Ist er bald Nürnbergs letzter Sozi?

Jetzt erst recht! Der Nürnberger Günther Petrides trat mit 69 Jahren seiner schwächelnden Lieblingspartei bei
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Jetzt erst recht: Nach dem Debakel der Sozis bei der Bundestagswahl trat Günther Petrides der Nürnberger SPD bei.
Klaus Schillinger Jetzt erst recht: Nach dem Debakel der Sozis bei der Bundestagswahl trat Günther Petrides der Nürnberger SPD bei.

NÜRNBERG - Jetzt erst recht! Der Nürnberger Günther Petrides trat mit 69 Jahren seiner schwächelnden Lieblingspartei bei

Jetzt erst recht! Direkt nach dem Debakel der SPD bei der Bundestagswahl hat Günther Petrides (69) den Antrag gestellt. Er wird Mitglied der SPD. In einer Situation, in der den Sozialdemokraten die Mitglieder davonlaufen. Und die Wähler. 775000 Mitglieder hatte die SPD 1998 bundesweit, 512000 sind es heute. Und auch in Nürnberg nimmt die Zahl immer weiter ab. 2700 Genossen haben noch ein rotes Parteibuch, 50 weniger als vor einem Jahr. Und jetzt also SPD? „Meine Sympathie gehörte schon immer der SPD“, sagt Rentner Petrides. Früher hat er sie gewählt, „da war die Position der Partei auch noch nicht gefährdet“. Aber nach dem Debakel bei der Bundestagswahl, als die SPD in Nürnberg auf 23,6 Prozent abschmierte, 11 Prozentpunkte weniger als bei der Wahl vor vier Jahren, sah er sich zum Handeln veranlasst. „Jetzt braucht die Partei jede Unterstützung.“

Deshalb ist es auch nicht Mitleid mit den gebeutelten Sozialdemokraten, das den 69-Jährigen antreibt. „Die SPD ist das soziale Gewissen in diesem Staat. Und das muss gestärkt werden.“ Gegen die Linken zum Beispiel, „denen es offensichtlich erfolgreicher gelingt, für ihre häufig dubiosen Ziele in der Bevölkerung Beifall zu finden“. Die SPD schaffe es eben nicht, sich erfolgreich zu verkaufen, erinnert er sich an den Bundestagswahlkampf. „Wir hatten die besseren Politiker und die besseren Ideen. Und den Erfolg heimste dann die Frau Merkel ein!“

Früher war Petrides, der in Neustadt/Aisch aufgewachsen ist, bei einem Mittelständler in Nürnberg tätig, der mit Möbelstoffen handelt. Er arbeitete dort in der Chefetage und war Prüfer bei der Industrie- und Handelskammer. „Die soziale Komponente war mir im Beruf immer wichtig. Ich habe mich für jeden meiner Lehrlinge eingesetzt, auch wenn der Chef den einen oder andern schon längst rauswerfen wollte.“ Deshalb hat er auch keine gute Meinung über Manager, die mit Blick auf schnelle und hohe Bonus-Zahlungen Menschen entlassen. „Solche Auswüchse kann nur die SPD stoppen!“

Was schwierig ist, weil die SPD jetzt Opposition ist. Die Partei müsse sich an der Basis erneuern, in den Ortsvereinen neue Kraft tanken. Sagen die Parteioberen. Günther Petrides hat die ersten Sitzungen in seinem Ortsverein in Ziegelstein hinter sich. „Ich habe mich wohl gefühlt“, erzählt er. Acht Genossen waren beim ersten Treffen außer ihm gekommen, „leider sehr wenige“. Da wurde die Bundestagswahl analysiert, es ging um den Fluglärm in Ziegelstein und Themen aus dem Stadtrat. Der 69-Jährige hat aufmerksam zugehört. Zu Wort hat er sich noch nicht gemeldet. „Das waren alles alte Hasen. Die haben in einem Partei-Jargon gesprochen, den ich nicht verstanden habe.“

Deshalb bekommt jeder Neu-Genosse zusätzlich zu seinem Parteibuch auch ein „Kleines SPD-ABC, ein Wörterbuch nicht nur für Neumitglieder“. In dem werden alle wichtigen Abkürzungen und Floskeln erklärt. Da wird sich Günther Petrides jetzt einlesen. Auch wenn er in seinem Alter kein Parteiamt mehr anstrebt. Aber bei den nächsten Infoständen und in seinem Bekanntenkreis will er gut informiert für die SPD werben. „Auch wenn viele sagen werden, der ist verrückt!“ Michael Reiner

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