür, dass die Vorschläge der Verkehrsplaner unterstützt werden. „Trotz der Zustimmung der CSU waren die Zwischentöne nicht geeignet, auf viel Unterstützung von dieser Seite hoffen zu können“, mosert SPD-Fraktionschef Gebhard Schönfelder. „Ich würde mich aber freuen, wenn die CSU ihrer Zustimmung auf dem Papier Taten folgen lassen würde.“
Dazu passt die Forderung nach Fahrrad-Kennzeichen eher nicht.
Michael Reiner