Kandidat wider Willen - AfD-ler trotz Skandals gewählt
Vaterstetten (dpa/lby) - Trotz des Debakels um den AfD-Kandidaten wider Willen im oberbayerischen Vaterstetten kann die Partei wieder in den Gemeinderat und in den Ebersberger Kreistag einziehen. Im Kreistag dürfte auch der AfD-Abgeordnete Manfred Schmidt sitzen - er bekam die zweitmeiste Anzahl der Stimmen auf der AfD-Liste, die AfD hat drei Sitze. Ob er die Wahl annimmt, war am Mittwoch aber unklar.
Der 82-jährige Schmidt soll Bürger ohne ihr Wissen auf die AfD-Listen für Kreistag und Gemeinderat gesetzt haben, darunter eine Rentnerin, eine Hochbetagte und ein Alzheimer-Patient. Auch diese Kandidaten wider Willen bekamen dreistellige Stimmenzahlen bei der Gemeinderatswahl und vierstellige bei der Kreistagswahl.
Sie wundere sich, dass sie viele Stimmen bekommen habe, obwohl sie sich öffentlich von der AfD distanziert hatte, sagte Rentnerin Helga Steinberger. Für eine Löschung von der Liste war es zu spät gewesen. Die frühere Kinderkrankenschwester bekam 556 Stimmen. Die Erstplatzierte der AfD, die als Einzige einziehen kann, hat 755 Stimmen.
Schmidt hat den Sprung in den Gemeinderat in Vaterstetten (Landkreis Ebersberg) zunächst verpasst. Da er auch hier die zweitmeiste Stimmenzahl hat, könnte er aber nachrücken, wenn die erstplatzierte Bewerberin das Mandat nicht annimmt. Für diese Entscheidung hat sie bis Dienstag nächster Woche Zeit.
Der Gemeinderat hatte Schmidt im Februar einstimmig zum Rücktritt aufgerufen und ihn aufgefordert, die Wahl nicht anzunehmen, falls er gewählt werde. Schmidt habe dem Ruf der Gemeinde geschadet und demokratische Grundsätze mit Füßen getreten. Schmidt lehnte die Niederlegung seines Mandats damals ebenso ab wie eine Nichtannahme einer Wiederwahl.
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